Rolling-Stones: Ron Wood:Endstation Sofa

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Nicht brav genug: Der Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood trinkt zu viel Wodka - nun soll ihm Mick Jagger den Rauswurf angedroht haben.

Willi Winkler

Es war einmal eine Bande böser Jungs, über die sich alle nur empören konnten. Diese wilden Kerle ließen sich die Haare wachsen und wuschen sie nicht, sie zogen schlimme Fratzen für die Kamera, und wenn sie besonders gute Laune hatten, pieselten sie nachts neben eine Tankstelle.

Ron Wood stehen harte Zeiten bevor: Wenn er weiter trinkt, fliegt er aus der Band. (Foto: Foto: dpa)

Weil diese bösen Buben auch noch laute Musik machten, wurden sie berühmt, aber noch immer nicht nett. Sie nahmen Drogen, hatten viele Weiber und trugen bunte Klamotten. Einer starb daran, die anderen hörten rechtzeitig auf, und da sie nicht gestorben sind, machen sie noch heute Musik.

Das Märchen handelt wieder einmal von den unverwüstlichen Rolling Stones, die es mit den drei Geboten Sex, Drugs & Rock'n'Roll zu Ruhm, Reichtum und einem beinah biblischen Alter gebracht haben. Noch mit 66 Jahren stellt sich Mick Jagger auf die Bühne und beklagt, dass er keine Befriedigung finden könne. Dabei ist er längst zum Sir des Britischen Empire avanciert.

Wohlversorgt mit Enkeln und Grundbesitz

Sein Kompagnon Keith Richards, einst der unheilbare Junkie der Band, sammelt Handschriften und alte Scharteken, deren Einband nur unwesentlich mehr gegerbt ist als seine eigene Haut. Charlie Watts absolviert seine Auftritte am Schlagzeug mit der Routine eines Geschäftsmanns, der gleich zum nächsten Termin weiter muss.

Nur Ron Wood, mit 62 der Jüngste in der Band, hat nicht ganz auf die Dienstvorschrift für Rock'n'Roller verzichtet. Während die anderen wohlversorgt sind mit Ehefrauen, Kindern, Enkeln, mit Grundbesitz und den üblichen Portfolios, trinkt sich Ron Wood regelmäßig um Haus und Hof und den Restverstand.

Im Suff hat er ein Mädchen kennengelernt, die inzwischen 21-jährige Cocktail-Hostess Ekaterina Ivanova, sich nach einem Vierteljahrhundert von seiner Frau Jo getrennt, die Kellnerin verhauen, sich wieder von ihr getrennt, so dass er jetzt nur noch säuft. Im Augenblick wird sein Pegelstand mit zwei Flaschen Wodka pro Tag angegeben, Tendenz allerdings fallend, denn Jagger droht ihm angeblich mit dem Rauswurf. Wenn er nicht sofort nüchtern werde, soll Sir Mick gesagt haben, sei es aus.

Dabei ist Ron Woods Beitrag für die Band unverzichtbar, denn er ist der letzte Nietzscheaner der Pop-Musik. "Im echten Manne ist ein Kind versteckt", hat Friedrich Nietzsche einst seinen Zarathustra predigen lassen, "das will spielen."

Ron Wood spielt gern, und im Moment spielt er mit seinem Leben. In den letzten Jahren hat er sich fünf, sechs, sieben Mal selbst in die Entzugsklinik eingewiesen. Da unterzog er sich regelmäßig einer Kunsttherapie, matschte mit Ton, malte, ging in sich und schrieb seine Autobiographie. Die Drogen spielten trotzdem immer weiter eine Rolle in seinem Leben, er nahm alles, was auf dem Markt war: Alkohol, Heroin, Kokain. Ron Wood war einer der Ersten, der sich eine neue Nasenscheidewand leistete. Bis er schließlich in der Malerei Trost fand und bei seiner Frau Jo. So wurde er geheilt.

Aber er blieb es nicht lange. Die Sucht hört niemals auf. Bald dreißig Jahre hielt es Jo an seiner Seite aus, kochte ihm die leckersten, selbstverständlich makrobiotischen Gerichte und hielt ihm den Teufel vom Leib. Wenn die Rolling Stones auf Tournee gingen, reiste Jo mit. Sie hatte einen kleinen tragbaren Herd dabei, und wieder kochte sie ihrem Ronnie nur das Beste. Mehr als einmal warf sie sich heldenmütterlich zwischen das Whiskyregal und den durstigen Musiker und rettete ihm das Leben.

Irgendwann aber wurde Ron Wood diese Liebe zu viel. Als er wieder einmal eines seiner Ölbilder malte, verguckte er sich in das Model. "Ein Spielzeug sei das Weib", hatte der weise alte Mann gelehrt, "rein und fein, dem Edelsteine gleich, bestrahlt von den Tugenden einer Welt, welche noch nicht da ist". Ekaterina aber war dann doch kein Edelstein, sie wollte mit Ron Wood nicht immer nur saufen, sondern vor dem Fernseher Händchen halten.

Gibt es etwas Trostloseres als einen Mann, der sich jeden Abend betrinkt? Gibt es: einen Gitarristen der Rolling Stones, der nicht mehr trinkt und mit einer blonden Tussi vor dem Fernseher sitzt.

© SZ vom 05.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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