T:Transgender

(Foto: Steffen Mackert)

Eigene Toiletten für Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau sehen? Die Debatte um sogenannte Transmenschen ist zum lautstarken Symbol geworden: Drückt hier eine Minderheit der Mehrheit ihre privaten Probleme auf?

Von Matthias Drobinski

LSBTwas? Männer wollen Frauen sein und Frauen Männer, und die Krankenkasse soll auch noch die Geschlechtsumwandlung bezahlen? Und schwule Paare sollen Kinder adoptieren können, genau wie heterosexuelle? Überraschend schnell und unter überraschend geringem Protest hat der Bundestag zum Ende der Legislaturperiode beschlossen, dass schwule und lesbische Paare heiraten können wie Heterosexuelle auch. Das Unbehagen manches Wählers dürfte das nicht verringert haben.

Und wenn es im Wahlprogramm der Grünen heißt, "staatliche Akteur*innen" müssten sich "insbesondere im Blick auf trans* Kinder und Jugendliche" fortbilden, oder dass es mehr Projekte "im Bereich der LSBTIQ*-Senior*innen" bräuchte, liegt die Frage nahe, ob hier nicht eine Minderheit der Mehrheit ihre sehr privaten Probleme aufrückt. So jedenfalls sieht es die AfD, sie hält die ganze "Gender-Ideologie" für "verfassungsfeindlich" und für ein "Umerziehungsprogramm" mit dem Ziel, das "traditionelle Familienbild zu beseitigen", entsprechend soll die Gender-Forschung nicht mehr öffentlich finanziert und die "Frühsexualisierung" in der Schule gestoppt werden. Im Wahlprogramm von CDU und CSU findet sich nur der dürre Satz, dass auch homosexuelle Lebenspartnerschaften nicht diskriminiert werden dürften.

SPD, Linke, Grüne und FDP wollen dagegen "die Lage von trans- und intergeschlechtlichen Menschen verbessern" (SPD), das Transsexuellen-Gesetz von 1980 reformieren (SPD, FDP), ersetzen (Grüne) oder abschaffen (Linke), "Menschen mit Trans*Hintergrund" die Reproduktion ermöglichen (Linke). Die Diskriminierung von Menschen, deren sexuelle Identität von jener der Mehrheit abweicht, wollen diese Parteien alle bekämpfen. Denn jenseits aller Sternchen und Abkürzungen: Es geht um Menschen, denen Unrecht geschehen ist und immer noch geschieht.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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