Thema der Woche:Bäm!

Thema der Woche: Er schlug vor über 100 Jahren noch mit der blanken Faust zu: John Sullivan, Schwergewicht und erste Boxlegende.

Er schlug vor über 100 Jahren noch mit der blanken Faust zu: John Sullivan, Schwergewicht und erste Boxlegende.

(Foto: Hulton Archive/Getty Images, SZ-Collage)

Boxen ist Prügeln nach Regeln. Mit Gummigebissschutz, gepolsterten Handschuhen und unabhängigem Schiedsrichter. Wer hat das eigentlich erfunden?

Von David Pfeifer

Prügeln haben die Menschen noch vor dem Rad und dem Feuer erfunden. Der Unterschied zum Boxen sind die Regeln. Der erste offizielle Boxweltmeister im Schwergewicht war John L. Sullivan. Er gewann am 29. August 1885 gegen Dominick McCaffrey in Cincinnati in den USA. McCaffrey hatte vorher angegeben: "Ich bin ein zehnmal so guter Boxer wie Sullivan!" Doch McCaffrey war deutlich leichter und kleiner als Sullivan, der ihn bereits in der ersten Runde schmerzhaft traf. In der siebten Runde schlug Sullivan seinen Gegner schließlich bewusstlos. Sullivan blieb danach zehn Jahre lang Weltmeister, allerdings kämpfte er nicht mehr häufig, sondern trat im Zirkus auf und bei Schaukämpfen, für die er Geld bekam, aber kein Risiko eingehen musste.

Sullivan gilt deswegen als erster Weltmeister im Schwergewicht, weil er nach den bis heute gültigen "Queensberry"-Regeln kämpfte. Die meisten dieser Regeln haben sich in den vergangenen 150 Jahren entwickelt. Sie wurden erstmals von John Douglas, dem "Marquis von Queensberry", aufgeschrieben. Davor kämpfte man mit bloßen Fäusten, die Kämpfer verletzten sich häufig schwer. Ein trainierter Riese wie Wladimir Klitschko hätte einen Gegner leicht umbringen können. Beim "Pankration" der alten Griechen, dem olympischen Vorläufer des Boxens, schlugen die Kämpfer noch bis zur Aufgabe oder dem Tod des Gegners aufeinander ein.

Beim Boxen tabu: Rücken, Hinterkopf und alles unter der Gürtellinie

Wenn sich heute Waldimir Klitschko und Anthony Joshua hauen, zwei Zwei-Meter-Männer mit je mehr als hundert Kilo Körpergewicht, kommt es nur selten zu schlimmen Verletzungen. Denn sie schlagen in dick gepolsterten Handschuhen zu, ihr Gebiss wird von einer Gummischiene geschützt. Die Boxer dürfen nur dahin treffen, wo es der Gegner noch sehen kann, also weder in den Rücken noch auf den Hinterkopf - und auch das nur bis runter zur Gürtellinie. Vor allem aber werden Kämpfe von einem Ringrichter unterbrochen, der den Boxer anzählt, wenn dieser sich nicht mehr wehren kann. Dieser Ringrichter kann den Kampf auch beenden, selbst wenn der Boxer weitermachen will. Das ist wie bei allen Prügeleien in der Geschichte der Menschheit: Diejenigen, die daran beteiligt sind, sollte man nicht darüber entscheiden lassen, wer gewonnen hat.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: