Produkte für junge Zielgruppen:Kinder brauchen keine Extra-Wurst

Im Supermarktregal locken Wurst- und Käsepackungen in Tierform, bei den Frühstücksflocken gibt es eine Spielfigur dazu: Die Lebensmittelindustrie hat längst die Kleinen und Kleinsten als Zielgruppe entdeckt. Doch mit Kinder-Ködern in der Werbung und bei Verpackungen soll nach Willen von Verbraucherschützern bald Schluss sein.

Aufkleber, Comic-Figuren oder Spielzeug als Lockmittel für Kinder sollten nach Ansicht der Verbraucherzentralen aus der Lebensmittel-Werbung verbannt werden. "Die Branche muss sich von der Ködertaktik verabschieden", forderte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Gerd Billen, am Dienstag.

Bärchen-Wurst für Kinder

Wenn es nach den Verbraucherzentralen geht, ist mit speziellen Lebensmitteln für Kinder bald Schluss.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Spielzeug ist Spielzeug. Lebensmittel ist Lebensmittel." Bisherige Selbstverpflichtungen reichten nicht aus. Generell seien spezielle Produkte für Kinder aller Marketingstrategien zum Trotz "überflüssig und teuer". Alle Lebensmittel müssten für Kinder unschädlich sein. "Eltern und Kinder werden von Anfang an entmündigt und auf Fertigprodukte geeicht", kritisierte Billen. Dabei sollten Mädchen und Jungen zum Beispiel Obst nicht durch Aromen, sondern durch die natürlichen Produkte kennenlernen.

Künstliche Geschmacksrichtungen bereits im Säuglingsalter

Als neue Zielgruppe seien Kleinkinder entdeckt worden, für die zusehends diätische Lebensmittel entwickelt würden. Die Gewöhnung an künstliche Geschmacksrichtungen beginne schon mit Getreidebrei, der für Kinder ab sechs oder acht Monaten etwa in den Sorten Keks oder Stracciatella angeboten werde.

Einer Umfrage im Auftrag des vzbv zufolge glauben 40 Prozent der Verbraucher irrtümlich, dass Kinderprodukte bei Fett-, Zucker- und Salzgehalt an deren Bedürfnisse angepasst seien. Tatsächlich seien die Nährwerte aber oft nicht optimal. Hersteller sollten darauf achten, dass der Gehalt an Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Salz kindgerecht sei. Zusatzstoffe solle es nicht oder nur wenige geben. Kinder ab einem Jahr könnten grundsätzlich am Familientisch essen und bräuchten keine "Extrawurst".

Wenn die Hersteller es nicht in eigener Verantwortung schafften, müsse die Bundesregierung für strengere Vorgaben bei der Werbung für Kinder sorgen, sagte Billen.

Kinder gelten als attraktive und auch kaufkräftige Zielgruppe für den Handel. Geworben wird etwa für spezielle Lebensmitteln wie Süßigkeiten, Milchprodukte, Wurst und Müslis. Nach Erkenntnissen der "Kids-Verbraucheranalyse" zum Konsumverhalten hatten Sechs- bis 13-Jährige zuletzt 24,80 Euro Taschengeld im Monat. Zudem beeinflussen Kinder in vielen Bereichen die Kaufentscheidungen ihrer Eltern.

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