Tiere:Näher an der Natur

Der Zürcher Zoo wollte Elefanten nicht mehr wie Haustiere halten. Deshalb wurde umgebaut. Sie haben nun mehr Platz und weniger Kontakt zu den Pflegern.

Von Charlotte Theile

Sollen Elefanten im Zoo leben? Das ist eine schwierige Frage. Immer mehr Menschen sind dagegen. Sie finden, die Tiere gehören in die Natur. Doch wenn Tiere einmal im Zoo leben, ist es oft sehr schwierig, sie wieder auszuwildern. Sie haben sich an ihr Leben in Gefangenschaft gewöhnt. Der Deutsche Tierschutzbund sieht die Haltung von Elefanten in Zoos dennoch sehr kritisch: Sie hätten oft zu wenig Platz, die Herden seien zu klein, der Kontakt mit den Pflegern zu eng. Außerdem würden junge Elefanten in vielen Fällen zu früh von ihren Müttern getrennt.

Der Elefantenpark im Zürcher Zoo versucht neuerdings, es anders zu machen. Seit etwa einem Jahr teilen sich die acht asiatischen Elefanten, die in Zürich leben, eine Fläche von 11 000 Quadratmetern. Das ist sechsmal mehr, als sie zuvor hatten. Mit Laubwald und der Nachbildung eines Flussbettes wird versucht, thailändische Landschaften nachzubilden. "Für uns sind die Elefanten Botschafter ihrer Verwandten in der Wildnis. Wir versuchen, ihr Leben dort möglichst genau darzustellen - damit die Zoo-Besucher verstehen, wie die Tiere leben und wie wichtig es ist, sie zu schützen", sagt Robert Zingg vom Zürcher Zoo.

Um der Natur möglichst nahezukommen, hat sich in Zürich noch etwas verändert: Früher wurden die Elefanten von den Pflegern direkt betreut, angefasst, gestreichelt. Dabei nehmen die Menschen eine dominante Stellung in der Herde ein. Sie müssen sicher sein, dass sie sich gegenüber den Tieren durchsetzen. Damit die Elefanten ungestört ihre Rangordnung entwickeln können, haben sich die Pfleger in Zürich vor einigen Monaten zurückgezogen. "Sie pflegen die Elefanten mit Werkzeugen durch eine Gitterwand hindurch" beschreibt es Robert Zingg. Gelegentlich müsse man die Tiere zwar anfassen, etwa zur Fußpflege oder Blutentnahme. Doch Pfleger und Elefanten bleiben durch eine Gitterwand getrennt, sind nicht mehr im selben Raum. "Elefantenbaby Omysha ist erst drei Monate nach der Geburt mit den Pflegern in Kontakt gekommen", sagt Zingg. Davor habe es Milch getrunken und sei von den Verwandten umsorgt worden.

Die beiden männlichen Elefanten leben von der weiblichen Herde getrennt. Auch in der freien Wildbahn verlassen männliche Jungtiere die Herde ab einem gewissen Alter. Sie leben als Einzelgänger - oder in kleinen Männer-Gruppen. Früher kamen Elefanten oft aus Arbeitscamps oder Waisenhäusern in den Zoo, die Herden wurden zusammengewürfelt. Wenn die Tiere tatsächlich verwandt sind, funktioniert das Herdenleben allerdings deutlich besser. Wenn es, wie jetzt in Zürich, einem Zoo gelingt, Nachwuchs zu züchten, ist das ein großer Erfolg.

Dennoch kritisieren einige Naturschützer den Grundgedanken eines Tierparks: Das Zurschaustellen gefangener Tiere trägt ihrer Meinung nach zu wenig zum Tierschutz bei. Sie finden daher, dass das Geld besser in Nationalparks oder anderen Umweltschutzprojekten aufgehoben ist.

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