Silvester 2012:Und wie feiern Sie so?

Elisabeth von Thurn und Taxis

Elisabeth von Thurn und Taxis

(Foto: Getty Images)

Ach, alle Jahre wieder die gleiche Frage! Deshalb haben wir drei Experten aus Berlin, London und New York gefragt, wie sie eigentlich aussieht: die perfekte Silvesterparty.

Protokolle: Antje Wewer

Elisabeth von Thurn und Taxis

"Also, ich mag es Silvester spontan, sonnig und entspannt. Meine Devise: Den Druck rausnehmen und den Abend auf sich zukommen lassen. Wichtig ist nur, dass man potenzielle Gastgeber nicht unnötig lange hinhält. Wenn Einladungen ins Haus flattern, sollte man einschätzen können, ob der Absender Wert auf eine konkrete Zu- oder Absage legt und dementsprechend reagieren. Ansonsten: sich alles offenhalten. Why not?

Mein Horror-Szenario wäre ein überfüllter Club in einer fremden Stadt - viel zu stressig. Meinen schönsten Jahreswechsel habe ich in Ruanda erlebt, 2010. Ich saß ich mit einer Freundin mitten im Dschungel. Wir sind ganz früh schlafen gegangen, im neuen Jahr aufgewacht, als es noch dunkel war und sind dann losgetrekkt auf den Spuren einer Silverback Gorilla-Familie. Wow! Ich bin erstaunt, wie viele meiner Bekannten in diesem Jahr in New York City bleiben und auf eine private Dinnerparty gehen. Bei so einer Runde bevorzuge ich immer die Mischung aus Freunden und ein paar Neuzugängen, die den Abend interessanter machen. "Placements" respektiere ich in der Regel, weil ich aus Erfahrung weiß, wie viel Mühe sie machen und wie sehr es dann nervt, wenn sie ignoriert werden. Wer weiß, vielleicht hat der Tischnachbar eine inspirierende Weisheit fürs kommende Jahr?

Angesagte Sonnenhotspots sind Careyes und Tulum in Mexiko, Cartagena in Kolumbien und die Karibik. Ich habe mich gerade spontan dazu entschlossen, auf St.Barth zu feiern. Eine Freundin gibt dort eine Beachparty. Einen Dresscode gibt es nicht, aber etwas elegant wird es schon werden. Mein Outfit? Ein buntes, leichtes Sommerkleid von Peter Pilotto und für den Anfang silberne High Heels, die meine Freundin Jen Brill für die amerikanische Schuhfirma Cole Haan entworfen hat. Auch mit dabei: entweder eine unauffällige Clutch, die ich ohne Sorge auf dem Tisch liegen lassen kann, oder eine Umhängetasche, in der noch ein Paar Flip-Flops Platz findet. Am Abend selber habe ich keine Rituale, die jedes Jahr aufs Neue zelebriert werden müssen. Mir ist nur eins wichtig: tanzen! Am liebsten barfuß im Sand zu Reggae, Discopop aus den späten Siebzigern, frühen Achtzigern oder scharfer Elektro. Aber immer schön auf Scherben achten, gell?Wenn es auf Mitternacht zugeht, sehe ich zu, dass ich jemanden Vertrautes in meiner Nähe habe. Da ich im Alltag handysüchtig bin, finde ich es gut, dass das Roaming auf der Insel so teuer ist und ich das Telefon daher oft ausschalte. Unpersönliche Massen-Happy-New-Year-SMS sind sowieso überflüssig. Viel schöner ist es doch, wenn man Anfang des Jahres eine persönliche Nachricht bekommt!

Das beste Mittel gegen den Neujahrblues: schwimmen gehen. Danach mit klarem Kopf in einem Notizbuch die Ziele fürs kommende Jahr notieren."

Elisabeth von Thurn und Taxis, Jahrgang '82, lebt in New York. Sie ist "Style-Editor-at-Large" bei der amerikanischen Modezeitschrift Vogue. Im Herbst 2011 erschien ihr Buch Tagebuch einer Prinzessin.

"Sponaneität an Silvester kostet Nerven und Geld"

Boris Radczun

"Ich bin Rheinländer und habe generell ein Faible für das Feiern. Ein gelungenes Silvesterfest ist aber immer wieder eine Herausforderung, weil die Erwartungshaltung so groß ist. Der Abend muss bombig werden. Also kaufen sich die Mädchen ein extravagantes Kleid, die Jungs fangen zu früh an zu trinken und Leute, die nie ein Essen geben, versuchen, für 15 Leute zu kochen.

Boris Radczun

Boris Radczun

(Foto: Getty Images)

Silvester sollte man sich auf keinen Fall neu erfinden, sondern sich an die Orte, Restaurants und Gepflogenheiten halten, die sich bewährt haben. Und bloß nicht in einen Laden gehen, der überbucht werden kann. Dann ist das Personal meist überfordert und die Gäste sind genervt. Ganz wichtig: sich festlegen, damit man sich dementsprechend vorbereiten kann. Spontaneität kostet einen an diesem Tag des Jahres nur Nerven und Geld. Also: Taxi vorbestellen und Bleigießen, Raketen, Konfettibombe in der Woche nach Weihnachten besorgen. Tagsüber Hektik vermeiden und sich ausruhen, spazieren gehen, in die Badewanne legen. Wer zu Hause feiert, sollte bloß nicht auf die Idee kommen, nach Mitternacht in einen Club zu wechseln. Die Transportsituation ist unnötiger Stress, und am Ende verliert man seine Freunde im Gedränge und steht mit Fremden an der Bar.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Silvester 2000 haben wir im "Pogo Club", der damals im Keller der "Kunstwerke" in Mitte zu finden war, die Türen um vier Uhr nachts aufgemacht. Das war eine irre entspannte und lustige Party, da die Peaktime schon weit überschritten war. Wir haben bis mittags um zwölf Uhr gefeiert und mussten dann abbrechen, weil die ersten Besucher der Paul McCarthy-Ausstellung eintrudelten. Über die Jahre gelernt: Bei einem privaten Essen funktionieren sechs Singles, aber keinesfalls drei Paare, also die Anzahl verdoppeln, wird garantiert lustiger. Ich mag es festlich, trage Smoking und wir setzen im "Grill Royal" wieder auf das "Capital Dance Orchestra". Swing an Silvester sorgt garantiert für exzellente Laune und ja, die Leute wollen an diesem Tag tanzen. Perfekte Vorspeise: Rindertartar. Schafft eine gute Grundlage für den ersten Champagner, ohne schwer im Magen zu liegen. Auch gut: Scampis, kross gebraten mit Knoblauch und Rosmarin in Olivenöl.

Ich bin immer wieder erstaunt über Mädchen, die scheinbar Magenwände aus Edelstahl haben und unglaublich viele Gläser Champagner trinken können. Für alle anderen gilt: Blubberbrause dosieren, auf Weißwein umschwenken und dann erst wieder Champagner zum Anstoßen. Bei dem Song "Auld Lang Syne" sind auch die größten Silvestermuffel gerührt. Damit die Gäste lange durchhalten, empfiehlt sich gegen zwei Uhr morgens eine deftige Nachtmahlzeit wie Gulaschsuppe. Bestes Anti-Katermittel? Apfelsaftschorle und Rinderbrühe."

Boris Radczun, Jahrgang '71, ist Mitinhaber des Steakrestaurants "Grill Royal", des "Pauly Saal" in der Jüdischen Mädchenschule und der "King Size Bar" in Berlin. Nebenbei führt er das Maßatelier "Purwin & Radczun".

"Ich bin großer Fan von Themenpartys"

Rena Kirdar Sindi

"Nach wie vor bin ich ein großer Fan von Themenpartys, gerade an Silvester. Die Leute reagieren anfangs vielleicht gestresst auf ein vorgegebenes Motto - verzagen Sie also nicht, am Ende sind alle immer dankbar! Ein Kostüm ermöglicht unglaubliche Freiheiten. Man ist eine buntere, lustigere, geselligere Version seiner selbst. Und Silvester geht es schließlich um das "joie de vivre". Wählen Sie ein Thema, das die Gäste nicht zu sehr unter Druck setzt, und für das sie sich auch schnell mit ein paar zusätzlichen Accessoires zurechtmachen können. Ein paar Ideen: "Schwarz-Weiß und Diamanten" (in Anlehnung an Truman Capotes Black&White-Ball im Plaza Hotel), "Hot Hacienda", "Tausendundeine Nacht" oder einfach nur: "Dragon Red".

Rena Kirdar Sindi

Rena Kirdar Sindi

(Foto: Getty Images)

Seien Sie bei der Einladung so präzise wie möglich, um Verwirrungen vorzubeugen. Kostümpflicht: ja oder nein? Wann wird das Dinner serviert? Gibt es Übernachtungsmöglichkeiten?

Nein, Sie sind natürlich nicht dazu verpflichtet, Freunde von Freunden, die Sie langweilig finden, miteinzuladen. Ich empfehle ein klassisches Drei-Gänge-Dinner bis kurz vor Mitternacht und eine feste Sitzordnung, da sich die Gäste so besser kennenlernen. Ein paar Tipps: Auf keinen Fall alle social birds nebeneinander platzieren. Paare immer trennen. Alle Gäste aufeinander vorbereiten und ihnen ein verbindendes Small-Talk-Thema mit in den Abend geben.

Das Herz der Party sollte in einem einzigen Raum schlagen. Nichts ist deprimierender als ein halbvoller Tisch, weil die einen Gäste draußen rauchen und die anderen in der Küche zusammenstehen. Wenn Sie nicht gerne kochen, engagieren Sie einen Mietkoch oder einen Caterer Ihres Vertrauens. Lassen Sie sich einen "Signature"-Drink (Margherita, Martini oder Mojito) für den Abend einfallen und drapieren Sie die Gläser übereinander auf einem großen Silbertablett. Aus Erfahrung weiß ich: Die Leute mögen es, wenn man ihnen befiehlt, was sie trinken sollen. Was die Stimmung außerdem noch lockert: Einwegkameras auf die Tische verteilen, die am Ende der Party von Ihnen eingesammelt werden. Die Fotos werden den Gästen im neuen Jahr als Erinnerung an den Abend zugeschickt.

Damit die Leute in Tanzstimmung kommen, empfehle ich, langsam und ruhig anzufangen und sich dann gegen Mitternacht in Sachen Lautstärke und Rhythmus zu steigern. Bereiten Sie Playlisten vor mit dem Motto "Cocktails", "Hintergrund" oder "Tanzen". Es hat sich bei meinen Partys immer bewährt, nach Mitternacht ein Highlight setzen: mit einer Mariachi-Band. Oder einer Wahrsagerin, die aus der Hand liest und Tarot-Karten legt.

Noch eine finale Empfehlung: don't worry. Sobald die Gäste da sind, können Sie nichts mehr machen, als den Abend, den Sie aufgestellt haben, zu genießen."

Rena Kirdar Sindi, Jahrgang '69, machte sich in New Yorks feinen Kreisen mit spektakulären Partys einen Namen. Sie schrieb das Buch Be my Guest (Assouline) und lebt mit ihrem zweiten Mann und ihren Töchtern in London.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: