Trend: Wasserpfeife:Shisha schadet

Wasserpfeifen werden bei Jugendlichen immer populärer, dabei sind sie ebenso schädlich wie Zigaretten. Die Bundesregierung will nun über die Gefahren aufklären.

Barbara Kerbel

Wie große Bullaugen sehen sie aus, die Séparées, in die sich die Gäste der Orient Lounge in Berlin-Kreuzberg zurückziehen können. Leichte Vorhänge sperren die Hektik des Tages aus, auf gepolsterten Bänken lassen sich gedünstete Okraschoten, Lammfleisch und Obst genießen, dazu gibt es Cocktails oder Wein. Zu hören ist ruhige Musik und in regelmäßigen Abständen ein leises Blubbern.

Trend: Wasserpfeife

Trend Wasserpfeife - dabei schadet das Rauchen der Shisha genauso wie eine Zigarette.

(Foto: Foto: dpa)

Es entsteigt den Wasserpfeifen, den sogenannten Shishas, die hier auf keinem Tisch fehlen. Dass diese vor allem unter Jugendlichen immer beliebter werden, alarmiert nun die Bundesregierung. Jugendliche müssten über die Risiken des Wasserpfeifenkonsums aufgeklärt werden, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag. Die Regierung habe bereits erste Schritte unternommen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) hatte kürzlich erstmals deutschlandweit repräsentative Daten über den Wasserpfeifenkonsum Jugendlicher vorgelegt. Demnach rauchen 14 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen regelmäßig Shisha, 31 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal Wasserpfeife geraucht zu haben. Dass es schädlich sein könnte, Wasserpfeife zu rauchen, glauben nur gut ein Drittel der Jugendlichen. Von einer "gefährlichen Diskrepanz" spricht deshalb Sabine Bätzing (SPD), Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Die Jugendlichen betrachteten die Wasserpfeife zu Unrecht als ungefährliche Alternative zur Zigarette.

Wie kann es auch ungesund sein, mit Freunden auf einer Couch zu sitzen oder zu liegen, Musik zu hören und dabei Rauch zu inhalieren, der nach Apfel, Banane oder Schokolade schmeckt? Die Shisha gilt nicht nur als harmloser als die Zigarette, sondern auch als entspannender Feierabend-Zeitvertreib. Shisha-Rauchen ist gesellig, exotisch und schick, und weil der Tabak aromatisiert ist und der Rauch erst durch das Wasser durch muss, bevor er in der Lunge des Rauchers ankommt, ist er kühl und wohlschmeckend - und vermeintlich gesünder als Zigarettenrauch.

Am besten gar nicht rauchen

Genau darin aber, das zeigen erste Studien, liegt offenbar eine besondere Gefahr: Weil der Rauch im Hals nicht kratzt, lässt er sich leichter inhalieren. Und im Tabak enthaltene Schadstoffe werden im Wasser nicht etwa herausgewaschen, sondern sind im Shisha-Rauch zum Teil in deutlich höherer Konzentration enthalten als im Zigarettenrauch. So haben jordanische Studien dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge gezeigt, dass Wasserpfeifenraucher mehr Nikotin aufnehmen als Zigarettenraucher. "Die Filterwirkung des Wassers wird überschätzt", sagt der Toxikologe Thomas Schulz vom BfR, der derzeit untersucht, welche Schadstoffe der Raucher hierzulande beim Genuss der Shisha aufnimmt. In einer Bewertung über die gesundheitlichen Risiken weist das BfR darauf hin, dass der Rauch aus der Wasserpfeife die Substanzen Chrom, Arsen und Nickel sowie Teer enthält. Dass auf vielen Packungen mit Shisha-Tabak aufgedruckt ist, der Tabak enthalte keinen Teer, bezeichnet das BfR als "Irreführung der Verbraucher". Tabak sei prinzipiell teerfrei, dieser entstehe erst beim Verbrennen.

Wie gefährlich Wasserpfeifen tatsächlich sind, lässt sich laut Schulz noch schwer einordnen. "Wir haben in unseren Breitengraden bisher kaum Erfahrung damit", sagt er. Shisha und Zigarette sind zudem schwer miteinander vergleichbar: Ein durchschnittlicher Zigarettenraucher konsumiert täglich 20 bis 30 Zigaretten; ein typischer Shisha-Raucher schmaucht ein- bis zweimal pro Woche. Eine Wasserpfeife in der Woche hält Schulz für "nicht so bedenklich", doch bei häufigerem Konsum könne auch die Shisha süchtig machen; das hätten Studien aus dem Orient gezeigt: "Am besten ist in jedem Fall, gar nicht zu rauchen."

Dem Vergleich von Wasserpfeife und Zigarette legt das BfR das Gewicht des Tabaks zugrunde. Demnach entspricht eine Shisha mit fünf bis acht Gramm Tabak etwa zehn Zigaretten. In arabischen Ländern allerdings wird die Wasserpfeife mit etwa 20 Gramm meist aromafreiem Tabak gefüllt. Dort hat die Shisha, die im 16.Jahrhundert in Indien aus einer Kokosnuss und einem Bambusstock entstanden sein soll, eine lange Tradition und gilt als Zeichen der Gastfreundschaft.

Araber zelebrieren das Rauchen der Wasserpfeife, die meistens gereicht wird, wenn Gäste geladen sind und es einen festlichen Anlass gibt: Geraucht wird mehrere Stunden lang, dazwischen wird Tee getrunken, es gibt türkische Süßigkeiten, Kekse oder richtige Mahlzeiten. Und weil die Wasserpfeife nicht nur in den schicken Shisha-Lounges in deutschen Großstädten als besonders entspannend gilt, sondern vor allem auch im Orient, treffen sich die Araber zum Rauchen in möglichst bequemer Umgebung, vorzugsweise auf Kissen, Liegen und Matratzen. Dann kann die Entspannung gleich in erholsamen Schlaf münden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: