VIP-Klick: Karl Lagerfeld:Alter ist sexy

Was interessiert ihn sein Geschwätz von gestern? Karl Lagerfeld, der sich bislang am liebsten mit jungen Leuten umgab und sein Geburtsdatum beharrlich verschweigt, hat sein Faible fürs Alter entdeckt.

Janine Adomeit

Karl Lagerfeld zeigt sich in Sachen Schönheitsideal wieder mal flexibel. Nachdem er in der Vergangenheit stets blutjunge Modells auf den Catwalk schickte, ist er ihrer nun überdrüssig. "Von 15 Jahre alten russischen Models haben wir genug gesehen", erklärte der aus Hamburg stammende Designer des renommierten Pariser Modehauses Chanel bei den Herbstschauen in Paris seinen Sinneswandel. "Wir machen schließlich nicht nur Mode für Jugendliche."

Tops und Flops der Pariser Modewoche

Macht schließlich nicht nur Mode für Jugendliche: Karl Lagerfeld, hier mit dem 53-jährigen Model Ines de la Fressange.

(Foto: dpa)

Und so engagierte "König Karl" in dieser Saison kurzerhand Models, die den Höhepunkt ihrer Karriere längst hiner sich hatten - nämlich vor 20 bis 30 Jahren: Die Französin Ines de la Fressange und die 40-jährige Britin Stella Tennant - beide einstige Musen von Lagerfeld, gehen in der Modelwelt mittlerweile als Rentnerinnen durch. Fressange, die von 1983 bis 1990 das Gesicht von Chanel war, ist mit ihren 53 Jahren noch immer eine ungewöhnlich attraktive Frau. Auch die Britin Stella Tennant, die eine entfernte Cousine von Prinzessin Diana sein soll, ist derzeit wieder dick im Geschäft. So stand sie bei den Schauen in London bereits an der Seite von Vivienne Westwood.

Alt, jung, dick, dünn - festlegen wollte sich Karl Lagerfeld nie so richtig. Er selbst hungerte sich im Jahr 2000 mit einer Radikaldiät 40 Kilo von den Rippen - nach eigener Aussage, um in die eng geschnittenen Anzüge des damaligen Dior-Designers Hedi Slimane zu passen. Auch war Lagerfeld 2004 erzürnt darüber, dass die Billigmodekette H&M die Konfektionsgrößen seiner exklusiv für den schwedischen Hersteller entworfenen Kollektion einfach größer gemacht hatte: "Was ich entworfen habe, ist eine Mode für schmale, schlanke Leute. Das war die ursprüngliche Idee", klagte der Modezar damals.

Obwohl er 2010 die Initiative der deutschen Frauenzeitschrift Brigitte, die keine Models mehr engagiert, verteufelte - "Da sitzen dicke Muttis mit der Chipstüte vorm Fernseher und sagen, dünne Models sind hässlich" - fand er bald darauf, dass dick das neue chic sei: Nicht nur buchte er das bekannte Plus-Size-Model Crystal Renn für eine Chanel-Kampagne, er holte auch die üppige Gossip-Frontfrau Beth Ditto auf seinen Laufsteg.

Mit seiner Abwendung vom Schlankheits- und Jugendwahn ist Karl Lagerfeld keine Ausnahme. Ein neuer Wind scheint durch ganz Paris zu wehen: Auch Giles Deacon von Ungaro oder Nicolas Ghesquière von Balenciaga heuerten "Normalos" für ihre Schauen an; letzterer castete seine Models sogar direkt von der Straße.

Patrick Lemire von der Pariser Modelagentur Marylin Agency bestätigte, dass es eine Wende in der Mode gebe. Die Designer kämen auf "reife, selbstbewusste Frauen" zurück und suchten heute "weniger Glamour und mehr Realität".

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