Richard Lugner im Interview:Ich, Mörtel

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Der prominente Bauunternehmer spricht über die Zurschaustellung des Privaten, seine vier gescheiterten Ehen - und seine 500 neuen Verehrerinnen.

Martin Zips

Bauunternehmer Richard Lugner, genannt "Mörtel", 74, zählt zu den schillerndsten Figuren Österreichs. Er liebt es, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen und lädt sich beim Wiener Opernball ein Starlet nach dem anderen in seine Loge. Seit Jahren ist er gemeinsam mit seiner vierten Gattin Christina ("Mausi") Titelheld der österreichischen Fernsehserie "Die Lugners". Fast täglich berichtet auch die Boulevardzeitung "Österreich" über das Lugnersche Privatleben. Nun haben sich Lugner und seine Frau getrennt.

Richard Lugner: "Mit höchster Wahrscheinlichkeit war das meine endgültig letzte Ehe." (Foto: Foto: AP)

SZ: Herr Lugner, nicht jeder in Deutschland weiß, wer Sie sind.

Lugner: Das stimmt. Den Deutschen bin ich nicht wirklich ein Begriff. Obwohl ein deutscher Sender mich und meine Familie jüngst in die Liste der schrägsten Vögel der Welt eingereiht hat. Auf Platz zwei. Direkt nach den Windsors.

SZ: Sie sind so etwas wie der Ozzy Osbourne Österreichs. Sie lassen sich von Kamerateams begleiten und so Millionen von Fernsehzuschauern an Ihrem Alltag teilhaben.

Lugner: Das mache ich schon seit fünf Jahren. Mittlerweile gibt es 45 einstündige Episoden, die von einem österreichischen Privatsender ausgestrahlt werden. Sie haben hohe Einschaltquoten.

SZ: Ist das denn angenehm, ständig einen Kameramann neben sich zu haben?

Lugner: Man gewöhnt sich dran. Am Anfang habe ich nur mitgemacht, um später einmal ein paar professionelle Bilder von meinem Familienleben für meine kleine Tochter auf Band zu haben. Das war die Uridee. Es hat ja auch positive Seiten, wenn man ständig begleitet wird: Als ich beispielsweise einmal von einem Djerba-Urlaub zurückkehrte, wurde meiner Schwiegermutter bei der Begrüßung auf dem Flughafen die Handtasche gestohlen. Dank der Filmaufnahmen konnte die Polizei später einer fünfköpfigen Diebesbande am Flughafen das Handwerk legen.

SZ: Seitdem ist das Kamerateam ständig dabei?

Lugner: Immer wieder. Jetzt fahre ich beispielsweise nach Mallorca, da drehen wir mit Jürgen Drews und Roberto Blanco. Eine Woche drauf fliegen wir nach Sri Lanka. Dorthin hat mich die Botschafterin eingeladen. Mit Flug, den tollsten Hotels und einer Rundreise. Und im September drehen wir auf dem Münchner Oktoberfest.

SZ: War es Ihnen nicht unangenehm, dass ganz Österreich im Fernsehen verfolgen konnte, wie Ihre vierte Ehe zu Bruch ging?

Lugner: Das war halt so.

SZ: Ein Fotograf begleitete Sie, als Sie und Ihre Exfrau Ihrer gemeinsamen Tochter erzählten, dass sie sich trennen möchten. Das 13-jährige Mädchen weinte, die Nation nahm Anteil an dem Familiendrama. Jetzt ließen Sie Ihre Tochter von einer Reporterin der Zeitung "Österreich" interviewen. Gemeinsam mit Ihnen.

Lugner: Jaja. Ich war gerade zum Trost mit ihr in Kärnten beim Beachvolleyball-Turnier. Das war genau das Richtige für meine Tochter. Dort wurde sie abgelenkt und war nicht mehr so traurig. Die Deutschen sind beim Beachvolleyball nur Zweiter geworden. Sie wurden im Finale von Brasilien geschlagen.

SZ: Herr Lugner, Sie schweifen ab.

Lugner: Österreich ist bereits einen Tag vorher rausgeflogen. Aber was sollen wir schon gegen Euch Deutsche machen? Wir sind doch nur Zwerge.

SZ: Lassen Sie Ihre Tochter nun nicht mehr vor die Kamera?

Lugner: Nur so weit, wie sie es möchte.

SZ: Gibt es etwas, das Sie nicht tun würden, um in die Medien zu kommen?

Lugner: Man plant gerade, mich dabei zu filmen, wie man mir wöchentlich eine neue Frau vorstellt. Ich weiß nicht, ob ich das mache.

SZ: Nicht? Gerade die schönen Frauen haben Sie doch stets interessiert. Sie haben Sophia Loren auf den Wiener Opernball gebracht, Pamela Anderson und Paris Hilton.

Lugner: Diese Damen waren nie für mich persönlich gedacht, sondern als Aufputz für den Wiener Opernball. Bei der Auswahl der nächsten Dame für den Opernball entscheidet übrigens meine Tochter mit. Vielleicht nehmen wir dieses Mal eine nicht ganz so prominente Person. Ich bin nämlich die Vorwürfe leid, dass ich dem eigentlichen Ereignis mit meinen Gästen die Schau stehle.

SZ: Ist das nicht so?

Lugner: Der Opernball lebt von der Prominenz. Früher zeigten sich hier Prinz Philipp und die Königspaare aus Spanien oder Schweden. Auch der Schah von Persien war da. Doch irgendwann kam keiner mehr. Ich weiß nicht, warum. Seit 1992 jedenfalls sorge ich mich um die Prominenz.

SZ: Zurück zu den Frauen. Ihre vierte Frau haben Sie geheiratet als Ihre dritte Ex-Frau im Koma lag. Es heißt, sie habe sich auf Ihren Wunsch einer Schönheitsoperation unterziehen müssen.

Lugner: Das ist nicht richtig. Ich war absolut dagegen, und sie hat es dennoch getan. Bei der Operation ist dann vieles schief gelaufen. Deshalb wurden der Arzt und die Anästhesistin zu hohen Geldstrafen verurteilt. Übrigens wurde mir die zweite Ehefrau vom damaligen Generalsekretär der OPEC ausgespannt.

SZ: Und wer war Ihre erste Frau?

Lugner: Das war meine Jugendliebe. Wir wohnten im selben Haus. Ich habe erst mit 22 Jahren das mit ihr gemacht, was man mit einer Frau macht. Sie war sechseinhalb Jahre jünger als ich.

SZ: Herr Lugner, Sie wurden alleine von Ihrer Mutter großgezogen. Welche Bedeutung hatte Ihr Vater für Sie?

Lugner: Eine sehr wichtige. Ich habe meinen Vater - er war Rechtsanwalt - zum letzten Mal Weihnachten 1942 gesehen. Bei Odessa haben ihm russische Soldaten die Stiefel weggenommen und bei minus 20 Grad durch den Schnee gehen lassen. Das hat er nicht überlebt.

SZ: Meinen Sie Ihr Vater wäre stolz auf Sie, wenn er wüsste, dass ganz Österreich Sie "Mörtel" nennt?

Lugner: Weiß nicht. Es macht mir halt Spaß, auf der Bühne zu stehen. Ich bin sogar mal im Wiener Burgtheater aufgetreten. In "Wiener Blut" durfte ich mich selber spielen - damals, als noch Claus Peymann Burg-Direktor war. Nach meinem Auftritt hat mich der Betriebsrat in der Garderobe wüst beschimpft, weil ich gratis aufgetreten bin. Und zusammen mit meiner Ex-Frau habe ich sogar mal für das Bundespräsidentenamt kandidiert. Gegen Thomas Klestil kamen wir auf fast zehn Prozent der Stimmen.

SZ: Und jetzt sind Sie geschieden.

Lugner: Mit höchster Wahrscheinlichkeit war das meine endgültig letzte Ehe.

SZ: Haben Sie schon eine neue Lebensgefährtin?

Lugner: Nein. Aber eine Fernsehstation hat einen Aufruf gestartet: Wer würde mit Lugner nach Sri Lanka fahren? Da haben sich 500 Interessenten gemeldet. Vor allem Frauen.

SZ: Haben Sie das Gefühl, in Ihrem Leben immer das Richtige getan zu haben?

Lugner: Im Wesentlichen ja. Nur bei den Frauen vielleicht manchmal nicht.

© SZ vom 9.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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