Städte im Miniformat:Spielen wie die Großen

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In Spielstädten können Kinder ausprobieren, wie es sich so als Erwachsener lebt - ganz ohne Eltern. Die Idee dafür kommt aus München. Mittlerweile gibt es sie fast überall auf der Welt.

Von Julia Müller

Hier wird keiner gefragt: "Was möchtest du werden, wenn du groß bist?" Hier sind alle längst was: Taxifahrer, Gärtner oder Forscher. Oder sie arbeiten bei der Müllabfuhr und als Beamte im Rathaus. Auch wenn sie eigentlich viel zu klein dafür sind. Doch in so genannten Spielstädten wie dem "Mini-München", das am 1. August aufgebaut wird, funktioniert alles wie bei Erwachsenen: Man sucht sich einen Job, bekommt Geld dafür, muss Steuern zahlen. Man kann ein Haus bauen oder sein Geld für Kinokarten ausgeben, auf dem Markt einkaufen oder im Restaurant essen gehen.

Was in einer Spielstadt passiert und was nicht, bestimmen die Einwohner immer selbst. Es gibt ein paar Regeln, an die sich alle halten müssen. Doch selbst die können geändert werden, wenn sich bei einer Bürgerversammlung eine Mehrheit dafür findet. Erwachsene dürfen manchmal mit einem Elternvisum zwar rein in die Stadt, haben aber eigentlich nichts zu sagen (es sei denn, sie arbeiten da).

Mit Mini-München hat einmal alles angefangen: vor fast 40 Jahren haben Gerd Grüneisl und seine Kollegen vom Verein Kultur & Spielraum Häuser aus Pappe gebaut und bemerkt, mit wie viel Fantasie die Kinder darin spielten. Das hat sie auf die Idee gebracht, eine komplette Modellstadt zu erfinden. Damit es spannend bleibt, findet Mini-München nur alle zwei Jahre für drei Wochen statt. Das Konzept aber hat sich auf die ganze Welt ausgebreitet: Sie heißen Neuropoli, Kidsville oder Puzzleheim. Manche von ihnen haben das ganze Jahr über geöffnet und kosten Eintritt. Eines aber haben alle gemeinsam: Wenn man draußen ist, darf man danach wieder Kind sein.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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