Wohnen:Endlich in Sicherheit

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Sicherheitszaun vor Villen der Luxus-Wohnanlage Arcadia in Potsdam. (Foto: imago stock&people)

Immer mehr Besserverdiener ziehen in umzäunte Wohnanlagen, ein Extrembeispiel ist die Gated Community "Arcadia" in Potsdam. Besuch bei einer Frau, die bereit ist, für 24-Stunden-Doorman, Bewegungssensoren und Videoüberwachung auch etwas mehr zu zahlen.

Von Christoph Dorner und Hannes Vollmuth

"Arcadia" in Potsdam gilt als erste "Gated Community" in Deutschland. Die Siedlung wurde vor fast 20 Jahren gebaut und galt zunächst als gemauerter Beweis dafür, dass sich diese abgeschottete Art zu wohnen in Deutschland nicht durchsetzen würde. Weder die 28 000 Quadratmeter große Parklandschaft am Havelufer noch das Sicherheitskonzept mit Wachmann und Videoüberwachung lockten genügend potente Interessenten. Die Villen und Luxuswohnungen standen lange leer, der Bauherr musste Insolvenz anmelden. Mittlerweile sollen in dem umzäunten Wohnviertel 43 Menschen leben. Arcadia ist ausverkauft. Und Deutschland ist ein anderes Land geworden.

Im Januar veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut Allensbach eine Umfrage, nach der 82 Prozent der Deutschen befürchten, dass hierzulande Gewalt und Kriminalität zunehmen. Sicherheit, auch das sagten die Befragten, sei ihnen derzeit sogar einen Tick wichtiger als individuelle Freiheit. Das Land stand unter dem Eindruck der Silvesternacht von Köln und so mancher gefühlten Wahrheit über kriminelle Flüchtlinge. Es gibt Statistiken, die der Verunsicherung Nahrung geben. Demnach kommt die Angst vor allem nachts oder dann, wenn niemand zu Hause ist.

Zahl der Wohnungseinbrüche drastisch gestiegen

Eine Bewohnerin von Arcadia hat der SZ das Tor geöffnet. "Man fühlt sich hier geborgen", sagt Renate Belle. Und sicher. 185 Euro zahlt sie im Monat für den 24-Stunden-Doorman, dazu kommen Kosten für weitere Sicherheitsmaßnahmen.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist im vergangenen Jahr auf mehr als 167 000 registrierte Fälle gestiegen, zehn Prozent mehr als 2014. In Hamburg waren es sogar 20 Prozent mehr, dort jagt seit ein paar Monaten die "Soko Castle" per Datenanalyse Intensivtäter.

Besserverdiener ziehen in umzäunte Wohnanlagen, die Immobilienentwickler längst auch in Berlin, München, Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig und Aachen in den besten Lagen platziert haben. Es sind keine geschlossenen Gesellschaften wie Arcadia, das den Gated Communities in den Ballungszentren in Nord- und Südamerika noch am ehesten ähnelt. Doch auch dort wacht ein Concierge, sonst für den Service zuständig, darüber, wer in den Stadtvillen und Townhouses ein- und ausgeht. Auch hier kaufen sich die Bewohner, eine diskrete Gemeinschaft, ein Gefühl von Sicherheit. Nebenbei sind die Luxusimmobilien eine hoch profitable Geldanlage.

SZ Plus"Gated Communities"
:Abstand, bitte!

Die Zahl der Einbrüche ist drastisch gestiegen. Immer mehr Menschen haben Angst um ihre Familien und ihren Besitz. Einige haben bereits reagiert - und leben nun in geschützten Anlagen.

Von Christoph Dorner und Hannes Vollmuth

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In einer früheren Version dieser Nachricht war die Rede von 75 185 Euro für den Doorman. Wir bitten Sie, diesen unglücklichen Tippfehler zu entschuldigen.

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