Risikofaktor Koffein:Kein Kaffee-Verbot für Schwangere

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Bislang hieß es, Schwangere sollten möglichst auf Kaffee verzichten. Doch totale Abstinenz ist offenbar nicht nötig.

Marlies Michaelis

Einige frühere Studien hatten herausgefunden, dass bei einem hohen Koffeinkonsum der Schwangeren die Kinder zu früh oder mit geringerem Gewicht auf die Welt kommen.

Als Ursache wird vermutet, dass die Föten sensibel auf Koffein reagieren und diesen Stoff überdies nur langsam abbauen.

Dänische Wissenschaftler konnten die älteren Erkenntnisse ihrer Kollegen in einer neuen Untersuchung, die im British Medical Journal (online first) erschien, zumindest für moderate Mengen nicht bestätigen.

Ihrer Einschätzung nach schadet mäßiger Koffeinkonsum dem Ungeborenen nicht.

Bodil Hammer Bech von der Universität von Aarhus und seine Kollegen wählten 1200 Frauen aus, die alle in den ersten Wochen der Schwangerschaft mindestens drei Tassen Kaffee täglich getrunken hatten und die weniger als fünf Monate schwanger waren.

Dann teilten die Forscher die Schwangeren in zwei Gruppen auf: Weiterhin normalen Kaffee gab es für die einen, die anderen dagegen tranken nun nur noch entkoffeinierten Kaffee.

Nach der Geburt wurde dann ausgezählt und gewogen. Das Ergebnis: Die Kinder beider Gruppen kamen in etwa mit demselben Gewicht und ohne signifikant mehr Frühgeburten in der Koffein-Gruppe zur Welt.

Koffein aus Tee und Schokolade

Ganz ohne Koffein kamen aber auch die Frauen in der enthaltsamen Gruppe nicht aus:

Sie verzehrten pro Tag durchschnittlich 117 Milligramm des Wachmachers - denn außerhalb der Studie tranken sie immer noch ein wenig Kaffee und auch in Tee, Kakao und Cola ist Koffein enthalten. Weitaus mehr Koffein nahmen dagegen die Teilnehmerinnen aus der Koffein-Gruppe zu sich - rund 317 Milligramm pro Tag waren es bei ihnen.

Der höchste gemessene Durchschnittswert lag allerdings mit 461 Milligramm noch weit darüber. Geht man von einem durchschnittlichen Wert von 80 Milligramm pro Tasse Kaffee aus, dann haben diese Damen täglich fünf bis sechs Tassen Kaffee getrunken.

Ein mäßiger Verzicht auf Koffein in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft, so die Autoren, habe also keine Auswirkungen auf das Geburtsgewicht oder die Länge der Schwangerschaft.

Wie viel Koffein eine Tasse Kaffee enthält, ist im Alltag schwer auszumachen:

Der Deutsche Kaffeeverband gibt an, dass eine Tasse Filterkaffee aus der Maschine mit zwischen 40 und 170 Milligramm Koffein enthält - im Durchschnitt rund 80 Milligramm. Die geringsten Schwankungen weist der Espresso auf: Der kleine Schwarze enthält laut Angaben des Kaffeeverbandes zwischen 50 und 60 Milligramm Koffein.

Quelle: www.medical-tribune.de

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