Sport:Aufwärts

Sport: Nach drei Kurstagen schafft es Tinka ganz nach oben. Auch wenn sie ein paar Blasen hat: Mit dem Klettern will sie weitermachen.

Nach drei Kurstagen schafft es Tinka ganz nach oben. Auch wenn sie ein paar Blasen hat: Mit dem Klettern will sie weitermachen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Klettern als Freizeitsport begeistert auch immer mehr Kinder. Denn es kommt dabei auf viel mehr an als nur Muskeln.

Von Moritz Fleischmann

Zehn Meter über dem Boden klammert sich Tinka an zwei rote Klettergriffe aus Plastik. Sie ist an einem Überhang angekommen - also an einer besonders steilen Stelle der Kletterwand. Sie scheint mit ihren Kräften fast am Ende zu sein. Von unten ruft eine Frauenstimme: "Den linken Fuß nach rechts!" Der Tipp scheint zu helfen. Denn auf einmal hat Tinka das steile Stück gemeistert. "Super gemacht!" Ein paar Augenblicke später ist die Elfjährige am Ende der 15 Meter hohen Wand angekommen und grinst erleichtert nach unten. Dort steht Trainerin Carolin, die gerade noch den entscheidenden Tipp gegeben hat. Sie leitet den dreitägigen Kletterkurs für Anfänger, an dem Tinka zusammen mit vier Mädchen zwischen zehn und 13 Jahren in einer Kletterhalle teilnimmt.

Von diesen künstlichen Kletteranlagen gibt es in Deutschland mittlerweile etwa 400 Stück. Sie bestehen aus bis zu 30 Meter hohen Wänden, an denen unterschiedlich geformte Griffe angeschraubt sind. Auf einer "Kletterroute" darf man immer nur die Griffe mit derselben Farbe benutzen. Für Anfänger sind die Routen noch nicht so wichtig. Sie müssen erst die richtige Sicherungstechnik lernen. Als Kletterer ist man über ein Seil gesichert. Das verläuft über zwei Karabinerhaken oben an der Wand zum Sicherungspartner am Boden. Die Mädchen lernen, mit welchem Knoten man sich am Seil festbindet und wie man das Sicherungsgerät bedient. Der sichernde Partner trägt es an seinem Klettergurt und fädelt das Seil durch. Während der Kletterer nach oben steigt, zieht sein Partner immer so viel Seil ein, dass es straff bleibt. Bei einem Sturz bremst das Sicherungsgerät das Seil; so kann man es leicht festhalten. Trotzdem gibt es bei Kindern meistens noch einen "Hintersicherer", der das Seilende am Boden festhält.

Sport: Mit Magnesium an den Händen hat man einen besseren Griff an der Kletterwand.

Mit Magnesium an den Händen hat man einen besseren Griff an der Kletterwand.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Es geht beim Klettern aber um noch viel mehr als die korrekte Sicherungstechnik: "Zum Beispiel darum, Vertrauen aufzubauen und Verantwortung zu übernehmen", sagt Trainerin Carolin. Denn der Sicherungspartner hält das Leben des Kletterers in den Händen. Und für den Kletternden ist die richtige Technik wichtiger als dicke Armmuskeln. Der richtige Fußeinsatz zum Beispiel. Denn auf den Beinen zu stehen ist einfacher, als an den Armen zu hängen.

Ist Klettern gefährlich? "Nicht, wenn man konzentriert bei der Sache ist und sich an die wichtigsten Regeln hält", sagt Carolin. Zum Beispiel an die Pflicht zum "Partnercheck". Dabei prüft ein Kletterpartner vor jedem Losklettern beim anderen den Knoten, das Sicherungsgerät und den Sitz der Gurte. Kleine Blessuren kann es natürlich auch geben - zum Beispiel Blasen an den Händen. Aber die Mädchen sind sich dennoch einig: Mit dem Klettern wollen sie weitermachen.

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