Zehnter Tag der Toilette:Klobalisierte Welt

Menschen verbringen mehr Zeit ihres Lebens hinter verschlossener Klotür als im Gespräch mit dem Partner. Der Welttoilettentag soll an die Bedeutung sanitärer Anlagen weltweit erinnern. Zu diesem Anlass: Wissenswerte Fakten rund um das alltäglichste aller Geschäfte.

Anja Rillcke

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EINE MILLIARDE MENSCHEN OHNE SAUBERES TRINKWASSER

Quelle: EPD

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Mit dem zehnten Welttoilettentag will die "World Toilet Organization" mit Sitz in Singapur auf das Fehlen ausreichender hygienischer Sanitäreinrichtungen in der Welt aufmerksam machen. Denn strahlend weiße Keramikbecken im eigenen Haus und ein Anschluss an die Kanalisation sind keine Selbstverständlichkeit: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO haben derzeit 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu funktionstüchtigen Sanitäranlagen. Das entspricht knapp 40 Prozent der Weltbevölkerung. Die gesundheitlichen Folgen des Mangels sind fatal: Allein in Afrika sterben laut der Genfer Organisation stündlich 115 Menschen infolge mangelnder Hygiene und verschmutzten Wassers - vor allem Kinder.

Wissenswertes rund um das tägliche Geschäft in Bildern.

Das Foto zeigt Menschen, die an einer Wasserstelle am Rande der ruandischen Hauptstadt Kigali Wasser für ihre Familien holen.

Kinderdienst: Viele Menschen haben kein Klo

Quelle: ddp

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Während andere keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, reinigen wir unsere Toilette damit. Etwa 42 Liter oder ein Drittel unseres Trinkwassers spülen wir laut Angaben der Umweltschutzorganisation BUND täglich in der Toilette herunter. Damit entspricht die durchschnittliche Wassermenge einer Toilettenspülung dem Tagesbedarf eines Menschen in Entwicklungsländern.

FRANCE-LIFESTYLE-ARCHITECTURE-VERSAILLES

Quelle: AFP

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Heute ist kein Haus ohne eigene Toilette vorstellbar, doch bis ins 18. Jahrhundert hinein blieb selbst in großzügigen Palastbauten das Problem der Abwasserentsorgung ungelöst. Der Hof Ludwig des XIV. umfasste zwar 2000 Gemächer, hatte aber kein einziges fest installiertes Klosett. Stattdessen benutzten die Adligen Toilettenstühle. Wenn zu den pompösen Empfängen aber bis zu 10.000 Gäste auf einmal nach Versailles kamen, erleichterten sich die Eingeladenen auch in den Königlichen Gärten.

Restauriertes Mosaik aus einer öffentlicehn Badeanstalt in Pompeji

Quelle: REUTERS

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Von  einem "Stillen Ort" konnte im antiken Rom keine Rede sein. Hier war der Toilettengang ein geselliges Ereignis. Wer es sich leisten konnte, erledigte die Angelegenheit außer Haus. Durchschnittliche Aborte boten Platz für 50 bis 60 Leute. Besonders beliebter Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft waren die Prachtlatrinen des Imperiums. Dort traten sogar Dichter und Sänger auf. Mosaike wie hier in Pompeji, Säulen und Fußbodenheizung verbreiteten Glanz und Behaglichkeit. Man saß ungezwungen beieinander, erfuhr den neuesten Tratsch und schloss nebenbei Geschäfte ab.

Sportler urinieren bei der Tour de France

Quelle: DPA-SZ

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Meist sind es Männer, die Angst vorm Wasserlassen haben. Die Blase drückt, aber wenn ein anderer Mann neben ihnen steht, geht einfach nichts. Es gibt einen wissenschaftlichen Namen für dieses Phänomen: Paruresis. Mediziner sprechen auch vom Syndrom der schüchternen Blase. Dabei handelt es sich um eine psychische Störung, bei der die Betroffenen Angst haben, auf öffentlichen Toiletten zu urinieren. Die gefühlte Gewissheit, von anderen Menschen beobachtet und bewertet, schlimmstenfalls ausgelacht zu werden, lässt die Pinkelpause zur Qual werden.

Festumzug 800 Jahre Dresden

Quelle: picture-alliance/ dpa

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Mikrobiologen der Universität Arizona empfehlen, auf öffentlichen WCs die erste Toilette zu wählen. Die Kabine am Eingang werde am wenigsten benutzt und sei  deswegen in der Regel die sauberste. Die meisten Toilettengänger seien sich dessen nicht bewusst und favorisierten die goldene Mitte.

An iPod sits in a new toilet stall on display at a promotional event for Charmin Restrooms in New York's Times Square

Quelle: REUTERS

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Die Toilettenpapier-Industrie unterscheidet zwischen vier verschiedenen Benutzergruppen. Es gibt Falter, Knüller, Wickler und Einzelblattabreißer. Laut  Marktforschungsstudien zählen 90 Prozent der Deutschen zur ersten Kategorie, denn das Klopapier wird hierzulande ordentlich zusammengelegt. Nur sechs Prozent knüllen die Blätter zu einer Kugel. So handhaben es übrigens auch ein Drittel aller Engländer, viele Franzosen und fast ausnahmslos alle Amerikaner. Und die restlichen vier Prozent der Deutschen? Die entfallen auf Spezialisten wie den "Wickler" oder den "Ein-Blatt-Abreißer".

PANTOMIME IM NEUEN KLÄRWERK

Quelle: DPA/DPAWEB

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Die Klobrille ist sauberer als ihr Ruf. Die Keimbelastung ist auf Toilettensitzen - verglichen mit der auf Telefonhörern, Tastaturen und Computermäusen - geradewegs unbedeutend. Das Ergebnis einer Studie der Universität von Arizona wird vor allem die 85 Prozent jener Frauen interessieren, die besondere Berührungsangst gegenüber der Klobrille haben und sich deshalb nie auf eine öffentliche Toilette setzen: Nichts ist schlimmer als ein Telefonhörer - er landet auf der Bakterienschleuder-Skala ganz oben. Auch Schwämme und Spülbecken können mit zahlreichen Keimen aufwarten. Die Klobrille ist dagegen mit ein paar versprengten Mikroben richtiggehend steril.

Internationale Raumstation ISS, aufgenommen von der Raumfähre Discovery, 2005

Quelle: AFP

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Die teuerste Toilette der Welt befindet sich nicht auf Erden, sondern im All. Es ist das Klosett auf der internationalen Weltraumstation ISS. Für knapp 14 Millionen Euro kaufte die US-Weltraumbehörde NASA die High-Tech-Anlage von Russland. Sie ermöglicht es unter anderem, Urin zu Trinkwasser aufzubereiten.

ATLETICO-FANS FEIERN MIT KLOPAPIERROLLEN-KASKADE

Quelle: DPA/DPAWEB

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In Madrid feiern Atlético Fans ihren Verein mit Luftschlangen aus Klopapier. Jeder Deutsche verbraucht mehr als einen Kilometer davon im Jahr. In 65 Jahren kommen damit etwa 2100 Rollen Papier zusammen. Übereinandergestapelt entspricht das der Höhe des Frankfurter Main Towers.

Kate Winslet

Quelle: ag.ap

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Einige Schauspieler präsentieren ihre Auszeichnungen in der Wohnzimmer-Vitrine, andere verstauen sie in einer Kiste im Keller. Kate Winslet hingegen bewahrt ihre Oscars auf der Toilette auf.

Nokia schließt Werk in Bochum

Quelle: dpa

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Der Gang zum Klo kann teuer werden, wenn das Handy zu locker in der Hosentasche sitzt. In Großbritannien sehen jährlich 850.000 Menschen ihr Mobiltelefon im Abfluss verschwinden.

A NIGHTSOIL COLLECTORS IN BEIJING PAYS HIS FINAL EARLY MORNING CALL ON A PUBLIC TOILET

Quelle: REUTERS

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Besucher öffentlicher Toiletten und Restaurants in China müssen ihr Toilettenpapier selbst mitbringen. Weil die Nachfrage nach dem Hygieneartikel mittlerweile so hoch ist, experimentieren einige Hersteller schon mit Stroh und Zuckerrohr als Ersatzrohstoffe für die Papierherstellung. Mit dem Einzug neuer Techniken gehen jahrhundertealte Traditionen verloren. Der Chinese Fan Boafa war einer der letzten Fäkaliensammler in Peking. Zu seinem letzten Arbeitstag schenkten ihm Anwohner Papierblumen.

Drohungen vor WM: Wir verwüsten Kapstadt

Quelle: dpa

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Jeder  Mensch verbringt am Tag mehr als zwanzig Minuten auf der Toilette, berechnen Jürgen Becker, Dietmar Jacobs und Martin Stankowski in ihrem Buch: "Der dritte Bildungsweg: Gepflegtes Halbwissen." Zum Vergleich: Ganze acht Minuten täglich, also nicht einmal die Hälfte dieser Zeit reden deutsche Ehepaare im Schnitt miteinander.

© sueddeutsche.de/dapd/aril/lala
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