Stars und ihr Privatleben:Mister Teflon und Madame Offenherz

Prominente haben es schwer: kein Anspruch auf Privatleben, ständig diese Unterstellungen - und dann trudeln auch noch kompromittierende Fotos durchs Internet. Wie soll man darauf reagieren? Ignorieren? Dementieren? Klagen? Eine Typologie.

Violetta Simon

Als Showbiz-Größe muss man sich ja einiges bieten lassen. Ständig werden einem Affären und Drogenprobleme angedichtet. Oder schlimmer noch: Da öffnet man morgens seinen Twitter-Account, um ein kleines Detail aus seinem spannenden Promi-Alltag zu lancieren, und plötzlich fliegt einem das eigene Privatleben um die Ohren. So wie die Nacktfotos von Scarlett Johansson, die kürzlich im Netz kursierten. In diesem Fall wollte die Schauspielerin die Veröffentlichung gar nicht: Eine anonyme Gruppe namens "Hollywood Leaks" hatte das Handy gehackt, mit dem sich der 26-jährige Hollywoodstar zu Hause fotografiert hatte.

clooney, johansson

George Clooney quittiert Pressegerüchte meist mit einem smarten Lächeln. Scarlett Johansson dürfte das Lachen vorübergehend vergangen sein.

Den Online-Petzen ist es völlig egal, was die Stars von diesem Vorgehen halten, ganz im Gegensatz zu den Betroffenen: Schließlich würden die gern selbst bestimmen, was an die Öffentlichkeit kommt. Und vor allem, was nicht. Doch wie geht man damit um, wenn kompromittierende Fotos, die private Telefonnummer oder ein bislang unveröffentlichtes Drehbuch durchs World Wide Web segeln - Ignorieren? Dementieren? Klagen?

Scarlett Johansson kommentierte die Angelegenheit charmant, aber deutlich in den Medien: "Nur weil man im Rampenlicht steht, ein Schauspieler oder Filmemacher oder egal was ist, bedeutet das nicht, dass man kein Recht auf Privatsphäre hat", erklärte die Schauspielerin dem Nachrichtensender CNN.

Doch nicht alle Prominenten sprechen sich ihren Kummer in einem Interview von der Seele, wenn sie sich in seiner Intimsphäre gestört fühlen. Jeder reagiert anders auf solche Enthüllungen - eine Typologie.

Der Kontroll-Freak

Stars dieser Gattung haben die Fäden gern selbst in der Hand. Sie verstehen sich als Marke und wollen auch als solche wahrgenommen werden. Botschaften über die eigene Person lässt der Kontroll-Freak prinzipiell nur von seinem Management kommunizieren. Da der Kontrollfreak niemandem über den Weg traut, handelt es sich dabei meistens um einen nahestehenden Verwandten. In der Öffentlichkeit hat er sich stets im Griff, erscheint ausschließlich in Begleitung des eigenen Partners und trinkt Mineralwasser. Selbst irritierende Videos, in denen die Spezies ihre Fans mit hupenden Brüsten namens Hans und Franz schockiert, sind Teil dieser Strategie: Der Kontroll-Freak handelt in seiner Funktion als Marke - wirklich private Details bleiben dem Normalo verborgen. Immer dann, wenn es im Hause des Kontrollfreaks Nachwuchs gibt, darf ein Hochglanzmagazin exklusiv und gegen ein einstprechendes Honorar eine rührende Homestory veröffentlichen. Unangenehme Gerüchte werden über ihn nur selten - wenn überhaupt - verbreitet. Denn die Presse will nicht riskieren, dass die Klagewelle rollt und hofft auf den nächsten Besuch auf dem Sofa des Stars.

Prominente Vertreter: Beckhams, Brangelina, Heidi Klum, Familie Cruise

Die Skandalnudel

Diese Kategorie kennt keine Schmerzgrenze. Das einzige, womit man sie wirklich beleidigen kann, ist: sie zu ignorieren. Und so füttert diese Persönlichkeit die Welt regelmäßig mit Twitter-Botschaften aus dem Leben, dem Badezimmer oder dem Schlafzimmer. Um im Gespräch zu bleiben, tut die Skandalnudel viel, oft mit selbstzerstörerischer Konsequenz: Sie lässt sich in Schlägereien verwickeln, beim Kiffen ablichten oder beim Klauen erwischen. Um ihre Prominenz zu steigern, heiratet sie in noch prominentere Königshäuser ein oder verführt einen Sportler von Weltrang. Wenn gar nichts mehr hilft, vergisst sie, ein Höschen anzuziehen - denkt jedoch daran, einen Fotografen zu organisieren, der den vermeintlichen Skandal dokumentiert. Wann immer ein Studio-Sofa die Gelegenheit dazu bietet, penetriert die Skandalnudel die Zuschauer mit Wasserstandsmeldungen über ihre einzigartige, romantische Liebe. Eine Woche später muss die Öffentlichkeit erfahren, warum diese Beziehung von vornherein zum Scheitern verurteilt war und dass die künftig Expartnerin das Silikon in ihrem Dekolleté gefälligst selber bezahlen soll.

Prominente Vertreter: Lothar Matthäus, Charlie Sheen, Ernst August von Hannover, Pete Doherty, Lindsay Lohan, Britney Spears

Der Souverän

Er gilt als intelligent und engagiert. Ist er gerade nicht auf der Leinwand zu sehen, tritt er gegen Korruption, Umweltverschmutzung und Armut an. An seinem Charme perlt jegliche Schmutzwäsche ab wie an einer Teflonpfanne. Was die Presse über ihn schreibt, juckt ihn nicht. Er steht über den Dingen - und wenn nicht, so lässt er es sich jedenfalls nicht anmerken. Während ihm Affären mit Frauen, Männern oder Hausschweinen angedichtet werden, macht er seinen Job - und lächelt. Allein die Vorstellung, ihm eine Beleidigung in sein attraktives Gesicht zu sagen, ist lächerlich. Eine feste Partnerschaft muss sein, er kennt die Regeln. Aber er weiß auch, was man von ihm erwartet, und so enden diese Beziehungen nach ein paar Jahren wieder - natürlich stilvoll und dezent. Kein Rosenkrieg, keine Bekenntnisse, kein Gift. Am liebsten umgibt er sich mit Menschen, die genauso charmant, attraktiv und umgänglich sind wie er selbst.

Prominente Vertreter: George Clooney, Leonardo DiCaprio, Brad Pit

Der Chefankläger

Sie ziehen sämtliche Register und verklagen jeden, der nicht schnell genug nachweisen kann, dass die Gerüchte nicht auf seinem Mist gewachsen sind. Ebenfalls eine beliebte Methode ist die Gegendarstellung. Dabei gelingt es dem Chefankläger mitunter, dass ein Magazin seinen öffentlichen Kniefall als Cover-Geschichte präsentiert. Zuweilen macht sich der Chefankläger einen Spaß daraus, möglichst viele Einzelheiten der Berichterstattung akribisch zu widerlegen - und wenn es nur der Hinweis ist, dass auf dem Foto von einem Mettwurstbrot in Wirklichkeit gar kein Mettwurstbrot zu sehen ist.

Prominente Beispiele: Werden aus naheliegenden Gründen nicht genannt.

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