Schön doof:Auf dem Kreuzzug

Schön doof: Illustration: Bene Rohlmann

Illustration: Bene Rohlmann

Ein Amerikaner hat einen grimmigen Bibelvers auf ein Gewehr graviert. Solche martialischen Widmungen haben eine lange Tradition. Ob die Feinde das beeindruckt?

Von Roman Deininger

Die Mörderbande des Islamischen Staats hat in ihrem Bestreben, die Welt in einen Zustand nackter Barbarei zu überführen, gerade einen herben Rückschlag erlitten. Wie sehr sich ihre Lage quasi über Nacht verdüstert hat, dürften die blauäugigen Dschihadisten noch gar nicht begriffen haben, allzu nachlässig verfolgen sie das - sprechen wir es aus - segensreiche Wirken des jungen Waffenschmieds Ben Thomas aus Florida. Thomas hatte sich bislang mit der Entwicklung eines Schnellfeuergewehrs hervorgetan, das speziell für Frauen geeignet ist (Modell "Pures Östrogen"); nun hat er eine geradezu göttliche Donnerbüchse entworfen, die speziell für Islamisten nicht geeignet ist. Seiner Schöpfung hat Thomas den tönenden Namen "Crusader" gegeben, als kleine Hommage an jene guten Christenmenschen, die einst im Rahmen der Kreuzzüge die Latte für nackte Barbarei verdammt hoch gelegt haben.

Dass seine Waffe "niemals von muslimischen Terroristen benutzt werden kann", stellt US-Patriot Thomas durch einen beinahe poetischen Geniestreich sicher. Auf dem Patronenmagazin ist serienmäßig ein Bibelvers eingraviert: "Gepriesen sei der Herr, mein Felsen, der meine Hände für den Krieg schult und meine Finger für die Schlacht". Damit blutdurstige Dschihadis das nicht fälschlich für eine inspirierende Sure aus dem Koran halten, hat das Cleverle Thomas einfach noch ein hübsches Tempelritter-Kreuz auf den Schaft drapiert. Spätestens bei dessen Anblick sollen IS-Kämpfer die frömmelnde Flinte verzweifelt zu Boden werfen, ähnlich wie Bundeswehr-Soldaten bei großer Hitze das G36.

Für echte Feinschmecker hat Thomas am Abzug noch ein weiteres Schmankerl angebracht, einen Hebel, der das Gewehr auf der Position "Frieden" verriegelt und auf "Gott will es" feuerbereit macht. Was Gott so will, ist ja eine Frage, mit der sich die Menschen, die Amerikaner zumal, seit jeher beschäftigen, selten indes ergebnisoffen. "Deus lo vult", brüllten die Gläubigen 1095, als Papst Urban II. in Clermont zur Befreiung Jerusalems aufrief und somit zum ersten Kreuzzug. Zu den weiteren Dingen, die der Allmächtige so gewollt haben soll im Lauf der Welt, gehört die Erfindung der "Puckle Gun" 1718. Der Brite James Puckle hatte irgendwie den Eindruck gewonnen, Gott könnte es für eine gute Idee halten, die Munition zu unterscheiden, die Christen und Muslime treffen sollte. Für renitente Glaubensbrüder sah Puckle runde Kugeln vor, er erachtete sie als schonend. Osmanische Leiber dagegen plante er mit eckigen Geschossen zu zerfetzen.

Im Vergleich zur "Puckle Gun" ist der Denkansatz beim "Crusader" also angenehm verspielt, vielleicht kann man daran den Fortschritt ablesen, den die Zivilisation seit 1718 doch gemacht hat. Gab dieser Puckle Käuferinnen eine rosa Baseballkappe gratis dazu? Ben Thomas legt bei seiner Christen-Knarre sogar noch eine "Lebenszeit-Garantie" oben drauf. Wie großzügig! Anderseits: Das Leben ist oft eher kurz für Leute, die ihre Hände für den Krieg schulen und ihre Finger für die Schlacht.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: