Studie zu Internetnutzung:Mit zehn schon volljährig

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97 Prozent der Zehn- bis 13-Jährigen sind online, mehr als die Hälfte täglich. Das bringt Eltern in Bedrängnis: Wie lässt sich der Zugriff auf nicht-jugendfreie Inhalte verhindern?

Von Nadia Pantel, Berlin

Wen die Marktforschung in den Blick nimmt, dem gibt sie gerne englische Namen. Diese passen besser zu den konsumfeiernden Schlagworten "Shopping" und "Fun". Folglich heißt die Studie, die alljährlich kurz vor der Einschulungswelle auflistet, für was Kinder wie viel Geld ausgeben, "Kids Verbraucher Analyse".

Das deutsche Durchschnitts-Kid 2014 kauft demnach gerne Zeitschriften mit Säugetieren ( Wendy und Micky Maus), besitzt mit über 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit Brettspiele, Puzzles, Kuscheltiere und spielt zu 50 Prozent einmal pro Woche mit dem angehäuften Spielzeug. Um zusätzlich weitere Comics und Süßigkeiten zu erwerben, stehen einem Sechs- bis 13-Jährigen 27,50 Euro Taschengeld im Monat zur Verfügung. Da unterscheidet sich das Durchschnitts-Kid 2014 nicht vom Durchschnitts-Kid der Vorjahre. Außerdem geht das seit über 20 Jahren marktwirtschaftlich erforschte Kind im Urlaub und in der Freizeit am liebsten baden. In 89 Prozent der Fälle gelingt dies - denn es darf meist mitbestimmen, was die Familie gemeinsam unternimmt.

Googeln für die Hausaufgaben, Emails an die Freunde

Eine neue Erkenntnis der Studie ist, dass das, was die Marktforscher "Digitale Volljährigkeit" nennen, inzwischen schon mit zehn Jahren erreicht wird. 97 Prozent der Zehn- bis 13-Jährigen nutzen das Internet, 56 Prozent von ihnen täglich. 2008 war die Intensität des Internetgebrauchs in dieser Altersgruppe noch um 20 Prozent geringer. Auch bei den Sechs- bis Neunjährigen ist der Anteil der Netz-Surfer um 20 Prozent gestiegen. Die Hälfte von ihnen ist inzwischen online unterwegs, 2008 war es nur ein Drittel.

Auf die Frage, was sie im Netz so tun, antworteten 40 Prozent der Kinder, sie würden Informationen für die Schule sammeln und E-Mails schreiben. Die Eltern waren bei der Befragung der Kinder anwesend. Das hinderte weitere 37 Prozent der Kinder nicht daran, zuzugeben, dass sie "ohne bestimmtes Ziel herumsurfen" oder Musik und Spiele herunterladen (14 Prozent).

Dass das Internet für Kinder nur auf wenigen Seiten ein idealer Aufenthaltsort ist, scheint inzwischen allerdings den allermeisten Eltern bewusst zu sein. Sie geben an, klare Regeln für die Online-Ausflüge des Kindes aufgestellt zu haben: Es darf keine persönlichen Daten angeben (sagen 94 Prozent der Erziehungsberechtigten), es darf nur bestimmte Seiten besuchen (92 Prozent), und es ist festgelegt, wie lange es sich jeweils durchs Netz klicken darf.

"Das Internet ist ein Segen für uns Schurken"

Sollten die Regeln nicht helfen, das Kind zu schützen, werden die Eltern in ihrem pädagogischen Anliegen von Comic-Helden unterstützt. Da die "Kids Verbraucher Analyse" von der Egmont Ehapa Media GmbH in Auftrag gegeben wurde, gibt es zusätzlich zu Datensätzen bei der Vorstellung der Studie einen langen Wühltisch, auf dem die Ehapa-Produkte ausliegen. Neben bunten Kinderzeitschriften, die alle extra in einer Klarsichthülle anreisen, da an ihnen so viel Plastikspielzeug dranhängt, stapeln sich die Ausgaben des "Lustigen Taschenbuchs".

In Entenhausen wohnen zwar die gleichen Vögel und Mäuse wie vor 40 Jahren, und der kapitalistische Raffzahn Dagobert beutet weiterhin seinen Neffen Donald aus, doch die neuen Gegner sind Cyberkriminelle. "Das Internet ist ein Segen für uns Schurken", stellt ein mysteriöser Kapuzenträger in Band 423 fest. Daisy und Donald tragen immer noch keine Hosen, sie wissen aber, dass das Internet gefährlich sein kann. Und fangen den Schurken mit einem Lasso. Für Eltern, die nicht mit Lassos umgehen können, bleibt die Alternative, Programme zu installieren, die ihre Kinder am Zugriff auf nicht-jugendfreie Seiten hindern. 73 Prozent der befragten Eltern geben an, dies zu tun. Das sind fünf Prozent mehr als noch 2013.

Dass Kinder vermehrt im virtuellen Raum unterwegs sind, senkt nicht die Ausgaben, die Eltern jährlich in die Ausstattung ihrer Kinder im realen Raum investieren. 356 Euro geben sie für Kleidung aus und 360 Euro für Taschengeld. Das dann mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit von den Kindern in Comics investiert wird. So steht es in der Analyse.

© SZ vom 13.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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