Skaten:Asphaltsurfer

Skater

Ob Snake-, Long-, oder Pennyboard - sie alle haben einen Vorgänger: das Skateboard.

(Foto: Getty Images)

Früher, als zu wenig Wind war, experimentierten Surfer mit ihren Brettern in leeren Swimmingpools. So wurde Skateboarden erfunden. Jetzt wird es olympisch.

Von Sebastian Winter

Auf einmal ist da nur noch das Dröhnen der Rollen. Kein Bordstein, kein Kiesel, nichts, was einen aufhalten könnte, nur sauber gefegter Asphalt. Die Füße fest auf dem Board gleitet man durch die Stadt. Stehen und trotzdem bewegen. Da geht's runter zur U-Bahn ... Ein kleiner Tritt aufs Tail, die Hinterseite des Boards. Jetzt klemmt das Skateboard unterm Arm. Natürlich - alles andere wäre auch lebensmüde.

Ein paar Surfern war langweilig am Strand - da erfanden sie das Skateboard

Als es anfing, hießen Skateboarder "Asphaltsurfer". Denn es waren tatsächlich Surfer, die diesen Sport in Los Angeles, einer riesigen Küstenstadt im Westen der USA, vor etwa 60 Jahren erfunden haben. Wenn sie wegen einer langen Flaute nicht mit ihrem Surfbrett hinaus aufs Meer konnten, war ihnen langweilig. Deshalb nagelten sie Metallrollen unter verkürzte Bretter und ließen sich damit durch die Straßen der Stadt treiben. Das Skateboard war erfunden.

Eine große Rolle spielten die Z-Boys, eine Gruppe von Surfern und Wellenreitern aus dem damals sehr armen Stadtteil Venice, die als Erfinder der Skateboard-Kultur gelten. Sie probierten alles Mögliche aus. Zum Beispiel nahmen sie ihre Boards mit in leere Schwimmbäder - mit gerundeten Seitenwänden. Die Halfpipe war erfunden. Bald kamen Tricks hinzu. Alan Gelfand erfand als 15-Jähriger den Ollie, den heute jeder als einen der ersten Tricks lernt. Er trat mit dem Fuß so fest hinten aufs Board, dass es - mit den Füßen auf dem Brett - vom Boden abhob. Später entwickelte der große Skateboarder Rodney Mullen den Kickflip, bei dem sich das Board zusätzlich noch in der Luft dreht.

Je nach Talent und Lust kriegt man die beiden Tricks innerhalb von ein paar Wochen hin - Schürfwunden inklusive. Im Internet gibt es dazu viele Lernvideos. Skateboarder sind oft draußen, sie versuchen neue Tricks, trainieren ihre Koordination und können dabei viel Spaß mit ihren Freunden haben. Alles, was sie dazu brauchen, ist ein Brett mit Rollen, Schutzausrüstung - und einige Paar Schuhe. Denn die gehen beim Skateboarden ziemlich schnell kaputt. Ein gutes Anfängerboard gibt es ab rund 100 Euro.

Eine Randsportart ist Skateboarden übrigens schon lange nicht mehr. Profis wie Tony Hawk verdienen viel Geld damit. Es gibt sogar Videospiele, in denen er als Skateboardfigur auftaucht. Und 2020 ist Skateboard in Tokio zum ersten Mal olympische Sportart. Während Tony Hawk in der Halfpipe fährt, nutzen die Street-Skateboarder die Straße - springen über Treppen und rutschen Geländer entlang. Am 24. Juni zeigen sie beim Munich Mash in München, was sie drauf haben - in jener Stadt, die 1978 die ersten deutschen Meisterschaften ausrichtete.

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