Schön doof:Bei Mord Anruf

Blaue Nacht in Nürnberg

Foto: Daniel Karmann/dpa

Die Franken haben in diesen mörderischen Fernsehzeiten einfach jede Menge Pech, bedauert Olaf Przybilla: Beim "Tatort" aus Nürnberg klingelt die falsche Handy-Nummer und im Tor des Clubs klingelt es zu oft.

Die Franken haben zurzeit einfach Pech, bedauert Olaf Przybilla: Beim "Tatort" aus Nürnberg klingelt die falsche Nummer und im Tor des Clubs klingelt es zu oft.

Es gibt Menschen, die sich den "Tatort" nur ansehen, um sich gleichzeitig darüber lustig machen zu können. Das weiß jeder, der schon mal den Fehler gemacht hat, während des Krimis in seinen Twitter- oder Facebook-Account zu sehen, nur um auf Sprüche zu stoßen, für die sich sogar der Teilzeit-Kommissar Dr. Boerne aus Münster schämen würde. Es gibt aber offenbar auch Zuschauer, deren Mitteilungsdrang genauso groß ist, die als soziales Netzwerk aber nur ihr Telefon haben. Und wenn sie im "Tatort" an einem Kühlschrank die Nummer eines Toten hängen sehen, dann spüren sie das unheimliche Bedürfnis, diese Nummer anzurufen.

Auch wenn sie wissen müssten, dass Handynummern im Film eben nicht die Anschlüsse echter Menschen sind, genau so wenig wie Kommissare zu ihren Kollegen anlasslos Doldi sagen oder von Ardillerie sprechen, wenn sie gerade ein Privatarsenal scharfer Langwaffen ausgehoben haben. Das tun Kommissare nur im Franken-"Tatort" aus Nürnberg, weil, ja weil sie das eben tun müssen im Franken-"Tatort". Das alles ist dem Mensch vor der Kiste mutmaßlich klar, aber eingeblendete Handynummer heißt eben: Ruf-da-an!

Es gibt eine bemitleidenswerte Frau, deren Nummer haben die Leute vom Bayerischen Rundfunk beim Franken-"Tatort" tatsächlich gezeigt. Das ist doof, aber erklären kann man es immerhin. Die beim Fernsehen wissen natürlich, dass es Doldis gibt unter den Zuschauern, deshalb schreiben sie auf Zettel an Kühlschränken grundsätzlich die Nummer des Produktionshandys. Wenn es dann einen Praktikanten gibt, der für Gespräche empfänglich ist, bitte: geh ruhig dran. Ansonsten schaltet man das Ding einfach aus. So war es eigentlich auch diesmal geplant. Nur, dass der BR zwei Ziffern verwechselt hat. Gute Gespräche soll die Frau keine gehabt haben am vergangenen Sonntagabend. Dafür hatte sie irgendwann den BR in der Leitung, der um Verzeihung bat.

Es bleiben Fragen: Was treibt diese "Tatort"-Kühlschrank-Anrufer an? Wie oft machen die das? Sitzen die immer mit Zettel und Stift vor der Glotze? Sind es Paare, der eine diktiert, die andere schreibt?

Dabei haben sie in Nürnberg gerade sowieso andere Sorgen. Zum einen gibt es dort die weit verbreitete Ansicht, dass in dem Franken-Film hauptsächlich jene Teile zu sehen sind, wo es der Stadt am meisten an Anmut fehlt. Und einen Tag später ist dann in einem anderen Krimi auch noch der Club abgeschossen worden - auch keine schöne Nummer.

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