Schule:Guter Start

Schulkinder

Der erste Schultag ist spannend: Wer kommt in dieselbe Klasse? Wie kann man sich anfreunden?

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Nach den Ferien gibt es in vielen Klassen neue Mitschüler. Manche von ihnen sind Flüchtlinge. Wie kann man ihnen den Anfang erleichtern?

Von Kathleen Hildebrand und Moritz Fleischmann

Kinder wissen ganz gut, wie sie einander kennenlernen. Mit Flüchtlingskindern umzugehen ist eigentlich nicht schwierig. Das ist wie im Urlaub: Man kann zwar die Sprache des anderen nicht, versteht sich aber mit Gesten und Gesichtsausdrücken. Trotzdem kann es hilfreich sein, wenn man ein paar Dinge weiß:

Wie spricht man ein Kind an, das noch kein Deutsch kann?

Eigentlich genau wie andere neue Mitschüler, nämlich mit einfachen Fragen: "Wie heißt du?", "Woher kommst du?". Dazu zeigt man am besten mit den Händen, was man meint. Zeigen und erklären sind überhaupt sehr wichtig: den Klassenraum, die Schließfächer, den Schulhof. Dazu einfach sagen, wie die Dinge heißen. Wenn man viel mit ihnen spricht, lernen Kinder Sprachen sehr schnell. "Nach drei Monaten können die meisten einfache Sachen sagen", sagt Achim Weiss, der in München für die evangelische Kinderhilfe Flüchtlingskinder betreut. Und wer auch mal fragt, wie Dinge in der Sprache des anderen genannt werden, kann dabei selbst etwas lernen.

Wie bindet man Flüchtlingskinder am besten in der Klasse ein?

Indem man sie zum Beispiel auffordert, auf dem Schulhof mit Fußball zu spielen. Auch nach der Schule kann man gemeinsam etwas unternehmen. Nur schwimmen gehen ist vielleicht keine so gute Idee: In vielen Ländern, aus denen Flüchtlinge kommen, lernt man das nicht. Wer den neuen Mitschüler zu sich nach Hause einladen möchte, sollte die Lehrerin darauf ansprechen - sie kann die Eltern des Kindes fragen, ob das in Ordnung ist. Zum ersten Besuch kann man auch die Mutter des Kindes mit einladen. Wenn man dann etwas zu essen anbietet, sollte man beachten, dass viele Flüchtlinge Muslime sind und deshalb nichts essen, was von Schweinen kommt - auch keine Gummibärchen, denn in den meisten ist Gelatine aus Schweineschwarten enthalten.

Kann man nach den Erlebnissen auf der Flucht fragen?

Natürlich - aber nicht gleich am Anfang, wenn man das Kind noch gar nicht kennt. Viele haben schlimme Dinge erlebt, über die sie nicht sprechen möchten. Das sollte man respektieren.

Soll man Kleidung und Spielzeug schenken?

Damit sollte man vorsichtig sein. Es kann sein, dass Flüchtlingskinder Geschenke nicht annehmen wollen, weil sie sich nicht als "armes Kind" fühlen wollen. Man kann aber zum Beispiel ein Spiel schenken, das man dann gemeinsam spielt. Vielleicht weiß die Lehrerin, was das Kind gut gebrauchen kann. Oder die ganze Schule denkt sich eine Aktion aus und schenkt gemeinsam allen Flüchtlingskindern etwas, die an der Schule sind. Und zwar auch nützliche Sachen, nicht nur Kuscheltiere oder Spielzeug. Wird das alles den neuen Kindern nicht zu viel?

Übertreiben sollte man es natürlich nicht, denn gerade wenn man neu an einem Ort ist, braucht man auch mal Ruhe. Am besten nicht in großen Gruppen auf einen neuen Mitschüler losstürmen und nicht eine Frage nach der anderen stellen. Wenn er oder sie etwas abwehrend reagiert, sollte man sich davon nicht abschrecken lassen: Am nächsten Tag kann man wieder auf das Kind zugehen.

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