Spaniens Monarchie:Wofür Juan Carlos 8,4 Millionen Euro ausgibt

Das spanische Königshaus will die erhitzten Gemüter der Monarchie-Skeptiker beruhigen und die Ausgaben seiner Mitglieder offenlegen. Aufgeflammt war die Debatte, als die Eskapaden von Juan Carlos' Schwiegersohn Iñaki Urdangarín bekannt wurden. Bei offiziellen Terminen der königlichen Familie wird dieser künftig fehlen.

Javier Cáceres, Madrid

Es kommt einem kleinen Erdbeben in Spaniens Königshaus gleich: Als Reaktion auf die Korruptionsvorwürfe gegen den Schwiegersohn des Monarchen, Iñaki Urdangarín, will der Zarzuela-Palast mehr Transparenz walten lassen. Noch vor Ende des Jahres soll einigermaßen detailliert offengelegt werden, wie König Juan Carlos die 8,4 Millionen Euro Aufwandsentschädigung, die er jährlich aus dem Staatssäckel erhält, ausgibt.

Juan Carlos und Skandal-Schwiegersohn Inaki Urdangarin

König Juan Carlos (links) und sein Skandal-Schwiegersohn Iñaki Urdangarín: Offizielle Familientermine künftig ohne den Mann der Tochter.

(Foto: dpa)

Dies teilte der Sprecher des Königshauses, Rafael Spottorno, am Montag bei einem Arbeitsfrühstück mit ausgewählten Hofberichterstattern mit. Urdangaríns Verhalten bezeichnete Spottorno als "nicht beispielhaft". Weiter könne das Königshaus in seinem Urteil nicht gehen, "denn das wäre ungerecht." Man sei überdies "einvernehmlich übereingekommen", dass Urdangarín bis auf weiteres nicht mehr an offiziellen Terminen der Königsfamilie teilnimmt. Auf seinen Titel als Herzog von Palma verzichtet der 43-jährige frühere Weltklasse-Handballer aber nicht. Er hatte ihn 1997 durch seine Heirat mit der 46-jährigen Infantin Cristina erworben.

Urdangarín geriet vor einiger Zeit ins Visier der Justiz, weil er für eine Reihe dubioser Geschäfte verantwortlich sein soll, die den Staat mehrere Millionen Euro kosteten. Zu seiner Zeit als Vorsitzender der vorgeblich gemeinnützigen "Nóos"- Stiftung soll Urdangarín Aufträge für relativ sinnfreie Sportkonferenzen akquiriert haben, die wegen anderweitiger Korruptionsaffären vorbelasteten früheren "Landesregierungen" von Valencia und den Balearen zahlten dafür Millionensummen.

Heikel ist die Angelegenheit für Urdangarín insofern, als Nóos im Verdacht steht, fiktive oder überhöhte Rechnungen präsentiert zu haben. Überdies soll ein Teil der Mittel in Privatfirmen Urdangaríns geflossen sein. Nach Überzeugung der spanischen Justiz geschah dies ohne Wissen der Infantin Cristina, obschon auch sie im Vorstand der Nóos-Stiftung saß und ihr persönlicher Sekretär Schatzmeister der Non-Profit-Organisation war.

"Parallelprozess" in den Medien

Ob Cristina nun auch von offiziellen Familienveranstaltungen ausgeschlossen wird, ist offen. "Wir werden sehen", sagte Spottorno. Urdangarín selbst hatte sich am Wochenende bei der spanischen Nachrichtenagentur Efe gemeldet. Dabei bedauerte er freilich nicht den Vorgang an sich, sondern den "Schaden", den die Medien dem Königshaus zufügen würden. Sein Anwalt legte nun nach: Der unschuldige Urdangarín werde in einem Parallelprozess medial gerichtet und sei darüber "betrübt, besorgt" und auch "ein bisschen empört."

Empört sind auch viele Spanier. Und das ist der tiefere Grund dafür, dass Spaniens Königshaus nun der nicht nur von republikanischen Monarchie-Gegnern aufgestellten Forderung nach mehr Transparenz nachkommt. Die Ausgaben sollen im Internet öffentlich einsehbar sein. Spannend könnten die Reaktionen darauf werden - nicht zuletzt deshalb, weil die Aufschlüsselung der Ausgaben des Königs in eine Zeit fällt, da den Spaniern wegen der Wirtschaftskrise eingebläut wird, dass sie den Gürtel noch enger schnallen sollen.

Unter anderem vom König selbst: Dem Vernehmen nach will Juan Carlos bei seiner diesjährigen Weihnachtsansprache den Spaniern mit salbungsvollen Worten einbimsen, dass sie sparen müssen, um das Land aus der Krise zu führen. Folgt nun also die Entzauberung der Royals? Der Sprecher des Königshauses unterstrich bereits, dass die Ausgaben des Königshauses nachvollziehbaren Regeln folgen: "Hier gibt es nicht Freibier für alle!", sagte er.

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