Playboy-Erfinder Hugh Hefner:Das Imperium des Hasenjägers

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In der Endlosschleife des Happy Endings: Hugh Hefner hat den Playboy erfunden - und nun seine Autobiographie veröffentlicht. In sechs Bänden.

Eva Karcher

Die besten Erfolgsgeschichten ereignen sich noch immer in Amerika, und daran ist Hollywood schuld. Einer, der es wissen muss, Hugh Hefner, notiert schon auf der ersten Seite seiner in diesen Tagen im Kölner Taschen Verlag erscheinenden sechsbändigen Autobiographie "Hugh Hefner's Playboy", er habe sich vor seiner verklemmten, puritanisch-methodistischen Familie, in der "Gefühle nicht gezeigt" wurden, früh in Träume und Phantasien gefüchtet, "die von den Filmen und der Musik meiner Kindheit genährt wurden".

"Ich bin ein Romantiker":Playboy-Erfinder Hugh Hefner hat seine Autobiographie geschrieben. (Foto: Foto: Reuters)

Von "Casablanca", "King Kong" oder Scott Sidneys 1918 gedrehtem Leinwanddrama "Tarzan bei den Affen" zum Beispiel, den der am 9. April 1926 in Chicago geborene Hugh Marston Hefner, wie er sich erinnert, in den frühen dreißiger Jahren "noch unzensiert" sehen konnte. Weil dies wenig später nicht mehr möglich war, zeichnete und illustrierte sich der Junge in unzähligen Comics von nun an seine eigenen Abenteuer.

Auf der Suche nach der ewigen Liebe

Was ihm fehlte, erfand er mit staunenswerter Einbildungskraft und alterstypischen Neigungen: Cartoons mit Supergangstern, Robotern und Helden, und wenig später, als er im Haus seiner ersten Flamme - natürlich einer kleinen langlockigen Blondine - eine Ausgabe des Magazins Esquire von deren Vater entdeckte, auch delikat ausgezogene "Petty Girls" nach Art des Illustrators George Petty.

Solche Sehnsuchtsbilder, glaubt Hefner, der nach den Jahren in der Armee von 1946 bis 49 Psychologie studierte, waren mitverantwortlich für den Start seines Big Bunny Business: "Ich bin ein Romantiker. Meine ewige Suche nach Liebe führte mich zu Playboy." Genauer, seine Phantasien, die die universalen Phantasien aller Männer sind, ermöglichten im Dezember 1953 den Senkrechtstart mit einer unbekleideten Marilyn Monroe auf dem Cover von 53.000 Heften.

Doch ging es Hefner tatsächlich um weit mehr als um nackte Sensationen, er wollte ein "urbanes Männermagazin publizieren, für einen feinsinnigen, eleganten Mann, der das Leben feiert: "Work hard, play hard - aber bitte mit Stil!"

Seine Spielzeuge waren nicht nur die bald folgenden himmlischen Heerscharen ungezählter vollbusiger platinierter Barbies und Bunnies, die ihren schlank durchtrainierten Meister auf den 3506 Seiten der mit Fotos aus den Magazinen üppigst illustrierten Bände (Taschen-Verlag, Auflage 1500 Exemplare, signiert, mit Faksimiledruck der Erstausgabe und einem Stück aus Hefners Seidenpyjama für 1000 Euro), tätscheln und hätscheln, mit ihm in Grotten und Pools planschen und das runde Riesenbett in seiner mansion teilen, dem Tudorschloss mit 30 Zimmern in Los Angeles, das er in den sechziger Jahren kaufte.

Nein, Hefner, schon immer ein Literatur verschlingender Büchernarr, reicherte sein Magazin mit hochkarätigen Reportagen, Essays und Interviews der besten Schreiber seiner Zeit von Norman Mailer bis Vladimir Nabokov an, fügte Cartoons und das Playmate des Monats hinzu und gab dem Mann von Welt zudem Tipps für alle Lebenslagen vom modernistischen Wohndesign bis zum coolsten Auto und den richtigen Schuhen.

Mit dieser mondänen Machomischung wuchs das Imperium mit dem Häschenlogo von Mr. Playboy in den sechziger und siebziger Jahren zu einer der bekanntesten Marken des Globus, inklusive Jazz Festival, TV-Show, Playboy-Clubs, Pyjama Partys und 26 Millionen Lesern.

Nicht ohne Grund enden Hefners Memoiren 1979. Denn fast unmerklich begann damals der Playboy-Sexappeal, diese geliehene James-Bond-Ästhetik, zu altern. Der Kosmos der Playboy-Männlichkeit wurde mehr und mehr zum nostalgischen Loop - unabhängig von Internet und Pornohype, die Anfang des Jahrtausends die Verkaufszahlen verfallen ließen. In dieser Endlosschleife des ewigen Happy End(ing)s kreist auch Hugh Hefner, der wie alle Playboy-Romantiker nur das eine will: "to keep it going for as long as possible", es so lange wie möglich krachen lassen.

© SZ vom 19.12.2009/bre - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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