Villa von Guy Ritchie besetzt:"Godzilla als Metapher"

Guy Ritchie lässt gerade eine ehemalige Sprachschule in London in zwei luxuriöse Wohnhäuser umbauen - doch nun haben Aktivisten die Villa besetzt und damit etwas ganz anderes vor.

Alexander Menden

London - Prinzipiell läuft es gerade sehr gut für Guy Ritchie, den selbst ernannten harten Hund des britischen Kinos. Seit seiner Scheidung vor zwei Jahren steht er nicht mehr im Schatten seiner einstigen Frau Madonna, und sein Sherlock-Holmes-Film war so erfolgreich, dass er jetzt eine Fortsetzung drehen darf.

Squatters Occupy House Owned By Guy Ritchie

Hausbesetzer sind in das Anwesen des britischen Regisseurs Guy Ritchie eingedrungen und haben in dem Gebäude eine Guerilla-Uni gegründet.

(Foto: Getty Images)

Vergangenen Mai kaufte er für umgerechnet sieben Millionen Euro zwei aneinandergrenzende georgianische Häuser im sündteuren Londoner Stadtteil Fitzrovia, die er zusammenlegen und nach einem gründlichen Umbau beziehen wollte.

Doch die Immobilien am Fitzroy Square machen Ritchie seit ein paar Tagen keine rechte Freude mehr: Am Wochenende fanden die Bauarbeiter an der Tür einen Zettel, mit dem die Gebäude für besetzt erklärt wurden. Eine Gruppe, die sich selbst "The Really Free School" nennt, hatte die Häuser unbemerkt bezogen. Banner, die seitdem von der Fassade flattern, rufen zur "Mobilisierung" und zum "Widerstand" auf.

Die Polizei konnte nicht viel tun, denn Squatters, wie Hausbesetzer in England heißen, genießen dort umfassende Rechte. Verschafft man sich ohne Beschädigung der Bausubstanz Zugang zu einem Haus, gilt das nicht als kriminelle Handlung, sondern als zivilrechtliche Angelegenheit. Das geht so weit, dass sich ein Squatter, wenn er zwölf Jahre ununterbrochen im betreffenden Haus wohnt, als dessen rechtmäßiger Eigentümer eintragen lassen kann.

In einem Guy-Ritchie-Film würden in einem solchen Fall bald ein paar bullige Herren mit Schlagringen auftauchen und die Squatters hochkant hinauswerfen. In Wirklichkeit könnte ein solches Vorgehen zu Klagen führen, die gute Erfolgsaussichten hätten. Guy Ritchies Anwälte haben deutlich zivilisierter reagiert und einen Räumungsbefehl in einer Klarsichthülle neben das Besetzer-Manifest gepinnt.

Doch die "Really Free School" hat offensichtlich vor, sich langfristig als Londoner Institution zu etablieren. Auf einer eigens eingerichteten Website kann man Bilder aus dem Innern des Ritchie-Anwesens betrachten, in einem Zimmer steht mittlerweile ein Salonflügel. Man erfährt auch etwas über die politischen Ziele: Die Hausbesetzung ist als Protest gegen die Erhöhung der Studiengebühren durch die britische Koalitionsregierung gedacht. Die "Really Free School" versteht sich als eine Art Guerilla-Universität, die auf dem "Grab" des bisherigen, gescheiterten Universitätssystems errichtet werden soll. Die Website ruft auch zur Besetzung von Bibliotheken und der Digitalisierung ihrer Bücher auf.

Vor allem aber kann jeder, der will, online Vorschläge für Workshops und Vorträge machen, aus denen sich das künftige Curriculum der "Really Free School" am Fitzroy Square zusammensetzen soll. Bisher werden unter anderem eine Vorlesung über "Godzilla als Metapher", eine Vorführung des Dokumentarfilms "Viva Fitzrovia!" und ein Strickkurs angeboten.

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