Stilkritik Dieter Bohlen:Reminiszenz an einen Penisbruch

Man mag Bohlen ankreiden, dass er Tonleitern missbraucht und Teppichluder flachlegt. Dafür langweilt er nicht - im Gegensatz zum Rest im deutschen TV.

Alexander Gorkow

Das ozeanblaue Lacoste-Poloshirt, das Dieter Bohlen jetzt bei "Kerner" trug, gibt es bei Ebay für 40 Euro. Man hat es mit reiner Baumwolle, zwei Knöpfen aus Perlmutt und einem grundsätzlich zeitlos schönen Klassiker zu tun. Früher trugen sowas Popper. Heute kleidet das Shirt hingegen prompt Systemkritiker wie Dieter Bohlen.

dieter bohlen

Grinsen wie Stahl, das Shirt ozeanblau: Bohlen nervt, aber er langweilt wenigstens nicht.

(Foto: Foto: screenshot SZ)

Seinen Adorno hat Bohlen natürlich in petto. Allerdings hat er, wie jeder gute Philosoph, den Meister weitergedacht. Schaute der oft etwas missmutige Adorno von außen in den verhassten Fernsehapparat hinein und nörgelte herum, so schaut im Gegensatz dazu der Pop-Titan deutlich besser gelaunt aus dem Apparat hinaus.

Nun mag man Bohlen ankreiden, dass er in seiner freien Zeit die Tonleiter missbraucht. Aber langweiliger als der bei Kerner reichlich lustige Schelm in Ozeanblau sind im deutschen Fernsehen fast alle - leider ohne jeweils weniger zu lügen. Quod erat demonstrandum. Denn wer will nach einem so reizenden Auftritt wie dem von Bohlen bei Kerner noch Talkshows mit Volker Kauder oder Event Movies mit Veronica Ferres sehen.

Zum Shirt trug Dieter Bohlen übrigens eine handelsübliche Jeans und etwas Schmuck - womöglich eine Reminiszenz an die good old days von Penisbruch und Flachlegung von Teppichludern. Der Mann macht alles richtig, man soll seine Herkunft ja niemals verleugnen. Gäb's den nicht, wir würden ihn erfinden.

Wir Deutsche haben ihn uns hart erarbeitet. Und bis er seinen nächsten Auftritt hat, schauen wir halt wieder DVD.

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