Rolle der Präsidentengattin:Denn sie wissen nicht, was sie tun dürfen

Sie sollen nicht nur treu und attraktiv sein, sondern auch klug und eigenständig - zumindest ein bisschen. Seit Nancy Reagan ist der Job der Präsidentengattinnen komplizierter geworden. Zwar gewähren Politik, Plebs und Partner den Damen mittlerweile größere Freiheiten. Doch die Toleranz kennt Grenzen, wie jüngst das Beispiel Valérie Trierweiler zeigt.

Tanja Rest

Zum Beispiel die Première Dame Carla Bruni: Sie präsentierte bei Wetten, dass ..? einen Song aus ihrem neuen Album und setzte sich anschließend zu Gottschalk auf die Couch. Oder Argentiniens First Lady Cristina Fernández de Kirchner: Unter der Regentschaft ihres Mannes startete sie eine eigene politische Karriere und beerbte ihn anschließend im Amt. Oder auch Daniela Schadt: Den Job als Leitende Redakteurin bei der Nürnberger Zeitung hat sie aufgegeben, aber geheiratet hat sie den Bundespräsidenten Joachim Gauck nicht. In allen drei Fällen blieb der große öffentliche Aufschrei aus.

Francois Hollande, Valerie Trierweiler

Wieviel eigene Meinung darf eine "Première Dame" öffentlich vertreten? Valérie Trierweiler, Lebensgefährtin des französischen Präsidenten François Hollande, testet aktuell die Toleranzgrenzen der Franzosen - und ihres Partners - aus.

(Foto: AP)

First Ladys konnten sicher niemals eigenständiger auftreten als heute - aber dieses seltsam konturlose Amt ist dadurch trotzdem nicht leichter, sondern nur komplizierter geworden.

Als Nancy Reagan 1981 das Weiße Haus bezog, entfaltete sich ihr Einfluss noch genau dort: in den Räumen an der 1600 Pennsylvania Avenue, die sie aufwendig tapezieren und dekorieren ließ. Bei öffentlichen Auftritten saß ihr Haarhelm stets genauso akkurat wie das warmherzige Lächeln und der schwärmerische Blick, der dem Gatten galt. "Ich rede nicht über politische Themen, das ist nicht meine Domäne", hat sie einmal gesagt.

"You get two for the price of one"

Den radikalen Gegenentwurf lieferte von 1993 an Hillary Clinton - den legendären Backwettstreit mit Barbara Bush, in dem sie ihre Cookie-Rezepte veröffentlichte, hatte ihr schon im Wahlkampf kein Mensch abgekauft. Überzeugender war der Satz, der ihrem Ehemann Bill herausrutschte: "You get two for the price of one" - ihr kriegt zwei zum Preis von einem. Und genau so war es. Mit der Gesundheitsreform setzte Hillary dann eine Zeitlang auch ihr Ansehen als First Lady in den Sand. In Washington hielten sie viele Leute acht Jahre lang dennoch für den klügeren Kopf.

Zwischen diesen beiden Extremen ist für First Ladys heute eine verwirrende Zahl von Rollenbildern lebbar - eine inoffizielle Jobbeschreibung wie zur Zeit von Nancy Reagan und Hannelore Kohl gibt es nicht mehr. Aus westeuropäischer Sicht lässt sich immerhin sagen, dass die bewundernde "Frau an seiner Seite", die dem beschäftigten Mann "den Rücken freihält" und ihre Überzeugungen auf Haushalt und Kinder beschränkt, nicht mehr besonders gefragt ist. Ein bisschen moderner und bunter mag man es heute doch. Zumal ja auch die Medien - und nicht nur die politischen - bedient werden müssen.

Darf sie berufstätig bleiben?

Eine kluge, selbstbewusste, möglicherweise auch attraktive First Lady ist in Zeiten ständiger medialer Beobachtung die beste PR für den Gatten. Allein über seine Bettina hatte Christian Wulff die Bunte bis zuletzt fest im Griff. Wer dagegen wüsste noch, wie die Frau von Theodor Heuss hieß? (Elly.)

Es schadet übrigens auch nicht, wenn die First Lady eine eigene berufliche Karriere vorweisen kann, aber damit fangen die Probleme schon an. Darf sie berufstätig bleiben? Cherie Blair etwa arbeitete auch von Downing Street aus als Anwältin, das war in Großbritannien umstritten. Doris Schröder-Köpf stieg als Landesmutter aus dem Journalismus aus, das fanden die Deutschen okay. Valérie Trierweiler bestand darauf, auch an der Seite des Präsidenten Politikjournalistin bleiben zu wollen, und das hat vielen Franzosen erst mal imponiert.

Zu viel eigenes Profil wird nicht goutiert

Es ist ein dünner Grat. Heikel wird es, wenn die First Lady politisch eine eigene Meinung hat und diese auch äußert. Im Fall von Carla Bruni hat das gerade noch funktioniert, sie stieg für ihren Nicolas ja nicht nur von Pumps auf Ballerinas um, sondern wechselte auch das politische Lager, von links nach konservativ. Doris Schröder-Köpf dagegen musste vom Kanzler öffentlich zurückgepfiffen werden, als sie sich im Wahlkampf 2005 einen eigenen Standpunkt zur Familienpolitik der Kandidatin Merkel anmaßte.

Und Michelle Obama? Erst kürzlich war in einem Buch zu lesen, ihr Einfluss habe "Auswirkungen auf die ganze Nation". Das waren keine richtig guten Schlagzeilen fürs Weiße Haus. Dass allerdings eine First Lady öffentlich Stellung gegen den Präsidenten bezieht, wie nun im Fall von Valérie Trierweiler, hat es wohl noch nie gegeben. So viel eigenes Profil werden selbst die emanzipierten Franzosen ihrer Première Dame nicht zugestehen.

Von den europäischen First Husbands wiederum ist zu berichten, dass sich Denis Thatcher und Joachim Sauer politisch nicht geäußert haben - was wohl auch klüger war.

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