Schmachtwort von Marianne Sägebrecht:"Für jeden älteren Mann zwei Frauen"

Fisch oder Fleisch, Kaffee oder Tee? Blond oder braun, alt oder jung? Der Mensch entscheidet sich nicht gern. Wozu auch - wenn man beides haben kann?

von Violetta Simon

Schmachtwort Sägebrecht 560x315

Das Schmachtwort der Woche kommt diesmal von Marianne Sägebrecht, die jedem älteren Mann eine jüngere Zweitfrau wünscht.

(Foto: Cornelia Zeug)

Zum Abendessen ein saftiges Steak oder besser eine vernünftige Schüssel Salat? Radikalschnitt oder doch lieber die Haare wachsen lassen? Kaffee oder Tee? Gehen oder bleiben? Der Mensch tut sich schwer mit Entscheidungen. Deshalb hat er in der Regel gern eine Alternative. Oder zumindest die Möglichkeit, es sich beim nächsten Mal anders zu überlegen. Andernfalls dürfte einem das Steak bereits nach einer Woche zum Hals heraushängen.

Abgesehen davon: Warum sich überhaupt entscheiden? Ist es nicht sinnvoller, eine Jacke für Sonnenschein im Schrank zu haben und eine für Regen? Schließlich herrscht ja nicht immer das gleiche Wetter. Deshalb essen wir auch nicht jeden Tag das Gleiche, lesen nicht jeden Abend dasselbe Buch und fahren nicht jedes Jahr ins Allgäu oder fliegen nach Südafrika. Wer es sich leisten kann, hat sogar mehrere Autos zur Auswahl: eines für die Stadt, eines fürs Gelände und dann noch das Cabrio, wenn einem danach ist, sich den Wind um die Ohren wehen zu lassen.

Und wenn man den Statistiken trauen darf, haben sich jeder zweite Mann und jede zweite Frau schon ein wenig Abwechslung von der Partnerschaft gegönnt. Natürlich nicht offiziell! Nach außen hin geben wir uns in der Ehe mit lediglich einer Lösung zufrieden - bis dass der Tod uns scheidet. Und erwarten diese Entschiedenheit auch von anderen, insbesondere vom Partner. Und das, obwohl uns die Realität fast immer eines Besseren belehrt: Nahezu jede zweite Ehe wird geschieden und jeder zweite Geschiedene heiratet erneut - Männer meist eine Jüngere.

Die Schauspielerin Marianne Sägebrecht hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, dieser Tatsache ins Auge zu sehen. Auch sie wurde vor Jahren für eine Jüngere von ihrem Mann Fritz sitzengelassen. Und hat dafür immer noch vollstes Verständnis: "Wenn ein Mann älter wird, bekommt er biologisch noch einmal einen Fortpflanzungsdrang. Da ist es ganz natürlich, dass er sich mit jungen Frauen einlässt, die ihm vielleicht noch ein Kind schenken könnten", erklärte sie im Interview mit der Bild. "Dafür muss eine Ehefrau Verständnis aufbringen, sonst verliert sie den Mann."

Die junge Frau für den Sex

Leider hat Marianne all das Verständnis nichts genützt - Fritz verließ sie trotzdem. Aber nur, weil er keine Wahl hatte. Denn, so ihre Theorie, er musste sich ja entscheiden. "Das Beste wäre doch, wenn ein älterer Mann eine Ehe mit zwei Frauen führen könnte", schlug die 67-jährige Schauspielerin daher vor. "Eine junge Frau, mit der er Sex hat. Und eine gleichaltrige, mit der er sich geistig und seelisch austauschen kann."

Klingt nach einer vernünftigen Lösung. Schon allein deshalb, weil ein Mann auf diese Weise nicht Gefahr laufen wird, beides gleichzeitig tun zu müssen: Er entscheidet, ob Schmusen oder Schwafeln angesagt ist. Vorausgesetzt, man geht davon aus, dass sich die Kompetenzen einer jungen Frau auf einen Aktionsradius von vier Quadratmeter Matratze beschränken. Und dass das Synonym für ältere Frauen "Dame ohne Unterleib" ist.

Und schon sind wir wieder bei der Realität, die uns auch diesmal einen Strich durch die Rechnung macht. Beginnen wir bei der Logistik: Wohin mit der Frau, für die man gerade keine Verwendung hat - in den Schrank zu den Regenjacken? In die Garage zum Cabrio? Oder etwa in einer eigenen Wohnung unterbringen? Aus ökonomischer Sicht wäre es sicher effektiver, sie während der Leerlaufphasen mit Haushalts- oder anderen unangenehmen Aufgaben zu beschäftigen.

Kommen wir zum unberechenbarsten Aspekt - den menschlichen Bedürfnissen: Was, wenn die junge Dame wider Erwarten ein postkoitales Mitteilungsbedürfnis verspürt und nach dem Liebesspiel plötzlich ein paar Worte wechseln will? Oder wenn die reife Gattin beim geistigen Austausch ganz unverhofft wuschig wird? Etwa selbst tätig werden und damit das komfortable Arrangement ad absurdum führen?

Eine Option wäre natürlich, zu sagen: "Moment, dafür ist meine andere Frau zuständig." Aber hätte das nicht zur Folge, dass beide Frauen in dem Moment erkennen würden, wie entbehrlich dieser Mann wäre? Wie überflüssig ein Mann, der alles haben will, aber nicht alles geben will, eigentlich ist?

Vielleicht war es ja das, was Frau Sägebrecht damit ausdrücken wollte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: