Tiere:Schläft nur

Die Elefanten in Afrika werden immer weniger. Das haben Tierschützer vom Helikopter aus gezählt. An manchen Orten aber wird es eng für sie. Deshalb müssen einige Tiere jetzt umziehen.

Von Tobias Zick

Das sieht schon unheimlich aus: dieser riesige Elefant, kopfüber baumelnd, an den Füssen zusammengebunden. Seine großen Ohren hängen schlaff herab. Ein Kran hievt das tonnenschwere Tier auf die Ladefläche eines Lastwagens, gleich wird es abtransportiert. Doch der Elefant ist nicht tot, er ist nur betäubt: Die Männer fahren ihn in ein neues Zuhause, mehr als 400 Kilometer von hier.

Mehr als 90 Elefanten haben Naturschützer im vergangenen Sommer auf diese Weise schon aus einem kleinen Nationalpark in Malawi in eine andere Gegend umgesiedelt. In dem Park namens Liwonde im Südosten Afrikas sind die Elefanten geschützt vor Wilderern und sie können sich deshalb gut vermehren. Doch der Park ist nicht sehr groß, und ringsherum leben sehr viele Menschen. Deshalb wurde es den Elefanten dort zu eng. Immer wieder haben sich Dorfbewohner beklagt, dass die Tiere ihnen den Mais von ihren Feldern wegfressen. Es sind sogar schon Menschen von Elefanten totgetrampelt worden.

Weiter im Norden von Malawi gibt es ein Gebiet, in dem vor 20 Jahren noch sehr viele Elefanten lebten - doch dann kamen Wilderer und erschossen die meisten von ihnen. Nur noch etwa 100 Tiere sind übrig geblieben, früher waren es 1500. Wenn es also in einem Gebiet in Malawi sehr viele Elefanten gibt, die nicht mehr wissen, wohin sie wandern sollen, und an einem anderen Ort viel zu wenige - warum sollten dann, so dachten sich die Naturschützer, nicht einige von ihnen umziehen?

Die große Umsiedlungsaktion in Malawi ist der Versuch, ein riesiges Problem in Afrika zu lösen: In weiten Teilen des Kontinents werden die Elefanten immer weniger. Forscher zählen die Herden von Hubschraubern aus - mit traurigem Ergebnis: Allein zwischen 2007 und 2014 ist ihre Zahl von einer halben Million auf 350 000 gesunken. Die Gründe: Zum einen eben der knappe Platz in bestimmten Gebieten, in denen Menschen ihre Städte und Dörfer bauen. Zum anderen werden Elefanten auch oft von Wilderern getötet. Das sind Jäger, die oft aus armen Familien stammen und Elefanten töten, um ihre Stoßzähne zu verkaufen. Für das Material, Elfenbein genannt, wird auf dem illegalen Markt viel Geld bezahlt. Meistens wird es nach China oder in andere asiatische Länder weiterverkauft, denn dort sind Schmuck und Schnitzereien aus Elfenbein sehr beliebt.

Es wird eng für Afrikas Elefanten - und Umsiedlungsaktionen wie diese in Malawi sind da höchstens eine Notlösung. Die Situation dürfte sich in den nächsten Jahren kaum verbessern. Der Anblick eines betäubten Elefanten, der kopfüber an einem Kran baumelt, könnte uns deshalb in Zukunft noch öfters begegnen.

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