Schmachtwort der Woche:"Ich mach mir echt in die Hose"

Job und Familie unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung, der sich nicht jeder Mann gewachsen fühlt. Gut, wenn man eine berufstätige Frau an seiner Seite hat, die einem den Rücken frei hält.

von Violetta Simon

Schmachtwort Robbie

Das Schmachtwort sprach diesmal der berufstätige Superpapa Robbie Williams.

(Foto: Sophie Kaiser;)

Schon beeindruckend, was sich im vergangenen Jahrhundert in Sachen Gleichberechtigung getan hat: Frauen dürfen wählen. Frauen dürfen verhüten und schwanger werden, wann sie wollen. Frauen dürfen arbeiten. Sie dürfen sogar Kinder kriegen UND arbeiten. Und nebenbei wuppen sie Haushalt und Kinder, weil ... äh ... na ja, weil ihnen das einfach im Blut liegt. Dafür dürfen sie ganz alleine entscheiden, wie sie das alles unter einen Hut bringen.

Aufgabenteilung? Aber natürlich - nach außen hin putzen wir auf Augenhöhe! In der Realität putzen die Frauen aber allein. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat herausgefunden, dass 70 Prozent der berufstätigen Mütter weitgehend allein für Haushalt und Kinder zuständig sind. Selbst von den in Vollzeit arbeitenden Müttern wird nur jede zweite von ihrem Mann unterstützt. Da wundert es nicht, wenn Väter Sätze sagen wie "Ich muss heute Abend Babysitten" - und dabei ihr eigenes Kind meinen. Im Vergleich dazu erscheint das Leben als Alleinerziehende gar nicht mehr so strapaziös - weil auch mit Mann ohnehin alles an Frauen hängen bleibt. Mit dem Unterschied, dass sie dann keine getragenen Socken von Stuhllehnen pflücken und sich beim Pinkeln nicht ins Nasse setzen müssen.

Sicher, es gibt Ausnahmen. Hie und da stellt sich ein Mann der Doppelbelastung. Macht sich seine Verantwortung bewusst. Redet die Dinge nicht klein. Glaubt daran, dass Kind und Karriere möglich sind. Also, nicht für die Frau. Sondern für ihn. Aktuelles Beispiel ist Robbie Williams, seit kurzem Superpapa einer Tochter. Er weiß, wie es sich anfühlt, zwischen Job und Familie zerrieben zu werden. Kennt die Angst, zu versagen: "Ich war halt noch nie Popstar und Vater", bekannte er im Gespräch mit dem Magazin In. "Deshalb habe ich auch keine Ahnung, wie ich das hinkriegen soll. Ich mache mir deswegen echt in die Hose." Keine Sorge, Robbie, die Hose kann Deine Frau sicher gleich mitwaschen.

So ein Leben als berufstätiger Vater bedeutet eine echte Herausforderung: Kurz vor dem Geburtstermin hat Robbie noch rasch ein paar Konzerte gegeben. "Wenn die Wehen einsetzen, bin ich weg!", warnte er seine Fans. Netterweise nahm seine Frau Ayda Rücksicht und gebar die kleine Theodora an einem Tag, der sich nicht mit einem Tournee-Termin überschnitt. Kaum lag das Töchterchen in seinem Arm, wurde es fotografiert und das Bild in die Welt getwittert. Auf dem Foto war Robbie die Anstrengung der Geburt noch ins Gesicht geschrieben: Man könnte meinen, er hätte "Teddy" persönlich gepresst.

Popstar und Vater zugleich: Das sind die Sorgen, denen sich der durchschnittliche Mann von heute zu stellen hat. Wir Mütter kennen das nur zu gut. Model, Hollywoodschauspielerin oder Verkäuferin - und dann auch noch Mutter! Es ist einfach nicht zu schaffen, aber irgendwie gelingt es dann doch. Was bleibt uns anderes übrig - unsere Hosen wäscht ja keiner.

Was bleibt uns übrig?

Mal abgesehen davon: Es ist ja nicht so, dass Männer nicht mit anpacken. Sie sind einfach nur schneller mit der Hausarbeit fertig als Frauen - die finden kein Ende. Küche sauber machen heißt für einen Mann: Spülmaschine einräumen, Töpfe mit Wasser füllen und irgendwo zum Einweichen abstellen. Ofen und Tisch wischen ist reine Zeitverschwendung - das wird beim nächsten Essen sowieso wieder alles fettig und verbröselt.

Und dann diese Affenliebe zur Waschmaschine - ständig ist das Ding in Betrieb. Wie die einen schon anglotzt mit ihrem Bullauge! Man würde ja als Mann auch mal die Wäsche machen, aber meist heißt es gleich wieder: "Warum ist meine Unterwäsche so grau? War das kleine graue Brett da mein Mohairpullover?" Männer lesen keine Betriebsanleitungen. Das sollten sich Frauen endlich mal merken.

Überhaupt kann man es Frauen nie recht machen. Einerseits nörgeln sie, dass Männer keinen Lappen in die Hand nehmen. Andererseits ist die einzige Person mit offizieller Lizenz zum Wischen die Putzfrau. Sie hat sogar einen Kosenamen ("Perle") und gilt als einzige Verbündete im Kampf gegen den Schmutz. Daher wird sie niemals kritisiert, sondern geradezu angebetet - selbst, wenn man im Bad nichts mehr findet, weil sie alles umgeräumt hat. Viele Männer verstehen nicht, warum man eine Putzfrau für etwas bezahlt, was man doch auch selbst machen kann. Also wirklich - das ist doch total unnötig! Männer würden ja putzen. Es ist nur so, dass ihnen die Frauen immer zuvorkommen, weil ihre Schmutztoleranzschwelle so niedrig ist.

Abgesehen davon: Wann soll man das denn alles machen? Etwa nach Feierabend? Man hat ja schließlich auch noch einen Job! Der berufstätige Vater Robbie Williams zum Beispiel hat große Pläne. Er will nicht weniger als das Königreich des Pop stürmen, verriet er im Interview mit dem Spiegel. Jetzt mal ehrlich: Wann bitte soll dieser Mann denn noch Wäsche waschen?

Frauen können so was vielleicht, die sind ja auch masochistisch veranlagt. Abends nach der Arbeit durch den Supermarkt hetzen, mit zwei Tüten unterm Arm und der Post zwischen den Zähnen zur Tür hereintaumeln, auf dem Weg in die Küche noch schnell die Legosteine und Autos in die Spielecke kicken, über dem Küchentisch zusammenbrechen und danach sofort damit beginnen, Kühlschrank und Waschmaschine gleichzeitig einräumen - so etwas würde ein Mann nie tun. Er würde - natürlich ohne Tüten - höchstens auf der Couch zusammenbrechen. Weil das Sinn macht.

Und könnte er es doch, würde er um keinen Preis der Welt damit hausieren gehen - sondern tunlichst darauf achten, dass mindestens ein Unterhemd im Salatfach und die Tomaten in der Waschmaschine landen. Sonst könnte ja noch jemand auf die dumme Idee kommen, dass er das jetzt immer erledigen würde.

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