Stil-Kritik:Die Rückkehr des Schnauzers

Lesezeit: 2 min

Außer im Gesicht von Tom Selleck und Lemmy Kilmister sah man den Oberlippenbart in den letzten Jahren selten. Dabei geht's doch auch stilvoll: Brad Pitt macht es vor.

Ulrike Bretz

Schnauzer, Schnurrbart, Pornobalken - allein die Bezeichnung für die getrimmte männliche Gesichtsbehaarung hört sich wenig reizvoll an. Sie sieht aber noch weniger reizvoll aus. Warum auch sollten störrische Barthaare, die unterhalb der Nasenlöcher sprießen und bis auf die Oberlippe herabhängen, einen Mann zieren?

Clark Gable als Vorbild: Brad Pitt trägt Schnauzbart und sieht damit auch noch klasse aus. (Foto: Foto: AP/AFP)

Jahrelang galt der Schnauzer zurecht als Inbegriff der Peinlichkeit. Der moderne Mann klebte sich allenfalls an Fasching ein falsches Bartteil ins Gesicht, um ein bisschen wie Tom Selleck auszusehen, wie Lemmy Kilmister von Motörhead oder die Polizeibeamten aus der Provinz.

Und ganz sicher hat jeder Mann sich einmal im Leben ins Badezimmer eingeschlossen und ganz heimlich, damit es ja keiner sieht, bei der Rasur einen Haarbalken über der Oberlippe stehen lassen und ein paar Minuten lang fasziniert die eigene Hässlichkeit bestaunt. Wie so ein paar Haare einen Menschen doch verändern können.

Auf den Abstand kommt es an

Auch Brad Pitt hat sich verändert. Und damit gleich ein ganzes Weltbild auf den Kopf gestellt. Er macht vor, dass es möglich ist, einen Schnauzer zu tragen und dabei auch noch gut auszusehen: Bei der Premiere des Films "The Curious Case of Benjamin Button" in Los Angeles tauchte er mit einem schmalen Bärtchen auf und akkuratem Seitenscheitel auf und zog damit alle Blicke auf sich.

Das liegt zum einen an Brad Pitt an sich, der aus irgendeinem Grund immer gut aussieht, egal ob mit bondierter achtziger Jahre-Frisur oder Glatze. Vor allem aber liegt es daran, dass sein Barbier einen feinen, kaum sichtbaren Abstand zur Oberlippe gehalten hat. Dank dieser dezenten Lücke sieht der Schauspieler nun aus wie die Leinwandlegende Clark Gable.

Eigentlich ist der neue Style ein Überbleibsel von den Dreharbeiten zum neuen Tarantino-Film "Inglorious Bastards", in dem Pitt als Leutnant Raine vor der Kamera steht. Offenbar hat der Schauspieler sein Bärtchen nun aber zur Privatangelegenheit erklärt: Er wolle mit seinem Clark Gable-Look im Stil der Vierziger Jahre ein Comeback der Schnurrbärte bewirken. "Sie werden einfach nicht genügend respektiert", sagte er dem Berliner Kurier.

Es könnte hilfreich sein, dass ganz Hollywood die Gesichtsbehaarung neu entdeckt hat: George Clooney, Orlando Bloom und Matt Damon tragen nun wieder Haare über der Oberlippe. Aber keinem von ihnen stehen sie so gut zu Gesicht wie Brad "The Moustache Man" Pitt. Und vielleicht nehmen sich ja auch die Schnauzbartträger aus der Provinz ein Beispiel daran und trimmen ihre Gesichts-Zirde ein paar Millimeter kürzer.

© sueddeutsche.de/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: