Tiere:Gestatten, Zony!

Ob Pony und Zebra oder Puma und Leopard: Sehr selten haben unterschiedliche Tierarten zusammen Nachwuchs. Woran liegt das?

Von Katrin Blawat

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Schaf. Oder wie eine Ziege. Oder so, als sei die Natur hier durcheinandergekommen. Und das ist sie tatsächlich. Der Vater des Jungtiers ist ein Ziegenbock, seine Mutter ein Schaf. Die Mischung aus beiden heißt Schiege.

Solche Mischlinge - Wissenschaftler verwenden die lateinische Bezeichnung "Hybride" - kommen immer wieder mal vor. Am bekanntesten ist wohl die Kreuzung aus Pferd und Esel. Unter den Raubkatzen gibt es ebenfalls Mischlinge: etwa den Pumapard. Er hat einen Puma zum Vater und einen Leopard als Mutter. Jetzt lässt sich fast schon erraten, was ein Grolarbär ist: eine Mischung aus Grizzly und polar bear, wie der Eisbär auf Englisch heißt.

Früher ging man davon aus, dass sich Tiere verschiedener Arten überhaupt nicht zusammen fortpflanzen können. Dann wurden die ersten Mischlinge in Zoos oder im Zirkus geboren. Na gut, dachten sich die Forscher, so ein Irrweg der Natur mag ja in Gefangenschaft vorkommen, wenn die Tiere einsam und auf engem Raum zusammengesperrt sind. Außerdem fördert der Mensch manchmal ganz bewusst die gemischten Paare. In Saudi-Arabien versucht man zum Beispiel, Kamas zu züchten, eine Kreuzung aus Lama und Kamel, die besonders viel Wolle gibt. Wölfe und Hunde werden miteinander gekreuzt, um zu erforschen, was sich alles verändert hat, als aus dem Wildtier Wolf das Haustier Hund wurde.

Aber gibt es die ungewöhnlichen Kreuzungen auch unter wild lebenden Tieren? Ja - aber seltener. Das liegt zum Beispiel daran, dass die Arten in verschiedenen Regionen der Welt leben und sich überhaupt nicht kennenlernen, wie etwa der Löwe und der Tiger. Oder sie unterscheiden sich in ihrem Erbgut zu stark voneinander. Manchmal können sie sich dann trotzdem paaren. Ihr Nachwuchs ist jedoch meist unfruchtbar, kann also selbst keine Jungen bekommen. Ein Beispiel hierfür ist die Schiege.

Ein weiterer Grund, weshalb sich Tiere meist lieber mit ihresgleichen zusammentun, ist das Verhalten. So sehen Eisbären und Grizzlys im anderen meist eher einen Feind als einen Partner - wenn sie sich denn überhaupt begegnen. Eigentlich paaren sich Eisbären nämlich auf dem Eis und Grizzlys auf dem Festland. Vor knapp zehn Jahren wurde trotzdem in der Arktis ein wild lebender Grolarbär entdeckt.

Heute schätzen Forscher, dass sich eine von zehn Arten auch mit Vertretern einer fremden Art paaren kann. Allerdings ist das immer nur eine Notlösung. Lebt eine Ziege mit einem Ziegenbock zusammen, wird sie einen Schafsbock ignorieren, und das gilt auch für die anderen Beispiele. Doch nicht alles, was biologisch möglich ist, tut dem Nachwuchs auch gut. Manche Mischlinge entwickeln sich nicht normal und sterben früh.

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