Teenie-Stars:Das Bieber-Fieber

Unter Teenies grassiert eine Epidemie: Das Bieber-Fieber. Warum die Jugend der Welt beim kanadischen Jungstar Justin Bieber hysterisch wird.

Lena Jakat

Schon länger breitet sich die Epidemie aus. Sie erobert Kontinent um Kontinent und steckt vor allem sehr junge Mädchen an. Der Auslöser dahinter ist ein 16-Jähriger mit weichem Gesicht, wohnhaft im kandischen Ontario: Justin Bieber.

Justin Bieber, Getty

Gerade hat er seinen Führerschein bekommen - und das zweite Album veröffentlicht: Teenie-Idol Justin Bieber

(Foto: Foto: Getty)

In Australien sorgte jetzt ein kollektiver Ausbruch der Hysterie sogar dafür, dass ein Konzert des kanadischen Sängers abgesagt werden musste.

Vor dem Gratis-Gig des Teenie-Stars für das australische Frühstücksfernsehen hatten in der Nacht zum Montag rund 5000 junge Fans am Auftrittsort campiert. Als gegen drei Uhr das Gerücht die Runde machte, Bieber würde bereits früher als geplant singen, stürmten die Fans los.

In der Menschenmenge brach sich ein Mädchen die Kniescheibe, insgesamt acht Jugendliche mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Mindestens zehn Mädchen wurden ohnmächtig. "Wir haben mindestens hundert Teenager rausgezogen, die vor der Bühne in Panik gerieten", sagte ein Polizeisprecher dem Sydney Morning Herald.

Angesichts der Massenhysterie wurde das Konzert in letzter Minute abgesagt und Justin Bieber sang nur einen Song - ursprünglich geplant waren drei - hinter Glas, in einem Fernsehstudio unweit des geplanten Auftrittsorts.

Ungeachtet dessen, wer Schuld an dem geplatzten Gig in Sydney trägt - ob es die Veranstalter sind, die nicht genug auf die Sicherheit achteten, oder die Fans, die schlicht nicht mehr zu bremsen waren - es bleibt eine Frage: Wer schafft es, eine derartige Massenhysterie auszulösen, die an alte Konzertaufnahmen der Beatles erinnert?

Wer ist dieser Junge?

Als im Juli vergangenen Jahres seine erste Single One Time erschien und es sofort in die Top 20 der US-Charts schaffte, kannte kaum jemand den Namen Justin Bieber.

Die virtuelle YouTube-Welt hatte der junge Kanadier da aber bereits erobert. Vor ein paar Jahren lud seine Mutter die ersten, schlecht aufgenommenen Amateurvideos des damals dreizehnjährigen Sängerknaben bei der Video-Plattform hoch, um sie den Großeltern zeigen zu können - und der rasante Aufstieg des Justin Bieber hatte begonnen.

In der Online-Community hatte der Junge bald eine große Fan-Gemeinde um sich geschart. 2009 sahen sich 150 Millionen Menschen Biebers Web-Videos an.

Lesen Sie auf der nächste Seite, was Justin Bieber von anderen Teenie-Idolen unterscheidet.

Der Superstar von nebenan

Als erster Profi stieß Scooter Braun, sein heutiger Manager, auf den singenden Teenie aus dem Netz. Schon bald wurden auch die R&B-Granden Usher und Justin Timberlake auf das Nachwuchstalent aufmerksam; beide wollten den musikalischen Jungspund unter Vertrag nehmen.

Charismatische Teen-Stars bringen Schwung in das Musikgeschäft, das vom Drang nach Neuem lebt, von der Entdeckung neuer Gesichter. Es sind Stars wie Miley Cyrus, die plötzlich hochschiessen und innerhalb kürzester Seit Rekord-Verkäufe schaffen. Die Instant-Karriere verfliegt freilich zuweilen ebenso schnell, wie sie begonnen hat. Dann muss Nachschub her.

Mit Usher als Produzent feiert Justin Bieber große kommerzielle Erfolge. One Time kam in zehn Ländern unter die Top 30, sein Debutalbum My World erlangte nach nur zwei Monaten Platin-Status.

Vom Nachbarsjungen zum Shootingstar: Vielleicht ist es das, was Young Bieber von anderen Teenie-Idolen wie Zac Efron oder Aaron Carter unterscheidet. Er begann seine Karriere fernab großer Studios, in einer Sozialbausiedlung in einer Kleinstadt im kanadischen Ontario. Geld für Gesangsstunden oder eigene Instrumente hatten seine aus kleinen Verhältnissen stammenden Eltern nicht.

"Manchmal haben mir Freunde meiner Eltern Instrumente ausgeliehen oder geschenkt", sagte Bieber vor wenigen Wochen der Zeit. Seinen Ruhm und Erfolg verdankt er weder den großen Castingshows, noch seinem Namen. Auch nicht dem überambitionierten Ehrgeiz seiner Mutter: Sie sah in Justin ursprünglich keinen Popstar, sondern einen Pastor.

Heute singt er für Jessica Simpson, Justin Timberlake und Barack Obama persönlich. Ob der Junge aus prekären Verhältnissen es schafft, bei dieser Karriere nicht völlig abzuheben?

Trotz medienwirksamer Flirt-Attacken auf ältere Sanges-Kolleginnen wie Nicole Scherzinger oder Rihanna, trotz wilder Gerüchte über Yacht-Partys und stürmische Affären, scheint es, als wolle der gerade mal 16-Jährige versuchen, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. "Manchmal ist es zwar komisch, wenn ich irgendwo hingehe und Tausende Leute auf mich warten," sagte Bieber kürzlich dem US-Magazin People, "aber ich denke dann immer 'Ich bin Justin'. Was ich im Moment habe, ist eine einmalige Möglichkeit im Leben, und ich fühle mich geehrt."

Soeben ist sein zweites Album, My World 2.0 erschienen, mit dem Bieber als jüngster Solokünstler seit Stevie Wonder 1963 die US-Charts anführte. Zudem warten auf den kanadischen Mädchentraum in diesem Sommer noch viele Möglichkeiten, seine Fans zu begeistern: Im Juni beginnt seine erste Welttournee.

Das Bieber-Fieber wird wird sich wohl weiter ausbreiten.

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