Was Minister Horst Seehofer rät:Nur nicht hungrig einkaufen

Verbraucherminister Seehofer zeigt sich besorgt angesichts der Ergebnisse der Nationalen Verzehrstudie. Im Kampf gegen Übergewicht und falsche Ernährung will er trotzdem auf Eigenverantwortung statt Bevormundung setzen.

Daniela Kuhr

Horst Seehofer beginnt mit den Dingen, die man noch lustig finden kann: Singles seien schlanker als Verheiratete, stellt der Bundesverbraucherminister bei der Präsentation der ersten bundesweiten Studie zum Ernährungsverhalten der Deutschen fest. Doch das war es dann auch schon mit dem Scherzen.

Was Minister Horst Seehofer rät: Karotte statt Burger: Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) gibt Tipps für eine gesunde Ernährung

Karotte statt Burger: Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) gibt Tipps für eine gesunde Ernährung

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Die anderen Ergebnisse stimmen den CSU-Politiker ernster. Natürlich gibt es ihm zu denken, dass sich die Hälfte der Deutschen falsch ernährt, dass viele zu dick und einige zu dünn sind. "Aber es wird keine Olympiade der Verbote geben", sagt Seehofer. "Ich will den Menschen nicht vorschreiben, wie sie sich ernähren müssen." Vor allem wolle er "nicht schulmeisterlich daherkommen und vorrechnen, mit welchen Kosten die vielen Übergewichtigen das Gesundheitssystem belasten".

Im Auftrag des Verbraucherministeriums haben in den vergangenen zwei Jahren 20000 Deutsche im Alter zwischen 14 und 80 Jahren Auskunft gegeben über ihren Lebensstil, ihr Einkaufsverhalten, ihre Kochkompetenz, ihre sportlichen Aktivitäten und ihr allgemeines Gesundheitsverhalten. Die letzte vergleichbare Studie liegt 20 Jahre zurück, daher sei die am Mittwoch vorgestellte Untersuchung "die erste repräsentative Studie für Gesamtdeutschland", sagt Seehofer.

Nicht bevormunden, sondern helfen

Zu den interessanten Erkenntnissen zähle für ihn, "dass der Preis eines Lebensmittels bei der Kaufentscheidung nur einen mittleren Rang einnimmt". Frische, Geschmack und Qualität spielten eine deutlich höhere Rolle.

Bemerkenswert sei auch, "dass die Menschen abstrakte Gesundheitsgefahren wie Pestizide oder Hormonrückstände höher einschätzen als die negativen Folgen ungesunder Ernährung", sagt Seehofer. Vermutlich sei es aber ganz normal, "die Dinge, die in der Verantwortung eines Dritten liegen, wichtiger einzuschätzen als die, für die man selbst verantwortlich ist".

Eigenverantwortung - das ist es, wozu der Minister jetzt aufrufen möchte. "Wir wollen nicht bevormunden, sondern helfen", sagt Seehofer. "Die Menschen sollen erkennen, dass sie durch ein anderes Verhalten ihre Lebensqualität und ihr Wohlbefinden verbessern können." Das will er mit "Information und Aufklärung" erreichen, durch Aktionen in Kindergärten, Schulen oder Krankenkassen.

"Wenn wir eine Verhaltensänderung erzielen wollen, geht das nicht durch eine einzige Maßnahme", sagt Seehofer, "das ist eine Daueraufgabe." Er sprach sich für eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln aus. So plant die EU-Kommission, dass Hersteller die wichtigsten Nährstoffe angeben und ins Verhältnis zur jeweils empfohlenen Tagesdosis setzen müssen.

Auf die Frage, was denn nun eigentlich gesunde Ernährung ausmache, zögert Seehofer nur kurz. Seiner Erfahrung nach sei es wichtig, dass man sich "abwechslungsreich und in Maßen ernährt und ausreichend bewegt", sagt er. Sein Idealgewicht habe er "zumindest immer in Sichtweite". Und der persönliche Tipp des Ministers: "Kaufen Sie niemals hungrig ein!"

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