Skandal im spanischen Hochadel:Wenn der Schwiegersohn das königliche Image bedroht

Den Skandal aussitzen, das war wohl der Plan des spanischen Königshauses. Doch die Korruptionsaffäre um den Schwiegersohn des Monarchen lässt die Spanier nicht los. So lässt der Palast nun Bilder sprechen - einen Prozess wird aber wohl selbst der König nicht verhindern können.

Javier Cáceres, Madrid

Der Zarzuela-Palast hat sich zu den Korruptionsvorwürfen gegen den Königsschwiegersohn Iñaki Urdangarín noch immer nicht geäußert. Doch wer wissen wollte, wie nervös die Königsfamilie ist, kann sich am Kiosk ein famoses Bild davon machen. Die Zeitschrift Hola! zeigt auf ihrer Titelseite ein Foto von Königin Sofia, Tochter Cristina und Urdangarín, das am Rande eines fünftägigen Familienbesuchs in Washington entstanden ist - und nur als unmissverständliche Geste der demonstrativen Unterstützung gewertet werden kann.

Iñaki Urdangarín mit seiner Ehefrau, Infantin Cristina von Spanien, 2010

Eine Korruptionsaffäre als Scheidungsgrund? Gerüchteweise soll Infantin Cristina von Spanien schon vorsichtig befragt worden sein, ob sie sich eine Trennung von ihrem in die Negativschlagzeilen geratenen Ehemann Iñaki Urdangarín vorstellen könne. (Archivbild aus dem Jahr 2010)

(Foto: Getty Images)

Oft genug haben die Bodyguards der Monarchen-Familie Paparazzi-Fotos verhindert, zumal in der US-Hauptstadt, wo Cristina und Iñaki residieren. Hola! wiederum verfolgt erklärtermaßen das Geschäftsprinzip, Reportagen nur mit Einverständnis der Berichterstattungsobjekte zu veröffentlichen. "Seht her, ich stehe fest an der Seite von Iñaki", lautet offenkundig die Botschaft, die das - zufällig? - entstandene, gestochen scharfe Bild transportieren sollte.

Dampfende Gerüchteküche

Das Foto soll wohl auch etwas Luft aus der bis zum Zerbersten dampfenden Gerüchteküche lassen. In Madrid ist sogar schon gemunkelt worden, dass Cristina einfühlsam befragt worden sei, ob nicht gerade der Haussegen schief genug hänge, um sich scheiden zu lassen.

Wie gesagt: Gerüchte. Fakt ist: Das Königshaus sucht fieberhaft nach einer Formel, die den Schaden der Affäre um die angeblich anrüchigen Beratergeschäfte Urdangaríns auf den früheren Handballer beschränkt. Denn längst gilt als unumgänglich, dass Urdangarín in spätestens 45 Tagen als "Beschuldigter" vor Gericht aussagen muss, weil er angeblich zu dreist gewesen sein soll, als er sich vor ein paar Jahren als Chef einer (nur vermeintlich) gemeinnützigen Stiftung die Taschen mit öffentlichen Geldern vollstopfte.

Nun berichtet die Zeitung El País, dass die Infantin Cristina auf ihre Ansprüche auf die Thronfolge verzichten solle. Das ließe sich insofern verschmerzen, als diese Ansprüche nur theoretischer Natur sind. Cristina steht als zweitälteste Tochter von Juan Carlos und Sofía in der Erbfolge an Stelle sieben.

Ärgerlicher dürfte sein, dass sie dann aufs Taschengeld verzichten müsste, das der König von den acht Millionen Euro abzwackt, die er jährlich vom Staat bekommt. Außerdem dürfte sie nicht mehr an den tollen Paraden und sonstigen offiziellen Sausen teilnehmen, zudem würde Urdangarín wahrscheinlich von der Homepage des Königshauses gelöscht.

Cristina selbst ist juristisch gesehen angeblich bereits aus dem Schneider. Sie war zwar Vorstandsmitglied der berüchtigten Stiftung Nóos, mit der ihr Gatte Geld akquirierte. Aber mit möglicherweise hinterfragenswerten Aktivitäten dieser Stiftung hatten weder sie noch ihr persönlicher Sekretär, der Nóos-Schatzmeister war, auch nur irgendetwas zu tun.

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