USA: Munition mit Menschenasche:Abgeknallt von guten Christen

Clem Parnell liebt Waffen und die Jagd. Das hat er mit vielen US-Amerikanern gemein, allerdings ist er außergewöhnlich überzeugt davon. Nach dem Tod will er sich zu Munition verarbeiten lassen - und macht seine Idee schon jetzt zum Geschäft.

Cornelius Pollmer

Das Gespräch verzögert sich. Clem Parnell, 55, ist gerade auf Alligatorenjagd. Er arbeitet als Beamter für den Naturschutz im US-Bundesstaat Alabama. Offenbar mit großer Leidenschaft. Nach seinem Tod will sich Parnell weiter in die Jagd einbringen - auf eine sehr amerikanische Art und Weise.

USA: Munition mit Menschenasche: "Es sind gute Christen, die hier ihre Gewehre nachladen": Waffenfreund Parnell.

"Es sind gute Christen, die hier ihre Gewehre nachladen": Waffenfreund Parnell.

SZ: Sie wollen sich nach Ihrem Tod zu Jagdgewehr-Munition verarbeiten lassen, Mister Parnell. Warum?

Clem Parnell: Ich möchte in Frieden ruhen und wissen: Das letzte, was irgendein Truthahn da draußen in seinem Leben sieht, das wird meine Asche sein - 1000 Stundenkilometer schnell und verpackt in einer Patrone.

SZ: Mögen Sie keine Truthähne?

Parnell: Doch doch, sie gehören zu den stolzen und wilden Tieren in unserem wunderschönen Staat. Aber es gibt so viele davon, da kann es doch nicht verkehrt sein, wenn ich zwei oder drei erwische. Wie alle Menschen in Alabama bin ich mit dem Jagen aufgewachsen. Die Saison für Truthähne dauert zwei Monate und jeder, der möchte, darf in dieser Zeit fünf von ihnen abknallen.

SZ: Wie viele Parnell-Patronen werden denn in Umlauf kommen?

Parnell: 150 Schuss für Tauben und 25 für Truthähne: So können alle meine Freunde ein paar haben. Meine Familie wird sich mit meiner Asche einen Truthahn für Thanksgiving schießen. Ich habe vier Kinder, die Jüngste ist zwölf und hat erst neulich zwei wunderschöne Weißwedelhirsche geschossen. Außerdem wird es noch 50 Schuss für Handfeuerwaffen von mir geben, damit ich meine Familie auch dann noch beschützen kann, wenn ich nicht mehr da bin. Zum Glück lebe ich in einem Land, das seinen Bürgern das Recht auf Waffenbesitz garantiert. Glauben Sie mir, niemand traut sich, bei mir einzubrechen.

SZ: Aus diesem Recht wollen Sie Kapital schlagen. Gerade haben Sie eine eigene Firma gegründet. Erklären Sie doch mal Ihr Geschäftsmodell.

Parnell: Wenn ein Mensch stirbt und sich verbrennen lässt, nehmen wir ein Pfund seiner Asche, verpacken es in kleine Plastikkügelchen und verarbeiten diese dann in Munition, von kleinen Projektilen bis zu Kaliber 50. In der Basisversion kosten 250 Schuss 1250 Dollar, gegen Aufpreis gibt es eine schöne Box dazu, aus Mahagoni oder Erle.

SZ: Und es gibt außer Ihnen noch Leute, die so etwas haben möchten?

Parnell: Mein Partner und ich haben vor drei Wochen begonnen und wir haben schon eine Warteliste, weil wir nicht so schnell liefern können. Sie müssen wissen, dass wir eigentlich als Beamte im Naturschutz arbeiten und die Firma nur nebenher betreiben. Bislang.

SZ: Wieso gefällt den Leuten die Vorstellung, als Tote zu töten?

Parnell: Die Asche von Toten wird aus Flugzeugen gestreut, auf Berge, in Flüsse, sogar auf dem Mond. Und wenn jemand das Jagen mochte, dann ist unser Weg doch nur einer mehr, ihn zurück zur Natur zu bringen. So können seine Jagdkumpel rausgehen, ein bisschen ballern und darüber reden, was für eine tolle Person der Mensch war. Es sind gute Christen, die hier ihre Gewehre nachladen.

SZ: Fürchten Sie den Tod?

Parnell: Ich fürchte nichts und niemanden, auch nicht meinen eigenen Tod. Wenn du stirbst, dann ist die Seele doch schon im Himmel. Und ein Teil von mir bleibt ja hier auf Erden.

SZ: Einige Leute werden Sie für verrückt halten. Verstehen Sie das?

Parnell: Ich habe schon Notiz davon genommen, dass Deutschland ein waffenfeindliches Land ist. Es gibt sieben Milliarden Menschen auf der Welt und sieben Milliarden Meinungen zu allem. Gott sei Dank lebe ich in einem freien Land. Wir zwei wären wahrscheinlich die besten Freunde, wenn Sie einfach mal ein Wochenende vorbeikommen und mit mir rumhängen würden.

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