Was ist Glamour?:Selbst in Gummistiefeln bezaubernd

Das mag Sie jetzt überraschen: Königin Elisabeth II. ist eine Glamour-Queen. Dabei hat die 81-Jährige mit Kate Moss viel gemeinsam.

Violetta Simon

Einer der wichtigsten Gründe, warum sich noch heute jeder an die junge Jackie Kennedy erinnert, war ihre elegante Erscheinung. Mit ihrer modernen, stilvollen Garderobe verkörperte die First Lady des 35. US-Präsidenten den Begriff "Eleganz" bis zur Perfektion.

Heute würde niemand mehr von Eleganz sprechen. Was uns interessiert, ist der Glamour-Faktor. Eleganz hat etwas mit Ästhetik zu tun. Glamour erweitert den Begriff der Eleganz um den der Selbstinszenierung. Es geht um mehr, als ein schickes Kleid, einen auffälligen Hut. Es geht ums glanzvolle Ganze.

Je eindrucksvoller und konsequenter sich eine Person als Gesamtkunstwerk präsentiert, desto höher ist ihr Glamour-Faktor und desto stärker ihre Präsenz in der Presse. Dabei ist eines wichtig: konsequent seinem Stil zu folgen - ohne damit um Aufmerksamkeit zu buhlen.

Die Motivation "Hauptsache, man bleibt im Gespräch" ist was für Selbstdarsteller. Sie erkennen nicht den feinen Unterschied zur Selbstinszenierung. Das Auftreten einer Amy Winehouse und eines Pete Doherty hat daher mit Glamour nichts zu tun, denn: Selbstinszenierung würde die eigentlichen Fähigkeiten einer Person niemals in den Hintergrund drängen.

So gesehen ist es nur auf den ersten Blick erstaunlich, dass Queen Elizabeth II neben mehreren Supermodels von der britischen Vogue zu den "glamourösesten Frauen" der Welt gewählt wurde. Eine weißhaarige alte Dame, die vor allem eines ist: patent. Die 81-Jährige war in ihrer Jugend aktive Pfadfinderin, machte den Führerschein und wurde zur Automechanikerin ausgebildet. Sie war die erste und - bis 2006 - einzige Frau in der königlichen Familie, die Militärdienst geleistet hat. Wenn sie nicht im Ornat erscheint, steckt sie meist in einem Kostüm mit passendem Hut.

Wer nun denkt: "Wo liegt da der Glamour?", hat eines nicht verstanden: "Glamour ist nicht was man trägt, sondern wie man es trägt", begründet die Vogue ihre Wahl. Nach Ansicht der Modebibel mache die britische Königin sowohl mit Wanderschuhen und Kopftuch als auch mit Kronjuwelen ein gute Figur. Selbst die angesagtesten Models meinten, die Königin, die des Öfteren mit Gummistiefeln oder ganz in Loden abgelichtet wurde, sei nicht einfach nur "cool". Sie wirke stets "stilsicher und bezaubernd".

Kate Moss, Königin des Heroin Chics

Genau diese mondänen Qualitäten schreibt die Vogue außer Elisabeth II. auch den Models Kate Moss und Claudia Schiffer sowie den Schauspielerinnen Vanessa Redgrave, Charlotte Rampling und Helen Mirren zu. Letztere hatte die britische Königin in dem Film "The Queen" verkörpert.

Gerade Kate Moss, die Königin des Heroin Chics, ist ein gutes Beispiel für den neuen Begriff der Selbstinszenierung. Aus der dramatischen Liaison mit dem drogenabhängigen Doherty ging sie unbeschadet hervor. Ihr unnahbares Porzellan-Image zerbrach selbst dann nicht, als sich verschiedene Modekonzerne wegen ihrer Kokain-Sucht zurückzogen. Im Gegenteil: Die dünne Britin hat es geschafft, ihren Lebensstil als eigenen Trend zu vermarkten. Der Trick: Sie blieb sich konsequent treu. Und: Sie lebte ihr schillerndes Leben, ohne darüber zu sprechen. Das überließ sie anderen. Heute steht das bestbezahlte Model der Welt bei Ives Saint Laurent unter Vertrag und gilt bei Millionen von jungen Frauen als Mode-Ikone.

Für Kate gilt dasselbe wie für die Queen: Sie würde selbst in Gummistiefeln glamourös aussehen. No big deal. Es ist eben so.

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