Wenn Promis über Liebe reden - "Schmachtwort der Woche":"Wir alle wollen gut sein im Bett"

Die Feministin Caitlin Moran findet: Wenn es um Haltungsnoten in den Laken geht, besitzen Frauen ebenso viel Ehrgeiz wie Männer. Was dabei zählt, sind guter Wille, Humor, Selbstbewusstsein. Und frauenfreundlichere Umkleidekabinen.

von Violetta Simon

Wenn man der Feministin Caitlin Moran glauben darf, sind Männer und Frauen eigentlich gar nicht so unterschiedlich. Beide bringen andere gern zum Lachen, legen Wert auf einen guten WLAN-Anschluss und ordentlich heißes Wasser. Und noch eine Gemeinsamkeit sieht die britische Bestsellerautorin: "Wir alle wollen gut sein im Bett."

Promi-Kolumne Schmachtwort der Woche, Caitlin Moran

Das Schmachtwort der Woche kommt diesmal von Caitlin Moran.

(Foto: Sophie Kaiser)

Leistungsdruck im Bett: Einst galt das ausnahmslos als männliche Bürde - und stand in unmittelbarer Assoziation zu der postkoitalen Frage: "Na, wie war ich?" Noch heute erinnert diese Phrase an Zeiten, in denen die Verantwortung für den Spaß im Bett dem Mann zugeschrieben wurde - und damit auch Lob und Kritik ihm vorbehalten waren. Und noch heute ist die Vorstellung absurd, dass eine Frau die Frage stellen würde "War ich gut?" Oder dass überhaupt jemand so etwas laut ausspricht. Man hat ja schließlich seinen Stolz. Und außerdem weiß man so etwas einfach. Oder ahnt es zumindest.

So ganz sicher sein können wir uns letztendlich nämlich nicht, ob wir eine echte Granate sind und unserem Bettgefährten soeben den traumhaftesten Sex seines Lebens beschert haben. Oder nur "unter ferner liefen" rangieren. In der Regel sitzt da keine Jury im Schlafzimmer, die Schildchen mit Haltungsnoten in die Höhe hält und uns unter stürmischem Applaus zu einer euphorischen Knierutsche über den Teppich animiert. Der Vorteil: Es gibt auch keinen Coach, der bedauernd den Kopf schüttelt und sagt: "Ich habe heute leider kein Foto für dich". Und der einzige Zeuge, der unsere Qualitäten kommentieren könnte, rüsselt bereits.

"Gut im Bett": Was ist darunter überhaupt zu verstehen? Die Kriterien sind so unterschiedlich wie die Vorlieben der Beteiligten. Oft bekommt man noch nicht einmal die Chance, sein Können zu beweisen, weil man bereits an genau dieser Hürde scheitert, an den Vorlieben: Während die eine sich über Einfühlungsvermögen oder akrobatische Einlagen freut, ist die andere vielleicht schon glücklich, wenn seine Oberschenkel nicht dünner sind als ihre. Und worauf Frauen Wert legen, das müssen Männer noch lange nicht schätzen. Zum Beispiel, dass sie sich die Zähne geputzt und die Füße gewaschen hat.

Phantasie ist gefragt

Ist der Ring dann eröffnet, ist Phantasie gefragt. Sicher ist ein gekonnter Striptease ein Ankommer - im Table-Dance-Club. Doch wenn die Ehefrau im Wohnzimmer beim Abrollen der halterlosen Strümpfe mit dem Gleichgewicht kämpft, ist das genauso sexy wie der Leoparden-Stringtanga unter der Plauze des Gatten. Eine Inszenierung sollte also nur erfolgen, wenn man auch den nötigen Humor hat, die Situationskomik spontan ins Vorspiel einzubauen.

Was aber letzten Endes zählt, ist der gute Wille. Und den zeigen gerade Frauen immer öfter. Ein leuchtendes Beispiel für Eigeninitiative in Sachen "gut im Bett" ist zum Beispiel die US-Amerikanerin Charla Muller. Die zweifache Mutter beglückte ihren Mann zu seinem 40. Geburtstag mit einem Geschenk der besonderen Art: jeden Tag Beischlaf, und das ein ganzes Jahr lang.

Täglich Sex - mit der eigenen Frau

Offenbar gehen Frauen automatisch davon aus, dass Männer sich über alles freuen, was mit Sex in großen Mengen zu tun hat. Doch zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass die beiden zu diesem Zeitpunkt seit zehn Jahren miteinander verheiratet waren. Gegen täglichen Sex hätte der Beschenkte ja gar nichts einzuwenden gehabt. Aber mit der eigenen Frau? Die Vorstellung hatte beinahe schon etwas Beängstigendes, zumindest war sie gewöhnungsbedürftig.

Und die Gewöhnung erfolgte in der Tat schon bald: Nach einigen Monaten hing beiden die Sache zum Hals heraus. Auch die großzügige Schenkerin zeigte Einsicht und fragte sich, warum sie ihrem Mann nicht einfach einen Tauchkurs oder Schonbezüge für die Autositze geschenkt hatte.

Es ist eben nicht leicht, die Balance zwischen Engagement und Bemühungen zu finden. Und beim Versuch, uns beim Liebesakt selbst zu übertreffen, übernehmen wir uns manchmal einfach nur - und übersehen, dass es auch noch andere Bereiche gibt, die zählen. Was dann übrig bleibt, haben die Prinzen in einem Song auf den Punkt gebracht: "Wir sind gut im Bett, leider nirgendwo sonst."

Was immer hilft: Selbstbewusstsein - eine Eigenschaft, die viele Männer übrigens wichtiger finden als einen knackigen Hintern. Leider ist gerade dieses Attribut bei Frauen sehr sensibel und unbeständig. Unter anderem deshalb, weil sie in einem mittlerweile durchwegs sexualisierten Alltag permanent mit willigen Geschlechtsgenossinnen konfrontiert werden, die ihren makellos geformten Körper einer Kamera entgegenbiegen.

Endgültig vorbei ist es mit dem weiblichen Selbstbewusstsein im Bett, wenn Frau unmittelbar zuvor in einer von Neonlicht erleuchteten H&M-Kabine Unterwäsche anprobiert hat. Während ihn allein die Tatsache antörnt, dass sie Dessous trägt, erleidet sie ein Trauma aufgrund der Diskrepanz, die zwischen Wunschbild und Spiegelbild liegt: ein bleicher, teigiger Körper.

Hätten Umkleidekabinen keine Spiegel, die Welt wäre ein besserer Ort. Vielleicht sollte man ja mal darüber nachdenken, die Dinger abzuschaffen. Dann wären vermutlich manche Frauen gleich viel besser im Bett.

Oder, um es mit den Worten der Feministin Caitlin Moran zu sagen: "Statt sich ständig um Haare und Hintern zu sorgen, sollten Frauen mal einen Tag lang nicht verzweifeln, nichts kaufen - und einfach das Leben genießen".

Kennen Sie einen peinlichen Spruch von einem Prominenten, ein witziges Zitat einer berühmten Persönlichkeit oder eine Liedzeile zum Thema Liebe? Dann behalten Sie das nicht für sich, sondern schicken Sie es an leben@sueddeutsche.de - Betreff: "Schmachtwort" (bitte den Urheber des Ausspruchs angeben!).

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