Streit ums Geld:Beim Geld hört die Freundschaft auf

Wer einem guten Bekannten oder Verwandten Bares leiht, begibt sich schnell auf glattes Eis. Vier Erfahrungsberichte und Tipps, die helfen, Konflikte zu vermeiden.

Silke Bigalke

"Hast du mal 'nen Euro für mich?" - wer hat diesen Satz nicht schon einmal von Freunden oder Verwandten gehört. Und nicht selten verleiht man den geforderten Euro im klaren Wissen darüber, dass man das Geld nie wieder zurückbekommt.

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Nicht selten kommt es vor, dass sich Freunde über geborgtes Geld in die Haare geraten.

(Foto: Foto: iStockphotos)

Wenn es allerdings um größere Beträge geht, kann es schwierig werden: Dann steht nicht selten das Geld zwischen den Freunden. Oder die Freundschaft zerbricht sogar komplett daran. Hier schildern vier Menschen, die Freunden Geld geborgt haben, welche Probleme sie hatten. Und Experten sagen, wie man Konflikte vermeidet.

Er nahm das Geld - und verschwand

Peter Groß, Psychologe, 69 Jahre alt, Köln: "Ich habe öfter Geld verliehen, aber niemals wieder eine so große Summe wie damals: 50.000 Mark, einen guten Teil meiner Pension. Das war eine spektakuläre, unglaubliche Geschichte. Begonnen hat sie auf hoher See. Jürgen war der Freund meines besten Freundes Horst. Die beiden waren auf dem Weg nach Mauritius, wo sie ihr Schiff für Tauchgänge an Touristen verchartern wollten. Ich stieß auf halber Strecke zu den Aussteigern. Leider konnte ich meine Finger nicht von Jürgens damaliger Freundin lassen. Verständlich, dass er danach lieber ohne mich weitersegeln wollte.

Jürgens Geschäft mit den tauchenden Touristen lief gut. Bald kaufte er sich ein zweites Schiff. Er heuerte eine Crew an, die das neue Boot von Hamburg nach Mauritius bringen sollte. Doch kurz nach dem Start versagte der Motor. Als Jürgen mich daraufhin in Köln besuchte, steckte er in der Klemme. Das war 1989, drei Jahre nachdem wir uns wegen der Frau zerstritten hatten. Ich gab ihm das Geld für den neuen Motor, weil ich überzeugt war, dass er es mir zurückzahlen würde. Er war ein anständiger und tüchtiger Mensch. Nach einem Jahr wollte er anfangen, die Raten abzubezahlen. Außerdem haben wir sechs Prozent Zinsen vereinbart, so viel wie ich damals von der Bank bekommen hätte. Ich hatte das Geld für meine Pension angelegt und wollte keinen Verlust durch das Darlehen machen.

Jürgen nahm das Geld und verschwand. Drei Jahre lang habe ich nichts von ihm gehört und wusste nicht einmal, wo ich anfangen sollte, ihn zu suchen. Ich hätte einen Detektiv losschicken können. Aber ich habe darauf vertraut, dass Jürgen alles tun würde, um mir das Geld zurückzuzahlen. Meine Menschenkenntnis konnte mich nicht so getäuscht haben. Ich habe gedacht, er ist umgekommen. Oder andere, ernste Schwierigkeiten halten ihn davon ab.

Nach drei Jahren bekam ich einen zwölf Seiten langen Brief mit einer unglaublichen Geschichte. Jürgens Schiff war nicht bei ihm angekommen. Er hatte über ein Jahr lang danach gesucht, bis er erfuhr, dass es von einem somalischen Militärboot abgefangen worden war. Die Crew saß im Gefängnis. Die Somalis hatten den Verdacht, das Boot sei in Waffenschmuggel für Aufständische verwickelt. Nach endlosen Verhandlungen, konnte er sie schließlich überzeugen, sein Schiff und die Crew wieder herauszurücken. Zurück in Mauritius hat er dann gearbeitet wie ein Weltmeister und seine Raten immer pünktlich bezahlt. Sechs Jahre später hatte ich mein Geld samt Zinsen wieder. Viel länger hätte es aber auch nicht dauern dürfen, denn meine Pension rückte näher. Ich war ja auf das Geld angewiesen.

Inzwischen arbeitet Jürgen als erfolgreicher Heilpraktiker in Köln. Unsere Geschichte zeigt, dass es sich lohnt, zu vertrauen. Die Menschen sind wesentlich besser als ihr Ruf. Das ist meine schöne Erfahrung nach nunmehr fast siebzig Lebensjahren."

Protokoll: Silke Bigalke

Das Ende einer langen Beziehung

Das Ende einer langen Beziehung

Annabelle Schmied (Name geändert), Journalistin, 43 Jahre alt, München: "Wir kannten uns seit der Studienzeit. Ich hatte mit dieser Freundin viel erlebt, schöne Zeiten, schwierige Zeiten, die Trennung von unseren langjährigen Freunden, wir waren uns immer nahe gewesen. Deshalb habe ich auch nicht lange überlegt, als die Frage aufkam, ob ich ihr Geld leihe. Es ging um 1500 Euro, sie wollte sich eine neue berufliche Existenz als Heilpraktikerin aufbauen, ich fand das gut. Sie hatte länger nach dem richtigen Beruf gesucht, Verschiedenes begonnen, dann umgesattelt, Städte gewechselt. Heilpraktikerin sollte es jetzt sein. Ich gab ihr das Geld, mein Mann hatte auch nichts dagegen.

Kurze Zeit davor hatten wir einer anderen Freundin 5000 Euro geliehen, die sie schnell brauchte, weil sie ein Ferienhaus in Griechenland kaufen wollte. Nach ein paar Jahren fragte diese Freundin, wann wir die Summe zurückhaben wollten. Wir brauchten Geld für ein neues Haus und sagten ihr das, sie zahlte es in zwei Schritten zurück. Unsere Freundschaft hat dieses Geldleihen und das damit verbundene Vertrauen eher gestärkt, glaube ich.

Anders war es mit der Heilpraktikerin. Wir haben uns voneinander entfernt. Es ging um ihren neuen Mann, den sie über mich kennengelernt hatte, von dem ich ihr nun aber unangenehme Dinge erzählt habe, die ich erfahren hatte. Ich wollte sie nur schützen, sie jedoch hielt mich für illoyal, machte mir Vorwürfe, es kam zum Streit. Unser Kontakt brach weitgehend ab. Was ich sehr traurig fand, wir kannten uns ja seit mehr als fünfzehn Jahren. Was war nun mit dem Geld? Vorher hatten wir das eine oder andere Mal darüber gesprochen, es war schließlich schon Jahre her, dass ich ihr die 1500 Euro gegeben hatte. Wir hatten geringe Beträge, die ich ihr aus anderen Gründen schuldete, vom Darlehen abgezogen. Es fehlte noch die große Summe.

Als unsere Freundschaft auf Eis lag, habe ich darauf gewartet, dass sie sich melden und das Geld zurückzahlen würde. Das hätte ich erwartet. Ich habe es auch einmal angesprochen, aber keine wirkliche Reaktion bekommen. 1500 Euro Verlust sind für mich nicht existenzbedrohend. Aber es ist doch ein Betrag, der schmerzt. Im Grunde warte ich bis heute darauf, dass meine Freundin das erkennt und mir die Summe zurückgibt, auch aus Respekt vor der Verbindung, die wir hatten. Ich habe daraus gelernt, wie schwierig es ist, jemandem ein paar Tausender zu leihen, wenn die Freundschaft endet. Ich habe seitdem kein Geld mehr verliehen, die Frage stellte sich nicht. Ich wäre aber heute vorsichtiger. Im Hinterkopf wäre der Gedanke, vielleicht bekomme ich es nicht zurück. Womöglich würde ich beim nächsten Mal mit dem Bekannten einen schriftlichen Vertrag abschließen, Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Das verlorene Geld ist für mich aber nur ein Randaspekt. Viel schlimmer wiegt, dass ich eine Freundin verloren habe - jedenfalls sieht es so aus."

Protokoll: Alexander Hagelüken

Vertrauen statt Vertrag

Vertrauen statt Vertrag

Matthias Voigt, Sozialpädagoge, 39 Jahre alt, Görlitz: "Man leistet sich erst etwas, wenn man es sich leisten kann. So wurde ich erzogen. Deshalb hatte ich bislang immer mehr Geld als ich zum Leben brauchte. Und davon verborge ich auch gern mal etwas. Allerdings: Um mal shoppen zu gehen, dafür gibt's bei mir nichts. Geld verleihe ich nur an Freunde, die sich eine neue Perspektive im Leben schaffen wollen: für einen Umzug, einen Studienabschluss, ein berufliches Vorhaben. Sechs Mal habe ich bisher Geld vergeben, Summen zwischen 1000 und 5000 Euro. Fast immer habe ich es angeboten. Und zwar wenn ich das Gefühl hatte, dass ein Freund es dringend brauchte.

Einer meiner Freunde stand kurz vor seiner Diplomarbeit. Der wollte dafür gute Technik und gutes Papier verwenden. 1500 Euro hätte das gekostet - und mit einer guten Abschlussarbeit hätte er sich einen Namen machen können. Also habe ich ihm eines Abends bei einer Flasche Wein spontan vorgeschlagen, das Geld vorzuschießen. Er war zunächst zurückhaltend - und hat es dann freudestrahlend angenommen. Es war schön mitzuerleben, dass sein Studium, das er zwischenzeitlich wegen einer schweren Krankheit hatte unterbrechen müssen, ein gutes Ende nahm. Nach einem halben Jahr hat er mich gefragt, wie er es zurückzahlen soll. Das hatten wir gar nicht abgesprochen. Ich hatte ihm vertraut.

Für mich stand außer Frage, dass er mich nicht übers Ohr haut. Über zwei Jahre hinweg hat er die Summe in kleinen Beträgen abgestottert: Mal 100 Euro, mal 300, dann kam ein Monat mal nichts. Für mich war das in Ordnung. Irgendwann rief er an und sagte, die Summe müsse nun komplett sein. Erst da habe ich auf meinen Kontoauszügen nachgerechnet - und die Summe war komplett.

Bei einer Freundin hingegen hatte ich durchaus das Gefühl, dass das Geld, das ich ihr geborgt hatte, zwischen uns stand. Wenn sie mir von Anschaffungen erzählt hat, dann immer mit Zusatz: Naja, eigentlich hätte ich das Geld dafür dir geben müssen. Irgendwann habe ich zu ihr gesagt: Ich weiß, dass ich es zurückbekomme - und derzeit bin ich nicht auf das Geld angewiesen. Also, zahl es mir zurück, wenn du es mir zurückzahlen kannst. Das hatte etwas Befreiendes - für uns beide. Für mich hört die Freundschaft beim Geld nicht auf. Da fängt sie erst an. Wenn mich jemand um Geld bittet und ich merke, dass ich Bauchschmerzen dabei habe, dann ist das für mich ein Zeichen, dass zwischen uns keine Freundschaft ist. Einen Vertrag über verborgtes Geld habe ich erst einmal gemacht: Eine Bekannte hatte mich um 1000 Euro für ein Auto gebeten. Sie hat darauf gedrungen, ein Schriftstück aufzusetzen, in dem alles geklärt wurde. Sie wollte sich absichern, dass darüber kein Knatsch entsteht. Für mich war das ein Beleg dafür, dass Vertrauen eben nicht selbstverständlich ist. Es ist ein Gefühl, das wachsen muss."

Protokoll: Varinia Bernau

Die Handynummer sofort gelöscht

Die Handynummer sofort gelöscht

Christian Merk (Name geändert), Betriebswirt, 29 Jahre alt, München: "Ich habe die Frau im Zug nach Hamburg kennengelernt. Wir haben die ganze Fahrt über gequatscht und uns einfach super verstanden. ,Ziehen wir doch einfach zusammen‘ - das haben wir sofort beschlossen. Ganz schön naiv. Ein Jahr lief alles gut in unserer Wohngemeinschaft. Dann bemerkte ich, dass sie ihren Anteil der Miete nicht auf mein Konto überwiesen hatte. Sie habe gerade kein Geld, war ihre Erklärung. Ob ich ihr die Miete nicht vorstrecken könne. Das war kein Problem für mich. Ich habe damals viel gearbeitet und entsprechend verdient. Das Studium lief nur so nebenher. Ich hatte also genug Geld, um ein paar Mal ihre Miete mitzubezahlen.

Sie dagegen war chronisch pleite. Dabei hatte sie sogar zwei Jobs. Doch meistens gab sie ihr Geld sofort aus - für ein neues Auto, Klamotten, zum Feiern. Sie zog fast jeden Abend durch die Clubs. Wir haben uns kaum noch gesehen.

Drei Monate habe ich die Miete für sie mitgezahlt, insgesamt etwa 1200 Euro. Das Geld habe ich ihr wirklich gerne geliehen. Wieso auch nicht? Nach sechs Monaten stand sie zwar immer noch bei mir in der Kreide, aber ich war völlig entspannt. Die Situation wurde erst unangenehm, als ich merkte, dass sie mich beklaute. Zuerst hatte ich nur ein Gefühl, das immer mal wieder etwas fehlte. Also ließ ich auf dem Küchentisch 100 Euro in verschiedenen Scheinen liegen und fuhr übers Wochenende weg. Als ich wieder kam, waren 30 Euro übrig. Es war so offensichtlich. Hielt sie mich für bescheuert? Als ich sie auf das Geld ansprach, meinte sie, sie wollte es sich nur leihen und hätte vergessen, es mir zu sagen.

Sie hatte mich aufs Kreuz gelegt. Ich fühlte mich mies, wollte auf keinen Fall mehr mit ihr zusammenwohnen. Wir suchten einen Nachmieter. Leider hörte der Ärger damit nicht auf: Zuerst wollte sie mir meine Kaution nicht zurückgeben. Dann versuchte sie, Geld für die Küche, die wir damals gemeinsam bezahlt hatten, zu unterschlagen. Sie sagte, der Nachmieter sei nicht bereit, einen Abschlag für die Küche zu bezahlen. Ich wollte einfach nur raus da, also war es mir egal. Bei der Wohnungsübergabe legte mein Nachmieter mir das Geld für die Küche dann bar auf den Tisch. Er hatte die ganze Zeit vorgehabt, es zu zahlen. Offensichtlich wollte meine Mitbewohnerin es nur selber einsacken. Als ich nach der Übergabe aus der Tür raus war, habe ich sofort ihre Nummer aus meinem Handy gelöscht. Ich wollte diese Frau nie wieder sehen, nie wieder von ihr hören.

So heftig hätte ich sicher nicht reagiert, wenn es dabei nur um Geld gegangen wäre. Ich habe mich hintergangen gefühlt. Die vorgestreckte Miete habe ich nie wiedergesehen. Sie hat mich bis zum Schluss beschissen. Trotzdem würde ich Freunden wieder Geld leihen. Richtigen Freunden."

Protokoll: Silke Bigalke

Das Geld zurückholen - so geht's

Das Geld zurückholen - so geht's

Vertrauen ist gut. Wenn es um Geld geht, ist ein Vertrag aber besser. Selbst wer guten Freunden oder Verwandten Geld leiht, sollte seine Bedingungen für das Darlehen schriftlich festhalten, rät Paul Assies vom Deutschen Anwaltverein. "Wenn es zu Problemen kommt, zählen mündliche Absprachen häufig nicht mehr." Im Vertrag müssen die geliehene Summe, das Rückzahlungsdatum und vereinbarte Zinsen festgehalten werden. Eine Quittung beweist, dass das Geld wirklich den Besitzer gewechselt hat.

Bei höheren Beträgen empfiehlt Finanzmakler Bert Heidkamp zudem eine Klausel zur kurzfristigen Rückzahlung. Es kann sein, dass der Geldgeber selbst in eine Notsituation gerät, etwa durch einen Unfall, und das Geld dringend braucht. Die frühzeitige Rückzahlung kann den Gläubiger schützen, selbst wenn der Schuldner dafür ein Bankdarlehen aufnehmen muss.

Der Gläubiger sollte auch von Freunden eine Sicherheit für sein Darlehen verlangen. "Hierfür eignet sich unter anderem die Abtretung einer Lebensversicherung", sagt Assies. Einer solchen Abtretung muss das Versicherungsunternehmen aber zustimmen - und zwar schriftlich, was dem Gläubiger zusätzliche Sicherheit bietet. Eine Grundschuld auf ein Haus ist dagegen ein unsicheres Pfand: Meist sind Immobilien bereits beliehen und Banken haben hier im Zweifelsfall Vorrang vor privaten Darlehensgebern.

Auch bei Bürgen rät Assies zur Vorsicht: "Das ist dann meist wieder ein Freund und birgt nur weiteres Konfliktpotential." Zudem sei es für den juristischen Laien formal schwierig, eine wirksame Bürgschaft zu formulieren.

Eskaliert der Streit ums Geld, bleibt oft nur der Rechtsweg. Der Gläubiger kann entweder sofort Klage gegen den Schuldner einreichen. Er kann aber auch ein formalisiertes Mahnschreiben an das zentrale Mahngericht oder das im jeweiligen Bundesland zuständige Amtsgericht schicken. Dieses sendet einen Mahnbescheid an den Schuldner. Widerspricht dieser nicht binnen zwei Wochen, hat der Gläubiger einen vollstreckbaren Titel. Damit kann er einen Gerichtsvollzieher losschicken. Legt der Schuldner jedoch Einspruch ein, landet die Sache vor Gericht.

Wem das alles zu lange dauert, der kann bereits vor der Geldübergabe ein notarielles Schuldanerkenntnis verlangen. Assies: "Darin unterwirft sich der Schuldner auch der sofortigen Zwangsvollstreckung." Sobald die Rückzahlung fällig wird, kann der Gläubiger sich sein Geld zur Not mit Hilfe "staatlicher Gewalt" holen.

Die Freundschaft erhalten - so geht's

Die Freundschaft erhalten - so geht's

Wer einem Freund Geld leiht, braucht starke Nerven. Wirtschaftspsychologe Peter Groß weiß, dass ein Geldgeber oft nicht anders kann, als bei jedem Treffen mit dem Schuldner an sein Geld zu denken. Damit die Freundschaft daran nicht zerbricht, sollte der Gläubiger im Idealfall nur so viel verleihen, wie er im Notfall auch verschenken könnte, rät Groß. Dann eskaliert die Situation nicht, wenn der Freund etwas länger für die Rückzahlung benötigt. Zudem sollte sich der Geber vorher klarmachen, ob er dem Freund vertrauen kann und will. Hat er sich einmal entschieden, muss er quälende Zweifel, ob und wann er sein Geld wiedersieht, möglichst verdrängen.

Oft gibt es Ärger, wenn der Schuldner Geld für eigene Wünsche ausgibt, bevor er an die Schulden beim Freund denkt. "Es geht dabei um die Geste, die zeigt, dass er seinen Wohltäter nicht respektiert", sagt Groß. Oft denke der Schuldner, sein Freund habe eh genug Geld und brauche die Leihgabe nicht so dringend zurück. Der wiederum frisst seine Wut darüber in sich hinein. Retten kann die Situation dann nur ein offenes Gespräch: "Wenn der befreundete Schuldner mir etwas bedeutet, sage ich ihm als Gläubiger, was ich fühle", so Groß. Wenn auch das nicht hilft, könnte ein gemeinsamer Bekannter vermitteln. Ein Anwalt darf nur das letzte Mittel sein, rät Groß: "Wenn ich juristisch gegen ein Freund vorgehe, ist der Ofen aus."

Ein ganz anderes Problem ist es, wenn der Schuldner zurückzahlen will, aber nicht kann. In diesem Fall kann Ratenzahlung eine Lösung sein. Damit sich beide Seiten besser fühlen, reichen bereits kleine Beträge, die der Schuldner problemlos und pünktlich zahlt. Dabei gehe es mehr um die Geste, als ums Geld, findet Groß.

Für den Fall, dass die Freundschaft trotz aller Bemühungen zerbricht, benötigt der Gläubiger einen schriftlichen Beweis für sein Darlehen. Der Schuldner sollte einen solchen Vertrag nicht als Beweis werten, dass der Freund ihm misstraut. Der Gläubiger sollte ihn daher als Gedächtnisstütze darstellen, um Missverständnisse für beide Seiten zu vermeiden.

Es gibt aber auch Fälle, in denen Psychologe Groß grundsätzlich von einem Darlehen unter Freunden abrät: Ist der Freund bereits bis zum Hals verschuldet, sollte man das Geld lieber gleich verschenken - oder mit ihm gemeinsam nach anderen Lösungen suchen. Dann könnte es unter Umständen sogar der größere Freundschaftsdienst sein, ihn zu einem Schuldenberater zu begleiten, findet Groß.

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