Schön doof:Verappelt

Schön doof: Illustration: Bene Rohlmann

Illustration: Bene Rohlmann

Über das Apple-Design gibt es nun einen Bildband. Aber auch als bekennender wie ehemaliger Fan der Firma wird David Pfeifer sich das Buch nicht kaufen, noch nicht mal im Traum.

Von David Pfeifer

Über das Apple-Design gibt es nun einen Bildband. Aber auch als ehemaliger Fan der Firma wird David Pfeifer sich das Buch nicht kaufen.

Apple war mal eine schillernde Marke. Das Sortiment überteuert, aber begehrenswert, die Firma durch rasanten Erfolg bald mit dem Konkurrenzverhalten eines Drogenkartells ausgestattet, der Chef, Steve Jobs, eine bizarre Mischung aus Hippie und Darth Vader. Man kaufte Apple-Produkte häufig gegen jede Vernunft. Den Macintosh Classic (zu teuer), den Cube (nahezu nutzlos) und natürlich: das iPhone. Mal abgesehen davon, dass Apple mit dem Smartphone ein weltveränderndes Produkt auf den Markt gebracht hat, waren die Dinge aus Cupertino stets so gestaltet, dass man sie dringend besitzen wollte. Deswegen wird Apple immer vor allem eines bleiben: ein Vorbild dafür, was gutes Design leisten kann.

So gesehen total logisch, dass ein prachtvoller Bildband mit den schön gestalteten Apple-Produkten erscheint. Immerhin hat die Firma nicht einfach nur Fans, sondern Jünger. Das Buch "Designed by Apple in California" zeigt 20 Jahre Arbeit des Design-Teams in 450 Abbildungen. Vieles wirkt sympathisch museal, andere, weit aktuellere Produkte dagegen seltsam überaltert - wer will schon das vorletzte iPhone in Händen halten? Diese Technik-Senilität wirkt bei Apple besonders heftig, vielleicht auch, weil man nun schon eine ganze Weile darauf wartet, dass die Firma wieder etwas erfindet, und nicht nur das Altbekannte schön gestaltet.

Das Buch gibt es in der Größenordnung "Small" (25,91 mal 32,38 Zentimeter) für gar nicht so schmale 199 US-Dollar. Oder gleich in der Angeber-Version (33,02 mal 41,275 Zentimeter) für diejenigen, die sich auch immer einen besonders großen iMac kaufen. Die XL-Version kostet stolze 299 US-Dollar. Das wirklich Ulkige daran: Es war nicht etwa einer der bekannten Kunstbuch-Verlage, der dieses Buch aufgelegt hat. Nein, der Apple-Bildband stammt von Apple selbst und ist auch nur in Apple-Stores zu kaufen. Ein wenig erinnert das an nordafrikanische Potentaten, die ihre Großtaten künstlerisch überhöht in ihrem abgegrenzten Machtbereich verbreiten ließen. Vor allem aber führt es den Kunden vor Augen, wie sehr sie sich schon seit Langem von der Firma blenden lassen: Die früher schon überteuerten Produkte, die heute keiner mehr benutzen kann, weil neue überteuerte Produkte in die Stores kamen, mit denen die alten nicht mehr kompatibel waren, werden nun in einem teuren Bildband noch mal feilgeboten, komplett ihres Nutzens beraubt, als Sinnbild dessen, was sie womöglich immer schon waren: ein sexy Schwindel.

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