Wohnen mit gutem Gewissen:Sofas für Lohas

Das grüne Sofa kommt: Immer mehr Menschen achten darauf, dass ihre Möbel, Teppiche und Gardinen ökologisch und sozial korrekt sind. Eine Einrichtungsexpertin erklärt, warum das so ist.

U. Bretz

Natürliche Materialien in der Wohnung werden immer wichtiger. Eva Barth-Gillhaus, 55, weiß, warum. Sie ist Einrichtungsexpertin in Meerbusch und erforscht das Verhalten der Konsumenten der Zukunft.

Wohnen mit gutem Gewissen: Man muss ja nicht gleich übertreiben und sich Spinnweben vors Fenster hängen. Aber natürliche Materialien spielen bei der Einrichtung eine immer größere Rolle.

Man muss ja nicht gleich übertreiben und sich Spinnweben vors Fenster hängen. Aber natürliche Materialien spielen bei der Einrichtung eine immer größere Rolle.

(Foto: Foto: Messe Frankfurt)

sueddeutsche.de: Vielen Menschen schmecken Bio-Eier und Bio-Möhren besser als konventionell erzeugte Lebensmittel - aber warum sollte man ein Bio-Sofa kaufen?

Eva Barth-Gillhaus: Wenn Sie die Wahl haben zwischen einem Sofa, das Sie mit gutem Gewissen kaufen können, und einem, bei dem Sie ein schlechtes Gewissen haben müssten, ist doch klar, wofür Sie sich entscheiden.

sueddeutsche.de: Warum sollte ich beim Kauf eines neuen Sofas ein schlechtes Gewissen haben?

Barth-Gillhaus: Nicht jedes Sofa wird nachhaltig hergestellt.

sueddeutsche.de: Was bedeutet Nachhaltigkeit bei Möbeln und Stoffen?

Barth-Gillhaus: Bei den Heimtextilien geht es um ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Nachhaltige Stoffe, Teppiche, Möbel und Lacke schonen Natur und Umwelt. Bei der Herstellung werden weniger Wasser und Chemikalien verbraucht. Möbel werden aus Plantagenholz gebaut, anstatt aus Urwaldhölzern. Außerdem sollte man beim Kauf auch an das Unternehmen denken - man kann dazu beitragen, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben. Ganz wichtig ist der Fairtrade-Gedanke. Ich möchte mir keine Gardine ins Wohnzimmer hängen, die von Kinderhänden genäht wurde.

sueddeutsche.de: Aber woher weiß der Kunde, ob eine Gardine in Kinderarbeit hergestellt wurde?

Barth-Gillhaus: Nachhaltige Produkte werden in der Regel zertifiziert und bekommen ein Gütesiegel.

sueddeutsche.de: Findet man diese zertifizierten Stoffe und Lacke nur in speziellen Geschäften?

Barth-Gillhaus: Nein, über Fair Trade gehandelte Produkte oder andere nachhaltige Naturfasern gibt es inzwischen sogar beim Discounter. Und große Konzerne wie Ikea verlangen häufig von ihren Lieferanten die Einhaltung bestimmter nachhaltiger Spielregeln. Die Kunden werden immer bewusster und fragen nach diesen Zertifikaten.

sueddeutsche.de: Wer sind diese Kunden? Bei wem kommt ein Öko-Sofa gut an?

Barth-Gillhaus: Anfangs haben sich vor allem Allergiker dafür interessiert, dass die Stoffe, die sie direkt auf der Haut tragen, natürlich sind und ohne Chemikalien hergestellt wurden. Heute ist es vor allem die Gruppe der Lohas - die Vertreter der Öko-Avantgarde. Menschen, die auf den "Lifestyle of Health an Sustainability", also auf Gesundheit und Nachhaltigkeit achten, aber auch auf Genuss und gutes Aussehen.

sueddeutsche.de: Kann das ökologische Sofa diesem ästhetischen Anspruch standhalten?

Barth-Gillhaus: Vielen dieser nachhaltig produzierten Stoffe sieht man ihre Natürlichkeit tatsächlich an. Ein aktueller Trend ist weißes Leinen. Aber auch Seide ist im Kommen - den natürlichen seidigen Schimmer kann man künstlich gar nicht so schön herstellen.

sueddeutsche.de: Öko kann also schick sein?

Barth-Gillhaus: Öko hat nichts mehr mit Sack und Asche zu tun. Trendforscher verwenden den Begriff "Green Glamour": Es gibt durchaus natürliche Produkte mit glänzenden Farben, schimmernden Metallfäden, glänzendweißen Lacken, gebürstetem Stahl und patinierten Oberflächen. Öko und modernes Design sind nicht länger ein Widerspruch. Wer sich nachhaltig einrichten will, muss nicht auf Glanz und Glamour verzichten.

sueddeutsche.de: Muss man für "Green Glamour" mehr Geld ausgeben?

Barth-Gillhaus: Glücklicherweise funktioniert das bei den Heimtextilien wie überall in der Wirtschaft: Es wird immer mehr nachhaltige Angebote geben, die den Preiswettbewerb gewinnen. Nachhaltigkeit ist zum Wettbewerbsvorteil geworden. Wenn das Sofa mit dem schlechten Gewissen genausoviel kostet wie das Sofa mit dem guten Gewissen, gewinnt das letztere. Nicht nur bei den Lohas.

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