Stilkritik: Samantha Cameron:Sexy Sam - die Frau mit dem Tattoo

Mit "Sexy Sam", wie die Briten die Frau des neuen Regierungschefs nennen, wird die Downing Street liberaler. Es ziehen Glamour und Stil ein.

Violetta Simon

David Cameron ist seit fast 200 Jahren der jüngste britische Premierminister. Nach 13 Jahren Labour übernimmt ein Konservativer die Macht - und mit ihm seine Frau, die in der Presse schon vorher als "Wunderwaffe" gerühmt wurde: Samantha Cameron. Dass er sich für Homosexuelle einsetzt und eine grüne Agenda unterstützt, sei vor allem ihr zu verdanken, sagen Insider.

Samantha Cameron

Ihr Stil bringt Medien dazu, den Premier und seine Frau als "Kennedys der Briten" zu bezeichnen: Samantha Cameron.

(Foto: Foto: getty Images / dpa)

Einen weitaus stärkeren Einfluss aber wird die als Samantha Gwendoline Sheffield geborene Britin auf dem offiziellen Parkett ausüben: Mit "Sam Cam" oder "Sexy Sam", wie die Briten sie nennen, ziehen Glamour und Stil in die Downing Street ein. Die Bild-Zeitung hat sich bereits dazu hinreißen lassen, den neuen Premier und seine Lady als "die Kennedys der Briten" zu bezeichnen.

"Sie stellt mich komplett in den Schatten", bekannte Cameron. Und "Sam Cam" konterte charmant: "Das ist eher meinem Babybauch zu verdanken als mir." Im Fernsehen plauderte sie nett und offenherzig über ihren "Dave": Sie sei nun seit 18 Jahren mit ihm zusammen; gemeinsam hätten die beiden einige "ziemlich harte Zeiten" durchgemacht. Und: "Ich würde sagen, dass eines der genialsten Dinge an ihm seine Liebe zum Kochen ist."

Auch wurde die 39-Jährige bereits als die "neue Carla Bruni" gehandelt, weil sie kürzlich von dem britischen Modemagazin Tatler in die Liste der bestangezogenen Frauen der Welt gewählt wurde. Dabei verdrängte sie sogar die Gattin des französischen Präsidenten vom fünften Platz. Die Jury lobte den Geschmack Camerons: Sie habe einen "unsterblichen englischen Stil", bei dem sie teure Marken perfekt mit Kleidern von der Stange kombiniere. Sie werde das Modeniveau in der Downing Street anheben.

Während Carla Bruni jedoch am liebsten in schmal geschnittenen Kostümen, einfarbigen Etui-Kleidern oder schlichten Bleistiftröcken erscheint, eignet sich dieser Stil für die Britin schon allein deswegen nicht, weil sie im September ihr viertes Kind erwartet. (Die Camerons haben zwei Kinder, ihr ältester Sohn war schwerbehindert und starb im Februar 2009).

Und so diskutieren die Briten derzeit vor allem über die Umstandskleider von Dame Samantha, die zwar meist gedeckte Farben aufweisen, sich ansonsten aber an keinerlei formale Vorgaben zu halten scheinen: Mal elegant und knall-violett zu Cardigan und Highheels, mal lang und weit zu einer kurzen schwarzen Lederjacke und Converse-Sneakers - bei "Sam" ist alles drin.

Im "normalen" Leben hat Samantha eine deutliche Vorliebe für auffällige Designerkleider, teuren Schmuck und It-Bags. Zum Einzug in die Downing Street gab sie sich dann ganz mädchenhaft: hochgeschlossen und knielang in blauem Samt, den Bauch charmant durch ein Band unter der Brust betont.

Ihr kreativer Stil kommt nicht von ungefähr: Die Tochter eines Baronets aus Nordengland, der von König Charles II. abstammen soll, genoss die allerbeste Ausbildung. Sie besuchte Privatschulen in London und studierte Kunst in Bristol. Heute ist Samantha Cameron Kreativchefin der altehrwürdigen Schreibwaren-Nobelmarke Smythson und wurde 2009 vom Magazin Glamour für feine Dinge wie ihre Kalender zur besten Accessoire-Designerin gekrönt.

Dass die Britin zum Tory-Parteitag im vergangenen Oktober in einem 65-Pfund-Kleid der britischen Kette Marks&Spencer und Schuhen der Billigmarke Zara erschien, hat übrigens weder die Briten noch die Jury des Tatler gestört. Im Gegenteil: Es kommt immer gut an, wenn eine Politikergattin dort einkauft, wo alle einkaufen.

Und es bestätigt ein weiteres Mal ihren Sinn für Liberalität, mit dem Samantha nicht nur Designermodelle mit Stangenware kombiniert, sondern auch ihr Amt als Frau des Premiers angeht. Einem früheren Nachbarn, der ihr prophezeite, bald in die Downing Street einzuziehen, soll sie geantwortet haben: "I fucking hope not."

Im Übrigen bevorzugt sie, anders als andere Tory-Frauen, nicht Twinsets und Perlen, sondern schmückt sich lieber mit einem Delphin-Tattoo am Fuß. Ihre Jahre an der Kunsthochschule soll sie vor allem beim Billardspielen in rauchigen Pubs verbracht haben - noch schlimmer: Angeblich hat Samantha Cameron einmal Tony Blair ihre Stimme gegeben.

Die Briten dürfen sich jedenfalls in Zukunft auf weitere öffentliche Auftritte in aparten Outfits freuen. Spätestens auf dem nächsten G-8-Gipfel im Juni wird die bis dahin ziemlich runde Samantha Cameron auf Carla Bruni treffen - mal sehen, was sie sich dazu einfallen lässt.

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