Philosophischer Alltag:"Weil ich einfach gut aussehe"

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Politik bei Donald Trump, das ist meist ein Witz auf Kosten anderer. Dieses Buch versammelt berühmte Sprüche des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der oft Probleme mit der Wahrheit hat. (Foto: Rowohlt)

Ein neuer Sammelband vereint berühmte Entgleisungen und seltsame Sprüche des Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump. Peinlich? Oh ja. Aber man sollte das ruhig noch mal lesen, um auf alles vorbereitet zu sein.

Von Christian Mayer

Die Kunst von Donald Trump ist, sich nicht zu verstellen. Er sagt, was er denkt, wenn er denn denkt. Die Zitate-Sammlung "Weil ich einfach sehr gut aussehe" offenbart seinen Wahnwitz.

Das Gute und zugleich Schreckliche am Präsidentschaftsbewerber Donald Trump ist, dass alles auf dem Tisch liegt. Der Mann ist ein offenes Buch. Dass er mit all seinen fremdenfeindlichen, frauenverachtenden und größenwahnsinnigen Aussagen bei einem großen Teil der amerikanischen Wähler auf so viel Sympathien stößt, muss aber einen Grund haben. Sind die denn alle bescheuert? Diese Frage drängt sich noch einmal auf, wenn man den Sammelband "'Weil ich einfach gut aussehe.' Erschreckend wahre Worte von Donald J. Trump" (herausgegeben von Moritz Piehler in einer leserfreundlichen deutsch-englischen Ausgabe mit Quellenhinweisen) gelesen hat.

Trump kann, und das macht seine Verführungskraft aus, durchaus lustig sein, weil er in der Art eines Stand-up-Comedians fast immer übers Ziel hinausschießt. Gnadenlose Verkürzung, ultimative Faktenverdrängung, penetrante Selbststilisierung, vulgäre Beschimpfung: Das kommt an bei seinen Fans, die Intellektualität für ein Schimpfwort halten. "Wenn ich Präsident bin, werdet ihr sagen . . .: 'Bitte, Mr. President, wir gewinnen zu oft. Wir halten das nicht mehr aus. Können wir nicht einmal verlieren?' Und ich werde sagen: Nein, wir werden weiter siegen, siegen siegen . . . weil wir Amerika wieder groß machen werden. Und ihr werdet sagen: 'Okay, Mr. President. Okay.'"

Gelegentlich ertappt man sich bei dem Gedanken, dass Trump vielleicht gar nicht so schlimm ist, weil er das alles nicht ernst meinen kann. Verbirgt sich hinter dem sexistischen Großmaul möglicherweise doch ein Mensch mit etwas Humor und Selbstironie? "Ich bin der Ernest Hemingway der 140 Zeichen", das hat schon was, genauso wie die für Politiker eher untypische Fähigkeit, einen Witz auf eigene Kosten zu machen: "Wer weiß schon, was in den Tiefen meines Kopfes vor sich geht?"

Aus den Tiefen seines Kopfes quoll im Februar 2016 aber auch dies hervor: "Folter funktioniert, okay, Leute? Glaubt mir, es funktioniert. Waterboarding ist nur der Anfang. Manche denken, das sei keine richtige Form der Folter. Aber nehmen wir mal an, es wäre eine und ich werde gefragt: Was halten Sie von Waterboarding? Ich finde es total in Ordnung. Aber wir sollten noch viel härter werden als Waterboarding, wenn es nach mir geht." Selbst frechste Falschaussagen kann sich Trump nicht verkneifen: "Der Slogan 'Make America great again' ist mir vor etwa einem Jahr eingefallen. Seitdem benutze ich ihn, und alle benutzen und lieben ihn. Weiß nicht, vielleicht sollte ich mir das Copyright darauf sichern. Vielleicht hab ich das sogar gemacht." Natürlich ist das Unsinn, was Trump im März 2016 dem Magazin Rolling Stone sagte. "Make America great again" war der Wahlkampf-Slogan von Ronald Reagan, er zierte 1980 Zehntausende Buttons.

Dass Donald Trump so offenkundig Probleme mit der Wahrheit hat, ist seinen Anhängern ziemlich egal - noch haben sie ja ihren Spaß. Bald schon könnte es ernst werden, mit ihm im Weißen Haus.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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