Statussymbol im Mund:Das gekaufte Lächeln

Bleeching und Veneers boomen. Wen die Natur weniger reich beschenkt hat, der kauft sich ein Hollywood-Lächeln. Auf dem roten Teppich gehört dies quasi zur Serienausstattung.

Carolin Fries

Wer wünscht sich nicht ein gewinnendes Lächeln wie es Stars wie Julia Roberts oder Cameron Diaz zeigen. "Das ist gar kein Problem", sagt Professor Franz-Günter Sander, Kieferorthopäde an der Uniklinik in Ulm. Das sogenannte offene Lächeln, das bis zu den Backenzähnen reicht, sei mit den heutigen Mitteln der Zahntechnik problemlos machbar. "Wir sind in 90 Prozent der Fälle dazu in der Lage, ein solches Lächeln zu erzeugen", so der Experte.

Michelle Hunziker

Zuckersüß, doch ohne einen Hauch von Karies: Michelle Hunziker hat das Lachen, von dem viele Kassenpatienten nur träumen können ...

(Foto: Foto: DDP)

Tagtäglich hat es Sander mit Patienten zu tun, die unzufrieden mit ihren Zähnen sind - und das ist nahezu ein Drittel der Bevölkerung, wie er schätzt. Vor allem natürlich Frauen, doch gerade in den vergangenen Jahren verstärkt auch ältere Menschen. Ganz zu schweigen von Schauspielern, Moderatoren oder Entertainern, die in der Öffentlichkeit stehen. "Da gehört ein strahlendes Lächeln selbstverständlich dazu." Und wer es nicht naturgegeben hat, der lässt es sich von Profis machen.

Sander versteht den Wunsch nach schönen, weißen Zähnen - doch nicht um jeden Preis. Bleaching (Bleichen) etwa empfiehlt er nicht. "Besser ist eine gute Zahnpflege", meint er. Und Franz Weiß, Geschäftsführer der Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA), meint ebenfalls: "Es gibt Bleaching-Verfahren, die okay sind. Doch das Risiko, dass der Zahnschmelz brüchig wird, ist hoch." Abgesehen davon, hält er ohnehin nichts vom Super- Weiß-Trend: "Bei Zähnen gibt es kein Weiß - wie überhaupt in der Natur." Ratsamer sei es, die Zähne ordentlich zu reinigen.

Verblendschalen aus Vollkeramik

Nun gibt es aber Zähne, da kann man putzen, soviel man will - sie werden einfach nicht schöner. Etwa schief stehende Zähne, zu kurze oder kleine Zähne, abgebrochene Zähne, Zähne mit unebener Oberfläche oder verfärbte Zähne. In solchen Fällen greifen die Ärzte heute zu Veneers. Das sind kleine Verblendschalen aus Vollkeramik, die auf den Zahn aufgeklebt werden. Dazu muss lediglich die Oberfläche angeraut werden, Zahnsubstanz wird nicht abgetragen.

Wie kein anderer Dentalwerkstoff ähnelt die Vollkeramik der natürlichen Zahnsubstanz - sie verfügt über eine leichte Transparenz und ist auch bei vollem Lichteinfall praktisch nicht von einem natürlichen Zahn zu unterscheiden. "Mit Veneers erzielen wir die schönsten Effekte", sagt Professor Sander. Auch Franz Weiß sieht in Veneers in vielen Fällen die Lösung für psychische Probleme aufgrund von Zahnfehlstellungen. Vollkeramik sei gut verträglich und biologisch unbedenklich. Und bei guter Pflege halten die Schalen zwischen zehn und 20 Jahre lang.

Bleaching, Veneers und kieferorthopädische Behandlungen, auch bei Erwachsenen, erfahren derzeit einen Boom. "Der Trend ist da, fraglich ist nur, wie viel Geld uns künftig für die Schönheit in der Tasche bleibt", sagt Professor Sander. Denn die Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten in der Regel nicht. Nun ja, alle Fehlstellungen müssen auch nicht behoben werden, siehe Madonna. Die Pop-Diva hat ihre Zahnlücke einfach zu ihrem Markenzeichen gemacht.

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