Schmachtwort der Woche von Ben Affleck:"Ehe ist Arbeit"

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Das Schmachtwort der Woche verkündete diesmal Oscar-Preisträger Ben Affleck.

(Foto: Cornelia Zeug)

Nicht ohne Grund hat Ben Affleck kürzlich vor einer Milliarde Zuschauern seiner Frau Jennifer Garner gedankt - für all die Arbeit, die sie wegen ihrer Ehe hat. Wenn man bedenkt, was man so alles tut, damit der andere sich gut fühlt, dann ist der Beziehungsalltag in der Tat die reine Burn-out-Falle.

Eine Kolumne von Violetta Simon

"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit", hat der Münchner Volkssänger Karl Valentin einmal gesagt. Genau genommen gilt das ja eigentlich für die meisten erfreulichen Dinge des Lebens: Kinder haben, Chef sein, zum Höhepunkt kommen, eine Traumfigur haben, die Nächte durchtanzen und trotzdem unverschämt gut aussehen, ein Sieben-Gänge-Menü, die Wahnsinns-Aussicht vom Mount Everest genießen - ach Gott, alles schön, aber anstrengend.

Doch weil das hier eine Beziehungs-Kolumne ist, wollen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: die Liebe. Von der hat Ben Affleck kürzlich behauptet, dass sie ebenfalls kein Zuckerschlecken sei, im Gegenteil: "Alle Beziehungen benötigen in einem gewissen Umfang, dass man an ihnen arbeitet", erklärte der Hollywoodstar kürzlich in einem Interview. Erst bei der Oscar-Verleihung hatte der Schauspieler ausgiebig seiner Frau Jennifer Garner dafür gedankt, dass diese so lange an deren Ehe gearbeitet habe.

Liebe ist Arbeit, daran besteht kein Zweifel. Den anderen in der ersten Verliebtheit anzubeten, ihn zu verherrlichen und auf den höchsten Sockel zu stellen, dazu gehört nicht viel. Nicht umsonst wird dieser Zustand von Experten mit ernsten Störungen wie einer Psychose gleichgesetzt. Doch wer beim Abendessen auch nach Jahren noch den monotonen Schmatz- und Schluckgeräuschen seines Partners lauschen kann, ohne dem Bedürfnis nachzugeben, ihn mit dem Käsemesser zu schächten, der weiß, wovon die Rede ist.

Zu einer glücklichen Beziehung gehört auf Dauer eben mehr als ein Paar Menschen, das sich scharf findet. In dem Buch "Tell me about love. Kultur und Natur der Liebe" schreibt der Göttinger Neurologe Gerald Hüther etwas umständlich: Liebe finde statt, wenn es bei Paaren "zu einer immer weiter reichenden Verschmelzung der unterschiedlichen Welten ihrer Gefühle und des Denkens" komme. Was er damit sagen will: Bis aus einer Liebesgeschichte eine Ehe wird, haben die meisten Paare die heiße Phase bereits hinter sich.

Mit dem Antrag fängt die Arbeit an

Haben Mann und Frau erst einmal eine Vernunftgemeinschaft gebildet, geht es los mit dem Fulltime-Job. Das fängt schon mit dem Heiratsantrag an - unter einem "Willst Du mich"-Flugzeugbanner, begleitet von pyrotechnischen Spezialeffekten, geht ja heutzutage nix mehr. Von Tischkärtchengestaltung, Locationsuche (Leuchtturm oder Wartburg?), und Fuhrparkorganisation (Zwei-, Vierspänner oder Stretchlimousine?) ganz zu schweigen.

Und dann der Beziehungsalltag - die reine Burn-out-Falle: Jeden Tag aufs Neue daran arbeiten, nicht ins Waschbecken zu pinkeln, glaubhaft einen Orgasmus vorzutäuschen, die Zahnpastatube zuzuschrauben, freiwillig nach zwei Stunden das Bad zu verlassen, in unregelmäßigen Abständen ihre Frisur zu loben, in regelmäßigen Abständen Königsberger Klopse für ihn zu kochen, klaglos dämliche Kosenamen zu ertragen - das ist doch alles kein Vergnügen! Und alles nur, damit sich der andere besser fühlt. Da ist eine Dankesrede im Dolby Theatre in Los Angeles vor 3400 Besuchern - und einer Milliarde Zuschauern der Live-Übertragung - wohl das Mindeste!

Überhaupt, wo kämen wir denn hin, wenn sich jeder Mann und jede Frau der amourösen Arbeitslosigkeit hingeben würde? Wenn jeder täte, wozu er Lust hat - oder nicht mehr täte, wozu er keine hat? Keine zwei Wochen würde so eine Beziehung dauern. Die Beziehungsarbeit kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Dass sie so einen anstrengenden Namen hat, dafür kann sie schließlich nichts. Wenn es nach ihr ginge, würde sie sich vermutlich ohnehin lieber Beziehungspflege nennen.

Bevor Ben Affleck bei seiner Ode an seine schwer arbeitende Ehefrau endgültig von Rührung ergriffen und hinweggeschwemmt wurde, fügte er übrigens noch etwas überaus Kluges hinzu: "Es ist Arbeit, aber die beste Arbeit, die es gibt." Der Mann hat ja so recht: In Zeiten wie diesen muss man ja froh sein, wenn man überhaupt Arbeit hat.

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