Technik:Bei Untreue schlägt die Matratze Alarm

Technik: Ist sie untreu? Oder er? Die Matratze kennt die Wahrheit.

Ist sie untreu? Oder er? Die Matratze kennt die Wahrheit.

(Foto: Lane Coder/plainpicture)

Ist mein Partner treu, wenn ich unterwegs bin? Eine neue Hightech-Matratze kennt die Wahrheit. Vorausgesetzt, das heimliche Tête-à-Tête findet im Bett statt.

Von Thomas Urban

Eindringlich warnt die Stimme in dem Werbevideo: "Eines Tages klopft die globale Untreue auch an deine Tür. An dein Schlafzimmer." Und dann hat man sie plötzlich im Bett, die demütigendste Variante des Seitensprungs: Ehebruch im eigenen Schlafzimmer.

Damit man davon wenigstens erfährt, hat ein Matratzenhersteller aus der nordwestspanischen Region Galicien nun etwas verdammt Cleveres im Angebot: Die "smarte Matratze", ausgestattet mit Sensoren für Erschütterungen. Potenzielle Kunden: vor allem Ehemänner, die viel aushäusig und sehr eifersüchtig sind. Das System kann nicht nur vom Büro, sondern auch von der anderen Seite des Globus abgefragt werden. Wer beim Seitensprung nicht regungslos vorgeht, wird enttarnt.

Aufrüstung sei nötig, meint der Hersteller. Natürlich habe es die schlimme Plage der Untreue schon immer gegeben, aber so schlimm wie jetzt sei es noch nie gewesen. Und früher sei ja auch alles überschaubarer gewesen, an der Haustür klingelten bestenfalls der Gärtner oder der Briefträger, vielleicht auch mal ein Klempner.

Aber mit dem Internet sei nun alles anders. Flirt- und Seitensprungportale, dieses Teufelszeug, unterhöhlen die Hausordnung. Die Spanier, Señoras wie Señores, gingen im Durchschnitt 2,3 Mal im Jahr fremd, wird eindringlich gewarnt. Und bei den anderen Nationen sehe es kaum besser aus.

Matratze in Gebrauch!

Der Gefahr aus dem Netz kann der vorsichtige Ehemann nun mit digitaler Abwehrtechnik begegnen. Denn zu den Sensoren gibt es die praktische App für das Handy mit dem Warnsignal: Matratze in Gebrauch!

Wer sich selbst besonders quälen und alles genau wissen will, kann auch alle Daten mit mathematischer Präzision bekommen: Länge und Intensität der Erschütterungen, mutmaßliches Körpergewicht der Akteure, in farbigen Kurvendiagrammen. Die App lässt auch Vergleiche zu, beispielsweise zwischen den Kurven des Liebhabers und des Hausherrn, falls der sich bei Gelegenheit selbst heimlich vermessen lässt.

Die Versuchsabteilung hat, wie ein junger Ingenieur aus der Schlafstellenforschung des Matratzenherstellers kichernd darlegt, "unter absolut realen Bedingungen" die Werte für die Standardprogrammierung ermittelt. Es soll ja nicht passieren, dass das Handy Alarm gibt, wenn die Kinder im elterlichen Bett herumhüpfen oder sich die allein gelassene Ehefrau, vor Sehnsucht sich nach dem Gatten verzehrend, schlaflos herumwälzt.

Rund 500 Euro kostet die Single-Matratze mit getarntem elektronischem Innenleben, 1500 Euro die Doppelausführung. Es gibt die smarte Matratze aber nur in traditioneller Bauweise mit Federkern. Und Wasserbetten sind nicht im Programm, die Sensoren sind zwar stoß-, aber nicht wasserfest.

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