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Der Einflussbereich ist begrenzt - aber die Träume groß. Zum Beispiel bei der Magdeburger Gartenpartei.

Von Jan Bielicki

Es gibt Parteien, die treten nur in einer oder für eine Region an - und mag diese so klein sein wie eine Kleingartenanlage. Die Magdeburger Gartenpartei findet sich nur in Sachsen-Anhalt auf den Wahlzetteln für die Bundestagswahl, und der detaillierteste Punkt ihres Wahlprogramms ist tatsächlich: eine Reform des Bundeskleingartengesetzes.

Einige Nummern größer, komplexer und mächtiger heißt so etwas CSU. Die Christsozialen treten nur in Bayern an. Und anders als anderen längst aufgelösten Parteien mit regionaler Verankerung wie etwa der Deutschen Partei in Norddeutschland, hat ihr diese Beschränkung nur genutzt. Seit 1957 hat sie die Staatsregierung in München ununterbrochen und meist in absoluter Landtagsmehrheit geführt. Das Rezept dieses Erfolgs: Der CSU ist es gelungen, die eigene Politik und das eigene Image mit der Heimatverbundenheit bayerischer Wähler identisch zu stellen. Sie stellte sich dar als "die Partei, die das schöne Bayern erfunden hat", wie der große CSU-Analytiker Herbert Riehl-Heyse das sarkastisch umschrieb.

Es hat ihr geholfen, dass die Regierungspartei des zweitgrößten Bundeslandes auch deutschlandweit Gewicht hat. Die CSU regierte und regiert mit im Bund. Da können schon mal rein bayerische Befindlichkeiten Bundespolitik werden - etwa der Ärger darüber, dass der Bayer beim Ausflug in Tirols Berge Maut zahlen muss, der Österreicher auf Bayerns Autobahnen aber nicht. Fast bis zur Perfektion aber beherrscht die CSU eine Doppelrolle: einerseits in München und Berlin (oder früher in Bonn) zu regieren, andererseits aus München gegen Berlin Opposition zu machen. Das bekam zuletzt Kanzlerin Angela Merkel zu spüren. Zum Bruch mit der CDU freilich hat es die CSU nie kommen lassen, sogar ihr Übervater Franz Josef Strauß wusste genau, wo ihre Stärke lag: in ihrer - großen - Nische Bayern.

Noch eine Bundestagspartei besitzt Elemente einer Regionalpartei: Die Linke ist in jenen Gebieten besonders stark, die der Bundesrepublik erst später beitraten. Im Saarland hat ihre Stärke mit dem Local Hero Oskar Lafontaine zu tun, im Osten dagegen mit der eigenen DDR-Vergangenheit: Die Partei aus dem Osten, die Ossis versteht - auch die Linke profitiert von Heimatverbundenheit.

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