Ungleichheit:Mehr oder weniger

Wenn manche viel besitzen und andere nichts, kann das dem Zusammenleben schaden. Aber wie kann man das verhindern?

Von Pia Ratzesberger

1. Warum schadet Ungleichheit?

Kinder aus Familien mit weniger Geld studieren später zum Beispiel nicht so oft an einer Universität wie andere. Kinder dagegen, deren Eltern selbst studiert haben und gut verdienen, haben in Deutschland eine viel höhere Chance, auch einmal an die Uni zu gehen.

Dass Menschen mit weniger Geld oft eine schlechtere Ausbildung bekommen, hat nichts damit zu tun, dass sie generell weniger talentiert wären. Sondern damit, dass sie zum Beispiel gleich nach der Schule arbeiten müssen, weil ihre Eltern sie nicht unterstützen können. Wegen der schlechten Ausbildung aber verdienen sie im Berufsleben später auch weniger als andere. Und das ist nicht nur für sie selbst von Nachteil: Wenn jemand zum Beispiel Regenschirme verkauft, obwohl er eigentlich ein guter Ingenieur wäre, schadet das der gesamten Gesellschaft. Der Regenschirmverkäufer verdient nicht so viel wie ein Ingenieur, er kauft sich also zum Beispiel kein Auto oder keinen Computer und fährt nicht so oft in den Urlaub. Die Unternehmen aber sind darauf angewiesen, dass ihnen viele Menschen ihre Produkte abnehmen. Denn wenn viele Leute ihre Autos, Computer oder Urlaubsreisen kaufen, geht es den Firmen gut, sie stellen mehr Leute ein, es gibt mehr Arbeit - und mehr Menschen verdienen Geld.

2. Haben sich Reiche ihren Reichtum verdient?

Manche Jobs werden besser bezahlt als andere. Ein Arzt verdient im Durchschnitt zum Beispiel mehr als fünfmal so viel wie eine Friseurin - natürlich auch, weil er eine längere Ausbildung gemacht hat und es in seinem Alltag um Leben und Tod geht, nicht um Frisuren. Die Friseurin aber arbeitet auch den ganzen Tag, sie muss viel stehen, das ist anstrengend. Ob es gerecht ist, dass sie viel weniger verdient, darüber muss in einem Land immer wieder gesprochen werden. Im besten Fall kann jeder frei entscheiden, welchen Beruf er wählen will. Das ist wichtig, damit die Menschen das Gefühl haben, dass es fair zugeht. Beim Geld ist das nicht immer der Fall: Nicht jeder, der sehr reich ist, arbeitet auch mehr als andere. Man kann zum Beispiel auch reich sein, weil in einer Familie viel Geld immer wieder von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

3. Was könnten Politiker gegen die Ungleichheit tun?

Wer beim Spiel "Monopoly" ein Hotel auf der Schlossallee besitzt, der hat ausgesorgt. Er wird schnell immer noch reicher und hat gute Chancen, am Ende als Gewinner dazustehen. Im wirklichen Leben ist es für reiche Leute ziemlich ähnlich. Wer viel hat, der kann viele Geschäfte machen, sein Vermögen wächst und wächst. Manche Menschen finden das ungerecht. Sie fordern deshalb, dass sehr reiche Menschen immer wieder einen Teil ihres Vermögens an die Gemeinschaft abgeben - als sogenannte Vermögensteuer.

Sie glauben, dass man nur so die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich verringern kann und die Politiker nur auf diese Weise verhindern können, dass Reiche immer noch reicher und die Armen immer noch ärmer werden.

Allerdings sind nicht alle dieser Meinung. Es wird viel darüber gestritten, ob Reiche wirklich immer wieder etwas von ihrem Vermögen an andere abgeben sollten. Schließlich gehört das Vermögen nun einmal ihnen. Die Reichen argumentieren, dass sie sich dieses Vermögen verdient hätten - weil sie es sich selbst erarbeitet haben, ihre Eltern hart geschuftet hätten, oder sie einfach Glück gehabt haben. Warum sollen sie Teile davon weggeben, wenn es doch ihnen gehört? Sie sagen, es sei unfair, wenn andere darüber entscheiden, was sie abgeben müssen.

In manchen Ländern in Europa gibt es so eine Vermögensteuer, zum Beispiel in Frankreich. Dort hat der Schauspieler Gérard Depardieu sogar das Land verlassen, weil er nicht auf einen Teil seines Reichtums verzichten wollte. In Deutschland diskutiert man noch, was die richtige Lösung ist.

4. Was wird schon gemacht?

8,50 Euro in der Stunde müssen es mindestens sein. Firmen können in Deutschland seit dem vergangenen Jahr nicht mehr einen beliebigen Betrag an ihre Angestellten zahlen, sondern sie müssen sich an den gesetzlichen Mindestlohn halten - egal wo, egal wann. Die Regierung will damit durchsetzen, dass es nicht mehr so viele schlecht bezahlte Jobs gibt. Sie will erreichen, dass alle von ihrer Arbeit leben können.

In Deutschland soll niemand so arm sein, dass er kein würdiges Leben führen kann - jeder soll ein Dach über dem Kopf, ein warmes Bett, etwas zum Anziehen und ausreichend zu essen haben. Wer nicht für sich selbst sorgen kann, weil er zum Beispiel keine Arbeit hat, den unterstützt der Staat. Er zahlt diesen Bürgern Geld für das Nötigste. Wie viel, hängt unter anderem vom Wohnort oder der Zahl der Kinder ab.

Eigentlich ist Bildung in Deutschland kostenlos. Damit jeder die gleichen Chancen hat, verlangen öffentliche Schulen von ihren Schülern kein Geld, der Unterricht ist gratis. Trotzdem macht es aber immer noch einen Unterschied, ob jemand aus einer armen oder reichen Familie kommt: Denn Wohlhabende können sich zum Beispiel Nachhilfelehrer leisten oder Privatschulen, die Geld kosten.

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