Serie: Körperbilder (8):Schokolade, Yoga und Männerschultern

Schwester Michaela ist seit sechs Jahren katholische Nonne. Ihr Körpergefühl als Frau habe sich dadurch aber nicht verändert.

Takis Würger

Schwester Michaela ist seit sechs Jahren Mitglied der Steyler Missionarinnen, einer katholischen Ordensgemeinschaft, die sich weltweit in Gemeinden und sozialen Projekten engagiert. Die 26-jährige Nonne hat sich zu einem Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam verpflichtet.

Schwester Michaela; oh

Schwester Michaela: "Kosmetik ist sehr teuer, das würde nicht zu meinem Armutsgelübde passen."

(Foto: Foto: oh)

"Ich war nie der Typ Frau, der sich dick schminkt. Kosmetik ist sehr teuer, das würde nicht zu meinem Armutsgelübde passen. Parfum benutze ich allerdings schon manchmal, und Deo sowieso. Früher habe ich auch gerne Ohrringe getragen.

Als ich in die Ordensgemeinschaft eingetreten bin, habe ich sie aber abgelegt, als ein Zeichen dafür, dass jetzt etwas Neues kommt. Wichtig sind mir meine Haare, ich wasche sie jeden Tag. Mit fettigen Haaren kann ich irgendwie nicht rumlaufen, da fühle ich mich unwohl. Und wenn meine Spitzen splissig sind, gehe ich zum Friseur. Im Moment nerven mich meine Pickel ein bisschen. Ich war deswegen schon bei einer Hautärztin; jetzt wird es hoffentlich besser.

Glücklich trotz unerfüllter Wünsche

Ein Ordensgewand ist bei uns keine Pflicht. Bei meiner Kleidung ist mir wichtig, dass ich im Kloster das trage, was ich auch außerhalb anziehen würde. Bloß nicht zu altmodisch. Shoppen gehe ich ganz gerne. Lila ist ja gerade wieder im Trend, da suche ich noch ein schönes Teil.

Meine Kleidung darf ruhig eng anliegen und körperbetont sein. Auf meine Figur achte ich wie andere junge Frauen auch. Wenn ich nach Weihnachten ein Kilo mehr wiegen sollte, ärgert mich das. Ich versuche, es mit dem Süßen nicht zu übertreiben, damit ich nicht zunehme. Ich esse aber total gerne Schokolade und Eis, gerade im Sommer ist da die Versuchung groß. Leider bin ich dazu auch noch ziemlich unsportlich. Ich will jetzt mal Yoga ausprobieren - aber nicht wegen meiner Figur, sondern wegen Rückenschmerzen.

Männer spielen in meinem Leben natürlich eine Rolle. Ich habe mich mehrmals verliebt, seit ich im Kloster lebe. Manchmal habe ich das Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit, oder ich würde mich gerne einfach mal an eine Männerschulter anlehnen. Aber es gibt auch ein erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche - ich glaube, das hat Bonhoeffer mal gesagt. Und Nähe finde ich auch in Freundschaft und im Gebet.

Schön mache ich mich in erster Linie für mich selbst. Ich will einfach gerne in den Spiegel gucken. Doch ich glaube, am wichtigsten ist meine Ausstrahlung. Ich lache gerne, und wenn ich locker flockig um die Ecke komme, bleibt bei den Leuten mehr zurück, als wenn ich Make up und Chuck's trage.

Ich denke, meine Ausstrahlung hat viel mit meinem Glauben zu tun. Aber mein Körpergefühl hat sich durch meinen Eintritt in eine Glaubensgemeinschaft nicht geändert - ich bin immer noch eine Frau, mit allem, was dazu gehört."

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