Unbekannte Sportarten:Kleine werden groß

Wenn Menschen sich neue Sportarten ausdenken, geht es erstmal nur um Spaß. Bis alle anderen mitmachen wollen - dann wird es ernst.

Von Martin Schneider

Wer Fußball spielt, tut das meistens, weil er Spaß daran hat. Die Freunde, das Spiel, der Schuss, das Tor, all das. Den meisten ist ziemlich egal, dass es in Deutschland noch Zehntausende andere in ihrem Alter gibt, die auch Fußball spielen. Und dass es große Verbände gibt, die die Spiele am Wochenende organisieren. Eigentlich ist das ja eher gut, sollte man denken. Je mehr, desto besser. Und wenn viele Sportler sich zu einem Verband zusammenschließen, warum nicht?

Es gibt aber ein paar Sportler, die sind stolz darauf, dass nicht jeder ihre Sportart betreiben kann. Darauf, dass es kaum feste Regeln wie beim Fußball gibt, keinen Schiedsrichter und dass sie machen können, was sie wollen. Früher waren zum Beispiel Snowboarden oder BMX-Fahren solche Sportarten. Die Boarder trafen sich im Winter, sprangen über Schanzen, machten Saltos und dachten sich neue Tricks aus. Bei den BMX-Fahrern war das ähnlich. Ein Fahrrad und eine Piste. Mehr brauchten sie nicht.

Weil das aber vielen Leuten gefiel, wuchsen diese Sportarten. Immer mehr Menschen interessierten sich für sie und irgendwann entschied das Internationale Olympische Komitee, das die Olympischen Sommer- und Winterspiele organisiert, diese Sportarten ins Programm aufzunehmen. Snowboarden ist seit 1998 olympisch, BMX seit 2008. Die Organisatoren merkten, dass diese Sportarten vor allem bei jungen Menschen beliebt waren und hofften, dass die sich dann auch für die Olympischen Spiele interessieren würden. Plötzlich gab es Wettbewerbe, einheitliche Regeln und einen Verband, der die Wettkämpfe organisierte. Die kleinen Sportarten wurden ein bisschen wie Fußball.

Die Snowboarder und BMX-Fahrer teilten sich daraufhin in zwei Lager: Die einen sagten, es sei toll, dass sich die Sportverbände für neue Sportarten interessieren. Einige, wie der Snowboard-Superstar Shaun White aus den USA, konnten mit ihren Fähigkeiten nun richtig viel Geld verdienen. Aber genau das störte ein paar Sportler. Sie sagten: Das ist nicht mehr der Sport, von dem ich früher begeistert war. Eben weil es damals kaum Regeln gab, keine Wettbewerbe und keine Verbände. Ein Trost: Nur ganz wenige kleine Sportarten werden mit der Zeit so groß, dass sie es zu den Olympischen Spielen schaffen. Die meisten Menschen spielen dann doch lieber Fußball.

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