Studie zu Naturbewusstsein in Deutschland:Waschbären, bitte draußen bleiben

Grünen rechnen mit Rückkehr des Wolfes

Wölfe sind in der deutschen Bevölkerung nicht sonderlich beliebt.

(Foto: dpa)

Je wilder die Wälder, desto besser gefallen sie den Deutschen. Das geht aus einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz hervor. Beliebte Waldtiere sind demnach Biber, Luchse und Wildkatzen - bei zwei anderen Raubtieren sieht das ganz anders aus.

Wenn es um Wildnis geht, dann können die Deutschen offenbar gar nicht genug davon bekommen. Knapp zwei Dritteln von ihnen gefällt Natur umso besser, je wilder sie ist. Das ist eine Erkenntnis aus der Naturbewusstseins-Studie 2013, die im Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn vorgestellt wurde.

Zum ersten Mal wurde in der seit 2009 dritten repräsentativen Umfrage intensiv das Thema Wildnis behandelt. Häufig dachten die Befragten bei dem Begriff zunächst an Tiger, Löwen, Elefanten und Krokodile. 44 Prozent fielen dabei Wälder, Regenwald oder Dschungel ein. Letztere gibt es in Deutschland nicht, aber Wälder. Fast 80 Prozent der Deutschen können sich gut vorstellen, dass es gerade dort mehr Wildnis gibt. Abgestorbene Bäume und Totholz gehörten in den Wald, sagen sie. Nur ein Drittel meint, der Wald müsse ordentlich aussehen (Mehrfachnennungen waren möglich).

Waschbären auf dem Vormarsch

Wäschbären müssen draußen bleiben - wenn es nach der Mehrheit der befragten Deutschen geht.

(Foto: dpa)

200 Kilometer Wanderwege in der Eifel

Das ist ein Trend, den auch Gerd Ahnert vom Nationalpark Eifel beobachtet. Allerdings sei Wildnis im Wald heute eher ein Ziel denn ein Zustand. Es gebe aber Waldflächen, die seit 40 Jahren nicht gerodet worden seien. Da sei die Richtung zu erkennen. Solche Wälder müssten aber auch zu erleben sein. "Der Mensch schützt nur, was er kennt", sagt Ahnert. Im Naturpark gebe es auf 11 000 Hektar etwa 200 Kilometer Wanderwege. Das sei ein Spagat: Den Naturschutztouristen sei das zu viel, den kommunalen Touristikern zu wenig.

In der Befragung sprechen sich je ein Drittel der Befragten entweder für einen Zugang auf bestimmten Wegen oder mit Führungen aus. Ein solcher Nationalpark sei eben auch ein Tourismusfaktor, sagt Roland Gramling, Sprecher der Umweltschutzorganisation WWF. Das beste Beispiel sei der Nationalpark Harz. Selbst die härtesten Gegner hätten irgendwann sagen müssen, dass die Einrichtung wirtschaftlichen Erfolg gebracht habe. Dort werde belegt, dass Wildnis oder Nationalpark auch den Menschen in der Region etwas brächten. "Das hat ja nicht nur einen ökologischen, sondern auch einen ökonomischen Sinn".

Charmeoffensive für den Biber

Beliebt hingegen ist der Biber.

(Foto: dpa)

Persönliches Engagement fehlt

Die Bemühungen zur Wiederverbreitung heimischer Tierarten stößt zwar auf große Akzeptanz. Allerdings werden sie nicht für jede Tierart gleichermaßen unterstützt. Etwa zwei Drittel der Deutschen befürworten eine stärker Verbreitung von Biber, Luchs und Wildkatze. Beim Wolf sind es laut Studie nur noch 44 Prozent. 41 Prozent der Befragten finden das nicht gut. Gramling sieht es als großen Erfolg an, dass der Wolf von sich aus zurückgekehrt sei. "Es ist ja keine Wiederansiedlung, sondern der Wolf kam aus freien Stücken." Wenn es um den aus Nordamerika eingewanderten Waschbären geht, sinkt die Zustimmung auf knapp die Hälfte.

Die Befragung zeigt auch, dass sich ein Großteil der Deutschen (83 Prozent) über den sorglosen Umgang mit der Natur ärgert. Zwei Drittel fürchten, dass es für die kommenden Generationen kaum noch intakte Natur geben wird. Aber: Die Befragten sprechen den Menschen zwar die Pflicht zu, die Natur zu schützen (56 Prozent), sich selbst aber sehen sie weniger in der Verantwortung. Persönlich engagieren wollen sich nur 18 Prozent.

Luchs im Waldgehege Rabenklippen

Ebenso beliebt wie der Biber: der Luchs.

(Foto: dpa)

Das sei eben die Realität, mit der die Menschen leben müssten, sagt Professor Manfred Frühauf vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung an der Universität Halle. Der Mensch denke sehr kurzzeitig. Es müsse der Allgemeinheit klar gemacht werden, dass das, was heute nicht erledigt werde, den Enkeln und der nächsten Generation zur Last falle.

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