Leichtathletik um 23 Uhr, Turmspringen mitten in der Nacht und der 100-Meter-Lauf während der schönsten Traumphase. Live wird man von diesen Olympischen Spielen in Rio de Janeiro wegen der Zeitverschiebung wenig zu sehen bekommen. Was dagegen super geht, gerade in diesen Ferienwochen: Die eigene Stadt als Spielstätte erobern.
Spielen stellt Alltag auf den Kopf. Genau richtig, um die Stadt neu kennenzulernen, gern auch ein bisschen verrückt: Wie hört sich eigentlich die Nachbarschaft an, in der man wohnt? Kann ein Stadtviertel singen? Was gibt mir der nächste Passant für ein rohes Ei? Wo sind versteckte Gesichter der Stadt? Und wer bekommt am schnellsten einen Knoten in eine Nudel? Wohl gemerkt: in eine ungekochte Spaghetti-Nudel.
-
Jeder hat ein Lieblingslied. Mit ein bisschen Mut singen es die Menschen einem sogar vor, ins Smartphone oder in ein Aufnahmegerät. Hat man zwölf Lieder zusammen, gibt das eine vielleicht lustige, sicherlich sehr eigenwillige Mischung, die etwas vom Stadtviertel erzählt.
Bild: Helena Heilig -
Tauschen, tauschen, tauschen: "Was gibst du mir für . . ." Bei diesem Spiel zieht man mit genau zwei Dingen los: einem Apfel und einem rohen Ei. Aber man behält es nicht lange. Es geht darum, sich langsam hoch zu tauschen. Es ist wirklich spannend, mit was man am Schluss nach Hause kommt. Manche Leute schenken lieber als sie tauschen. Deswegen hat man am Schluss eine ganze Menge Kram.
Bild: Helena Heilig -
Natürlich kann man die Einwohnerzahl einer Stadt nachschauen. Wer aber dabei stets vergessen wird, sind die stummen Gesichter der Stadt. Die Gullideckel mit gusseisernen Augen. Der Parkautomat mit der Geld-Mund-Klappe. Oder dort das Smileygesicht: Zwei erleuchtete Fenster im Häuserblock dazu die Rutsche.
Bild: Helena Heilig -
Was heißt "blöder kleiner Bruder" oder "Mist, verfluchter" auf Französisch, Arabisch oder Isländisch? Es zu verstehen, kann ganz schön praktisch oder lustig sein. Es selber aussprechen zu können auch. Auf der Straße oder im Park trifft man sicher Leute, die eine andere Sprache können. Am besten macht man eine lange Liste. Und ja, in jeder Sprache wird geschimpft.
Bild: Helena Heilig -
Der Kochtopf zu Hause ist tabu. Sonst ist alles erlaubt. Wer bekommt als Erstes einen Knoten in eine ungekochte Spaghetti-Nudel?
Bild: Helena Heilig -
Normalerweise rennen wir einfach drüber: Pflaster, Straße, Gullideckel. Schade eigentlich. Denn die Beläge haben tolle Muster, die man gut abpausen kann. Einfach ein großes weißes Backpapier auf den Boden legen und mit Wachsmalblöcken drüber rubbeln. Gut funktioniert das, wenn ein Freund oder eine Freundin das Papier festhält, sonst kann es leicht passieren, dass es mittendrin verrutscht. Am Ende die Eltern raten lassen: Welches Bild gehört zu welchem Stück Stadtboden?
Bild: Helena Heilig -
Weißes Papier in ovale Formen geschnitten, dazu ein paar schwarze Kreise, ein bisschen Tesafilm und den richtigen Platz: Viel mehr braucht es nicht, um der Stadt lustige Comicgesichter zu verpassen. Manche mögen das vielleicht nicht. Dann lieber schnell fotografieren und die Augen wieder mitnehmen.
Bild: Helena Heilig
- Wird geladen ...
Die eigene Stadt neu zu betrachten, das ist die große Chance der Ferien zu Hause: an anderen Ecken als sonst stehen zu bleiben oder anderswo langzugehen, neben den geordneten Bahnen Schleichwege zu entdecken.
Man braucht dafür eigentlich keine Anleitung, aber es ist wie im Sport: Mit Regeln ist es einfacher. Deswegen hier sieben Spiele, die die eigene Stadt zur Spielstätte machen.
KiSei
(Foto: Helena Heilig)